Diestedde (mw/bb). Mit dieser Nachricht hatte am Montagabend (31. März) wohl niemand gerechnet: Nicht als offizieller Tagesordnungspunkt aufgeführt, sondern als Mitteilung im Kurzbericht der Verwaltung ließ Bürgermeister Christian Thegelkamp die sprichwörtliche Katze aus dem Sack: Es gibt konkrete Pläne für die Ansiedlung eines Lebensmittel-Discounters im Nikolausdorf (ursprüngliche Meldung). Ein Zeitplan existiert bisher nicht, sehr wohl aber ein Standort: Das ehemalige Hotel „Schlosshof“ (Lange Straße) soll abgerissen werden und Platz machen für einen Verbrauchermarkt der Discounter-Kette „Netto“. Was zunächst wie ein verfrühter Aprilscherz (ist es nicht!) anmutet, ist eine Tatsache! Seit geraumer Zeit gibt es konkrete Pläne für die Ansiedlung. MW hat mit Bürgermeister Christian Thegelkamp am Montagabend über die Sensationsmeldung gesprochen.
Bürgermeister Thegelkamp im MW-Interview
Mein-Wadersloh.de (MW): Herr Bürgermeister Thegelkamp. Eine Supermarkt-Neuansiedlung in Diestedde? Jetzt gibt es erste Pläne für die Öffentlichkeit. Die Verhandlungen laufen aber schon viel länger. Was war die Grundidee zur geplanten Schließung der Nahversorger-Lücke?
Bürgermeister Thegelkamp (CT): „Also richtig ist, dass wir schon seit einiger Zeit im Hintergrund an diesen Dingen arbeiten. Und eine gewisse Form der stillen Zurückhaltung gehört ja auch dazu, wenn man mit Partnern arbeitet, die an vielen Orten aktiv sind, die mit einem ganz spitzen Bleistift rechnen. Deswegen braucht man Ruhe für solche Verhandlungen und die sind jetzt zu einem guten Zwischenergebnis gekommen, sage ich mal ganz vorsichtig. Das kann auch noch scheitern. Also nochmal: Wir sind noch nicht am Ende des Weges, wir sind nicht mehr am Anfang des Weges, wir sind aber auch noch nicht am Ende des Weges.
Und klar war, dass wir seit vielen Jahren natürlich das Defizit in der Nahversorgung vielfach diskutiert, öffentlich, nicht öffentlich, politisch, bürgerschaftlich auf der Agenda hatten und auf der Arbeitsliste sozusagen hatten. Aber so einfach ist es eben nicht, an einem solchen kleinen Ort auch vor dem Hintergrund von Zeiten, die schlechter werden, von Baukosten, die steigen, von Nahrungsmittelpreisen, die steigen und von Schwierigkeiten in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung an der Stelle weiterzukommen. Und deswegen sind wir jetzt sehr froh, dass wir hier einen ersten Zwischenschritt vermelden können.“
MW: Das Grundstück samt „Schlosshof“ ist schon seit Längerem im Besitz der Gemeinde, seinerzeit wurde es von Karl Pörtner erworben und war lange ein Leerstand, der bei Umsetzung der Pläne nun abgerissen werden soll. Was spricht für diesen Standort. Inwieweit gab es Alternativen?
CT: „Also erstmal ist er [Anm. d. Red.: der „Schlosshof“] im Besitz und im Eigentum der Gemeinde. Das macht vieles einfacher, weil man nicht mit Dritten über Eigentumsverhältnisse verhandeln muss, das ist das eine. Und das Zweite ist natürlich eine Standortanalyse, die Netto gemacht hat, mit der Frage verbunden, wo liegt so ein Markt am allerbesten. Wir haben unterschiedliche Alternativen diskutiert, auch direkt an der Bundesstraße gelegen zum Beispiel. Da gibt es aber raumplanerische Vorbehalte und dann kam eben in der relativ zentralen Lage der „Schlosshof“ sozusagen ins Gespräch mit dementsprechend großem Grundstück auch, das natürlich ebenfalls Herausforderungen hat durch die Topografie und so weiter. Das macht es auch nicht einfacher. Aber am Ende ist Netto damit sehr, sehr gut zufrieden und ich glaube, die Gemeinde auch.“
MW: Aktuell ist in dem Gebäude die Großtagespflege „Schlossmäuse“ angesiedelt sind. Müsste die dann umziehen?
CT: „Die müssen umziehen, das ist richtig. Nur wohin sie genau umziehen, da möchte ich mich noch ein bisschen bedeckt halten. Da sind wir auch wirklich noch nicht hundertprozentig am Ende unserer Überlegungen. Da sind wir noch in der Diskussion. Da gibt es natürlich noch zusätzliche Fragen zu klären. Aber die Eltern brauchen sich auf gar keinen Fall Sorgen zu machen, dass die räumliche Betreuung für ihre Kinder zusammenbricht […]. Das wird nicht passieren, das kann ich sicher sagen.“
MW: Es wird vermutlich auch Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel geben. Es gibt zwei Bäcker, eine Tankstelle. Gab es da Gespräche? Das war wahrscheinlich aufgrund der Nicht-Öffentlichkeit des Themas noch nicht möglich?
CT: „Richtig, ganz genau. Und deswegen haben wir heute extra diesen Satz mit eingepflegt, damit die Bäcker vor Ort [Anm. d. Red.: gemeint ist, dass es Gespräche von Netto mit Einzelhändlern, Bäckereien aus der Region geben wird] wissen, Netto wird nichts machen, was sie nicht zuerst mit den örtlichen Bäckern besprochen haben. Das ist der Plan. […] Damit die örtlichen Bäcker wissen, aha, Netto kommt erstmal auf uns zu. […] Da wird es die Rahmenbedingungen für geben. […] Das betrifft natürlich nicht nur die Bäckereien, sondern auch andere Nahversorger. […] Da werden auch entsprechend noch Gespräche dann geführt. Das ist ja auch Wirtschaftsförderung. […].“
MW: Der nächste Meilenstein ist also erreicht. Einen Zeitplan gibt es noch nicht. Was wäre realistisch?
CT: „Das kann ich im Augenblick beim besten Willen nicht sagen. Wir werden natürlich so schnell sein, wie wir können. Also das ist schon das Ziel. Hier bitte ich auch um Verständnis: Das kann auch auf dem Weg noch scheitern. Es ist nicht so, dass die Tinte unter dem Vertrag ist, sondern wir sind in einem guten Stadium und wollen das jetzt weiter ausbauen und freuen uns. Ich glaube, für die Gemeinde, insbesondere für den Ortsteil Diestedde ist das eine Supernachricht. Denke ich mir jedenfalls nach vielen Jahren des Bemühens.
Es ist auch ein Stück weit Wirtschaftsförderung, also ein Erfolg der Wirtschaftsförderung. [Wirtschaftsförderin] Marie Schmerling hat da hunderte von Stunden drinsitzen, das muss man ganz klar sagen. Investorengespräche, Gespräche mit anderen Discounter natürlich. Natürlich, mit allen, die da sind. Und dann springt mal ein Investor ab und dann kommt wieder ein neuer und dann verlässt einer den Konzern. Und manche sagen: Mensch, warum kommen die denn nicht schneller vorwärts? [.. ] Das heißt: erstmal Daumen drücken, aber es sieht gut aus für die Nahversorgung.“
MW: Vielen Dank für das kurze Interview.
Archivfoto/Autor: Benedikt Brüggenthies, das Interview wurde am 31. März 2025 geführt.
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