Wadersloh/Diestedde (mw/bb). Liebe Leserinnen und Leser. Im Lokaljournalismus sollten Geschichten auf echtem Erleben, echten Begegnungen und gründlicher Recherche beruhen. Genau darin liegt die Stärke dessen, was ich gerne „Hyperlokaljournalismus“ nenne – denn Dorf-Kultur-Leben: Mein-Wadersloh.de bezieht sich ganz bewusst auf die drei Ortsteile unserer Großgemeinde.
An meinen Markenzeichen, der gelben Jacke und einem Fahrrad erkennt man mich schon von Weitem. Ich gehöre zu den Journalistinnen und Journalisten, die noch regelmäßig „vor Ort“ sind. Ich besuche Veranstaltungen (wie z.B. Versammlungen, Ausschusssitzungen, Spendenübergaben, Konzerte), führe persönliche Gespräche, beobachte, stelle Fragen und dokumentiere (in Texten, Fotos, Videos und Audio) das, was unser Leben in Wadersloh, Liesborn und Diestedde ausmacht. Mit (fast) all seinen kleinen und großen Geschichten – und den Zwischentönen, die man nur durch echte Nähe und Beobachtung einfangen kann.
Im ländlichen Raum spielt Lokaljournalismus eine zentrale Rolle: Hier braucht es verlässliche Quellen, die nicht nur informieren, sondern auch einordnen. Es werden Verbindungen zwischen Menschen, Vereinen, Initiativen, Gemeindeverwaltung und Wirtschaft geknüpft und Querverweise hergestellt, die im größeren Kontext sonst oft untergehen würden. Man könnte sagen: Lokaljournalismus ist eine Art von Netzwerk und damit unverzichtbar für das demokratische Miteinander vor Ort.
Lokaljournalismus unter Druck
Zugleich steht der Lokaljournalismus, der viel Zeit und Ressourcen kostet, unter immensem wirtschaftlichem Druck. Das zeigt sich derzeit nicht zuletzt in den Streiks bei vielen Tageszeitungen: Journalistinnen und Journalisten kämpfen für eine faire Vergütung in einem System, das immer mehr Leistung bei gleichzeitig sinkender Bezahlung verlangt. Was für Festangestellte gilt, trifft freiberufliche Journalisten wie mich oft noch härter: Steigende Lebenshaltungskosten und Produktionsausgaben stehen stagnierende Abo-Einnahmen gegenüber und das bei eigentlich deutlich wachsender Nachfrage, etwa in Form von Seitenabrufen.
Ich orientiere mich deshalb bewusst an den ethischen und moralischen Grundsätzen des Pressekodex – freiwillig und aus Überzeugung. Für mich gehören Sorgfalt, Transparenz, Quellenprüfung und Fairness zum journalistischen Handwerk. Und ich bin überzeugt: Auch wenn digitale Werkzeuge wie Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen vieles erleichtern können, ersetzt das keine echte journalistische Arbeit.
Ein Plädoyer für Hyperlokaljournalismus
Gute Inhalte entstehen nicht aus dem Nichts: Sie sind das Ergebnis von Zeit, Herzblut und oft jahrelangen Beziehungen zu Menschen vor Ort. Hintergrundgespräch, kritisches Nachfragen, das Gespür für Zwischentöne oder Stimmungen sind essenziell. Wertschätzung beginnt mit Respekt für die Recherche, das Handwerk und die Idee hinter einem Beitrag. Und das Wichtigste: Lokaljournalismus lebt vom Miteinander.
Wer möchte, dass es auch in Zukunft unabhängige, recherchierte und qualitativ hochwertige Informationen vor Ort gibt, sollte solche Angebote bewusst unterstützen. Deshalb lade ich herzlich dazu ein, lokaljournalistische Plattformen ideell und finanziell zu stärken – sei es durch Förder-Abos (Dorf-Kultur-Leben: Mein-Wadersloh.de bietet hier mehrere Möglichkeiten), direkte Unterstützung oder auch durch etwas so Einfaches, wie das Weitersagen guter Inhalte. Nur so können die genannten Herausforderungen bewältigt werden.
Dorfgeschichten, die verbinden, leben von Menschen.
Benedikt Brüggenthies, Gründer von Dorf-Kultur-Leben: Mein-Wadersloh.de