Diestedde (mw/bb). Ein ausgedienter Trafoturm soll in Diestedde bald zum Ort für Artenvielfalt und Bildung werden. Dafür engagiert sich der Rotary Satellitenclub Schloss Crassenstein mit einer neuen, ungewöhnlichen Initiative. Für das unscheinbare Bauwerk am Mühlenweg entstand die Idee, etwas Bleibendes und Nachhaltiges für den Artenschutz zu schaffen. Wo früher Strom durch die Leitungen rauschte, sollen bald Fledermäuse ihre Jungen großziehen.
Begonnen hat alles mit drei Westnetz-Fahrzeugen in der Einfahrt von Rainald Geringhoff. Bei einem Ortstermin stand die Zukunft des Trafoturms zur Diskussion. Da der Strom mittlerweile über ein modernes Häuschen vor dem Gebäude fließt, hat das Häuschen nach der technischen Umstellung keinen Nutzen mehr und sollte abgerissen werden. Doch statt das alte Bauwerk dem Erdboden gleichzumachen, entschied sich Geringhoff kurzerhand, den Turm – der direkt an seinem Grundstück grenzt – zu kaufen und er hatte dabei auch direkt eine Idee für die zukünftige Nutzung.
Aus dem alten Trafohäuschen soll ein Fledermausturm werden, der bedrohten Arten Schutz bietet und gleichzeitig Menschen für Natur- und Artenschutz sensibilisiert. „In der Umgebung gibt es viele Fledermäuse, aber kaum geeignete Rückzugsorte“, erklärt Geringhoff. Denn Fledermäuse sind vielerorts bedroht. In den vergangenen Jahren haben die Tiere durch Sanierungen und Gebäudeschließungen viele ihrer angestammten Lebensräume verloren, sichere Rückzugsorte werden knapp. In der Umgebung des Mühlenwegs gibt es zwar viele dieser nützlichen Insektenjäger, doch es fehlt an geeigneten Quartieren. Genau hier setzt der Fledermausturm an. Was zunächst ungewöhnlich klingt, ist ein durchdachtes Naturschutzprojekt.
Umgesetzt wird das Projekt vom Rotary Club Lippetal Schloss Crassenstein, der sich schon seit seiner Gründung mit Bildungs- und Umweltprojekten in der Region engagiert. „Wir möchten nicht nur helfen, sondern vor Ort etwas Sinnvolles bewegen“, sagt Rotary-Mitglied Florian Franzpötter. Und Henrik Streffer ergänzt: „Nachhaltigkeit und Bildung sind zwei der fünf zentralen Schwerpunkte unseres Clubs – der Turm vereint beides in idealer Weise.“
Das Projekt lebt nicht nur vom Gedanken des Artenschutzes, sondern auch von Mitmach-Gelegenheiten für Jung und Alt: Am 24. Mai findet ein Aktionstag für Schulkinder am Backhaus statt und wird damit auch zu einem Bildungsprojekt. Die Kinder bauen gemeinsam mit den Rotary-Mitgliedern 30 spezielle Fledermausnistkästen, die später am Turm angebracht werden sollen. Die Nistkästen aus Lärchenholz weisen eine spezielle, raue Oberfläche auf, damit die Tiere sich daran festkrallen können. Ziel ist, dass die Fledermäuse in dem Turm ein neues, geschütztes und artgerechtes Zuhause finden. Geplant ist außerdem eine Fledermaus-Wanderung mit dem NABU, bei der die kleinen Flieger in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden können.
Unterstützt wird das Projekt durch die Zusammenarbeit des Rotary Satelliten Club Schloss Crassenstein mit dem BUND, dem NABU, dem Heimatverein Diestedde sowie durch die Westenergie AG, die als Sponsor an Bord ist. Alle Beteiligten eint ein Ziel: Den Erhalt eines alten Bauwerks mit einer neuen, sinnstiftenden Aufgabe zu verbinden. „Es ist eine echte Win-Win-Situation“, freuen sich die Projektinitiatoren – für die Natur, für die Dorfgemeinschaft und vor allem die Tierwelt.
Foto/Text: B. Brüggenthies