Wadersloh (mw/bb). Manchmal kommt es auf die Details an. In diesem Fall sind es 10×10 Zentimeter: Die Größe eines „Wadersloher Stolpersteins“. Ende Januar machte sich die 2. Vorsitzende des Heimatvereins Wadersloh, Jessica Jemella, mit Putzutensilien bei Minusgraden auf in den Ortskern, um die Erinnerungen an die einstigen Wohnorte der jüdischen Familien in Wadersloh auf Hochglanz zu polieren und sie den Menschen wieder in Erinnerung zu rufen. Dieses Beispiel zeigt, dass das Vereinsleben in Wadersloh auch im vermeintlich Kleinen stattfindet. Der Heimatverein Wadersloh hat in den vielen Jahrzehnten seines Bestehens verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Das Thema Erinnerungskultur war dabei immer oben auf der Prioritätenliste. Ob unter Hans-Josef Kellner, Herbert Fortmann oder unter dem derzeitigen Vorsitzenden Winfried Schlieper. Und das ist auch gut so!







Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Heimatvereins machte das Vorstandsteam einmal mehr deutlich, wie wichtig bürgerliches Engagement in diesen Zeiten ist. Erst vor wenigen Wochen hatte der Heimatverein Wadersloh gemeinsam mit den Kirchen zu einer Menschenkette für Demokratie aufgerufen. Im noch jungen Vereinsjahr 2025 untermauert der Traditionsverein damit einmal mehr seine gelebten Werte und setzt ein wichtiges Zeichen.
Mit einer Vielzahl an Veranstaltungen zeigte der Heimatverein, wie das dörfliche Miteinander gestärkt werden kann. Dabei blickte man auch wieder über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus. Ob Nachhaltigkeit (Apfelsaftaktion mit der Grundschule, Baumschnitt-Workshop), Traditionspflege (Martinsumzug, Stromberger Kreuzweg, Stärkung und Erhalt der Plattdeutschen Mundart, Maibaumfest), Denkmalpflege (eine alle Erwartungen übertroffene Denkmaltour, Pflege des Jüdischen Friedhofs, Wasserturm) oder Erinnerungskultur (Pogromgedenken am Rathaus): Zahllose Beispiele zeigen die Vielfalt des Vereinslebens und die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren im Dorf. Darüber hinaus wurde die Freundschaftsbande zum Heimatverein im thüringischen Faulungen mit einem Besuch weiter gefestigt. Als Gastgeschenk gab es einen Apfelbaumsetzling, der zwei verschiedene Sorten trägt.
Entsprechend positiv fiel dann auch der Jahresrückblick im Wadersloher Pfarrheim aus. Kurz und knapp, aber vor allem lebendig, blickte das Vorstands-Team auf die Begebenheiten des Vereinsjahres 2024 zurück, die für jede Zielgruppe passende Angebote bereithielt. In zwei Videobeiträgen ließ Jessica Jemella den großen „Friedenszug“ mit nachhaltigen Ansprachen von Vereinen und Gruppen aus der gesamten Gemeinde im Frühjahr 2024 und die Veränderungen von Wadersloh im Wandel der Zeit Revue passieren.
Im Ausblick finden sich die „Heimatvereins-Klassiker“ Martinszug (der in diesem Jahr sein 80-jähriges Jubiläum feiert), Kreuzweg (seit 1993!), Pogromgedenken und Krinktreffen (samt zweier Sonderveranstaltungen). Aber der Verein ist spontan und bestimmt gibt es auch kurzfristig wieder die ein oder andere Überraschung. Wie z.B. die freudige Ankündigung, dass erstmals seit 1955 auch Frauen bei der Jubilarkompanie des Schützenvereins mit den „50-Jährigen“ beim Schützenfest in Wadersloh mitlaufen werden, was die Versammlung mit lautem Applaus bedachte.
Nach kurzem Kassenbericht durch Clemens Holtmann samt erfolgter Entlastung von Kassierer und Vorstand, standen turnusgemäß Neuwahlen auf der Tagesordnung. Schriftführerin Carola Hörster tauschte den Posten mit Beisitzerin Jacqueline Ottensmann. Thomas Holzer und Willi Klenner komplettieren das Beisitzer-Trio.




Bürgermeister Christian Thegelkamp nutzte die Gelegenheit für einen kurzen Gastvortrag zur Geschichte der kommunalen Neuordnung. 50 Jahre später ein klares Fazit: Drei Dörfer, die eine Gemeinde bilden, aber dennoch ihre eigenen Gesichter erhalten haben. Man habe nichts verloren, sondern viel durch das neu Entstandene gewonnen. Die Vielfalt sei eine enorme Stärke in der Gemeinde Wadersloh. Das Ehrenamt sei zur Stärkung der Demokratie wichtig. Herzblut und Engagement für die Gemeinschaft seien unschätzbar, bilanzierte Christian Thegelkamp und würdigte die Arbeit des Heimatvereins.
Ein starkes Heimatherz für die Zukunft
Das menschliche Herz ist ca. 12×10 Zentimeter groß und damit etwas größer als die eingangs erwähnten Stolpersteine. Das Heimatherz in Wadersloh schlägt bei den Wadersloher Vereinen stark und das vor allem bei den Vorständen. Während des Stolpersteinputzens wurde Jessica Jemella von Jugendlichen angesprochen. Das Thema der Jüdischen Familien Wadersloh war im Unterricht behandelt worden. Das Buch „Die vergessenen Nachbarn – wer kennt sie noch?“ von Hans-Josef Kellner wird mittlerweile in digitaler Fassung in den Schulen eingesetzt. Die Stolpersteine in Wadersloh erinnern nicht nur an die Vergangenheit – sie sind auch ein Symbol für das, was eine (Dorf-) Gemeinschaft ausmacht: Erinnerung, Verantwortung und Zusammenhalt. Beim Stolpersteinputzen wurde deutlich, dass dieser Geist auch die jüngeren Generationen erreicht.
Das sah auch Winfried Schlieper so: „Wir haben eine starke Gemeinschaft. Das Positive überwiegt klar. Wir danken allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehrenamtlich in unserem Dorf einbringen“, schloss er den offiziellen Versammlungsteil.
Fotos/Text: B. Brüggenthies
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