Liesborn (mw/bb). Gibt es sie? Diese Momente, die so magisch, so berührend sind, dass man sie kaum in Worte fassen kann? Nach diesem Wochenende kann die Antwort nur lauten: JA!
Daniel Pottgüter, seit 14 Jahren Wahl-Kölner, aber im Herzen Wadersloher mit Leib und Seele. Sportler beim TuS, engagiert in der Kolpingfamilie, aber leidenschaftlich mit der Musik verbunden. Vieles gab es zu erzählen während seines ersten Solo-Konzerts in seiner „alten“ Heimat. Die Erzählungen seines Werdegangs bildeten eine passende Klammer für die zwei (restlos ausverkauften) Homecoming-Konzertabende im Festsaal des Museums Abtei Liesborn, die ebenso vielfältig waren wie der Werdegang des Klavierspielers. Dabei geht es nicht nur darum, wie er seine Berufung als Musiker gefunden hat, sondern auch um eine tiefe Freundschaft: Für den Gesang und Gitarrenbegleitung hat er Henrik Streffer an seiner Seite. Das Ergebnis: Ein unvergessliches, mitreißendes Konzerterlebnis.
Bewusst schlicht fällt die Bühnendeko im Refektorium des Museums aus: Eine handvoll gedimmter Filament-Leuchten untermauern nahezu perfekt die familiäre Wohnzimmer-Atmosphäre. Symbolisches Understatement für den Künstler mit Bodenhaftung? Oder eben einfach die typische Wadersloher Mentalität, die sich der Wahl-Kölner auch nach 14 Jahren im rheinländischen Exil bewahrt hat?
Einen guten Bühnenmusiker zeichnet aus, dass er nicht nur sein Handwerk versteht, sondern sein Publikum mit Klängen für eine kurze Zeit in eine andere Welt entführt. Das Kunststück dabei ist, auch zwischen den einzelnen Stücken unterhaltend und mitreißend zu sein. Daniel Pottgüter gelingt dieser kreative Balanceakt. Dabei wird es – wie auch mit der Musik – hochemotional. Die Songliste ist eine liebevolle Hommage und tiefe Verbeugung vor seinen Lieblingskünstlern und Inspirationsquellen. Mit „New York state of mind“ von Billy Joel und „Irgendwo auf der Welt“ (Werner Heymann) wird die Richtung des Konzertabends direkt zu Beginn festgezurrt: Als Globetrotter irgendwo auf der Welt unterwegs, aber heute Abend zuhause – in seiner Heimat.











Das internationale Weite bricht Pottgüter runter auf Grönemeyers „Halt mich“. Die Gänsehautmomente nehmen zu. Henrik Streffer steht das erste Mal neben dem Bösendorfer-Konzertflügel. Der Raum und die Gäste stehen still, lauschen den Klängen und dem Gesang. Sie greifen in diesem Moment wohl nach Emotionen, die erklären, was sie gerade erleben und möchten diese Zeit festhalten. Nach dem Ausflug in die Popmusik wird es klassisch: Beethoven ist Lebensbestandteil des künstlerischen Werdegangs von Daniel Pottgüter. Für seine Zulassungsprüfung für die Lehrtätigkeit an der Musikhochschule hatte er die Sonaten Pathétique II + II bearbeitet.
Dann wieder Ruhe im Refektorium. Gewittergrummeln, Donnerlaute. Es wird experimentell, kreativ. Das improvisierte Crossover zeigt erneut die Vielseitigkeit von Klaviermusik. Musikalischer Regen tröpfelt auf das Publikum ein. Toto’s „Africa“ und weitere Pop-Klassiker lassen die Alltagssorgen-Regenwolken verschwinden. Die Konzertgäste strahlen, wippen mit ihren Füßen zum Takt der Musik, summen leise die Lyrics mit.
Was für die Welt der Musik gilt, umfasst auch sein privates Umfeld: Vorbilder und Wegbegleiter haben Daniel Pottgüter den eigenen Weg zur Musik eröffnet. Der größte Dank musste folglich an seine Eltern gehen, die das musikalische Talent selbst gelebt und ihn gefördert haben. Eine tiefe Freundschaft verbindet Daniel Pottgüter mit Henrik Streffer: „Als ich klein war, wollte ich immer auch auf der Ferienspaßbühne mit dem Holiday Fun Ensemble stehen“, erfahren die Konzertgäste. Der initiale Funke war gesetzt und wenig später war Daniel des „HFE“. Daraus entstand nicht nur eine musikalische, sondern eine tiefe Lebensfreundschaft mit Streffer. Das ist am Freitag- und Samstagabend nicht nur hör-, sondern auch sichtbar.
Die charmanten Zwischenmoderationen werden zum Teil des Abendprogramms. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erfahren mehr über „Potti“ und „Henni“ – wie sich die beiden Freunde gegenseitig nennen und wie sie auch ein Großteil des Publikums kennt. Daniel und Henrik ergänzen sich perfekt. Klarer Gesang, perfektes Klavier- und Zusammenspiel. Auch wenn es ein „Solokonzert“ ist, macht es mit der dezenten Unterstützung von guten Freunden gleich doppelt soviel Spaß.




Klassik, Pop, Jazz: Die musikalische Lebensreise, der Roadtrip zweier Freunde nimmt weiter Fahrt auf: Expresso Tschianti (Josch) und Saunaboy (LSE) sorgen für Lacher. Statt Regen also nun Freudentränen. 14 Jahre Köln (die „zweite Heimat“) haben Spuren hinterlassen und auch dieses Kapitel muss unbedingt Einzug finden. Museumsleiter Dr. Sebastian Steinbach kannte Daniel Pottgüter als Teil der Kölschen Band Miljö. „Erst danach habe ich herausgefunden, dass er aus Wadersloh kommt!“
Eine weitere Leidenschaft von Daniel Pottgüter ist die Filmmusik. Meine Damen und Herren, es folgt die Gesamtschau an Versatzstücken aus Film-, Funk- und Fernsehmomenten (Warnung: kann Spuren von Nostalgie enthalten). Große, orchestrale Hymnen, eingängige Jingles, fröhliche Titelmusiken: Ein Schnelldurchlauf ohne Vorspultaste, denn da möchte man nichts verpassen! Die Erinnerungen an Filme, alte Serien, die großen TV-Shows. Samstagabende, an denen die ganze Familie gespannt vor dem Röhrenfernseher verbrachte. Wetten, dass Daniel Pottgüter genau diese Stimmung in diesem Medley transportieren konnte?
Mit der Ballade „Danny Boy“ (Weatherly) wird es wieder etwas melancholischer. Es geht um den Abschied geliebter Menschen. Dankbar und demütig in Musik und in seinen Worten blickt Pottgüter noch einmal liebevoll zurück an einstige Wegbegleiter. „Wir gehören zusammen, bis ans Ende der Zeit“ lautet die erste Textzeile von „Wenn du gehst“ (Udo Lindenberg) und passt in diesem Konzertmoment unglaublich gut. „Pictures of mountains“ und das schwungvoll-jazzige „Murphys Gesetz“ (Roger Cicero) leiten das Konzertfinale ein. Als Zugabe gab es (musikalische) Danksagungen („Vielen Dank für die Blumen“ und „Memories of Tomorow“).
Neue Erinnerungen wurden bei den beiden Solokonzertabenden reichlich gemacht! Guido Geimer, ehemaliger Musiklehrer am Johanneum in Wadersloh, ist der letzte Konzertgast, der nach der 2. Vorstellung am späten Samstagabend im Treppenhaus des Museums wartet, bis alle anderen Gäste erfüllt den Nachhauseweg antreten. Seit 14 Jahren hat Daniel Pottgüter nicht mehr gesehen. Aber er hat ihn an diesem Abend gehört: Rund 120 Minuten lang. Auch nach der Musik ist sie dann wieder da: diese emotionale Aufgeladenheit. „Ich wusste immer, dass ihr ganz viel Potential habt. Das war einfach Weltklasse“, sagt Geimer sichtlich stolz zu „Potti“ und „Henni“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. „Guten Abend, gute Nacht.“ Vor allem aber: Auf Wiedersehen!
Für das Catering während der Konzertabende sorgte der Rotary Club Lippetal – Schloss Crassenstein gegen eine Spende. Die Erlöse daraus kommen dem Förderverein Huntington Hilfe Liesborn sowie der Kunstförderung von Abteikater Theophils MuseumsKids zugute.
Fotos/Konzertkritik: B. Brüggenthies
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