Liesborn (mw). Im Jahr des 1250-jährigen Jubiläums der Region Westfalen präsentiert das Museum Abtei Liesborn eine besondere Rückkehr: Die mittelalterliche Handschrift „Historia Westphaliae“ des Liesborner Mönchs Bernhard Witte wird erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Sonderausstellung „Die Erfindung Westfalens – Bernhard Wittes Historia Westphaliae und das Kloster Liesborn um 1500“ läuft vom 27. April bis zum 19. Oktober 2025.
Das historische Dokument, das lange Zeit als verschollen galt, wurde 2023 wiederentdeckt und befindet sich in Privateigentum. Nun kehrt es für eine begrenzte Zeit an seinen Entstehungsort zurück. Die „Historia Westphaliae“ wurde um das Jahr 1500 von Bernhard Witte verfasst und stellt die erste umfassende Geschichtsdarstellung Westfalens dar. Erstmals findet sich die Bezeichnung „Westfalai“ bereits in den Fränkischen Reichsannalen des Jahres 775. Besonders im 15. Jahrhundert gewann der Begriff zunehmend an Bedeutung als räumliche und kulturelle Bezeichnung.
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Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung, betont die Bedeutung der Ausstellung für das Jubiläumsjahr: „Westfalen war nicht einfach da, es wurde immer wieder neu gemacht. Die Ausstellung hier in Wadersloh ergänzt mit der Chronik Bernhard Wittes die zentrale Ausstellung „775 – Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz um das älteste Geschichtswerk“,
Die Ausstellung ist eines von 44 Kulturprojekten, die im Rahmen des Jubiläumsjahres mit insgesamt drei Millionen Euro gefördert werden. Die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost unterstützt die Präsentation der Witte-Chronik besonders. „Die Förderung nachhaltiger kultureller Projekte, die das Bewusstsein für unsere Geschichte stärken, liegt uns als Stiftung besonders am Herzen. Die Präsentation der Witte-Chronik im Jubiläumsjahr 1250 Jahre Westfalen verbindet Vergangenheit und Zukunft und zeigt eindrucksvoll, wie historische Perspektiven unsere regionale Identität prägen können“, so Peter Scholz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost.
Auch das Museumsteam um Dr. Sebastian Steinbach freut sich auf die Ausstellung, die vom 27. April bis 19. Oktober 2025 gezeigt wird: „Neben den interessanten und teilweise erstmals gezeigten Exponaten aus der Liesborner Abtei um 1500 erfährt man einiges über die Vorlagen und die Nachfolger von Wittes Chronik.“ Neben den kostbaren Exponaten aus der Liesborner Klosterwelt des Spätmittelalters erhalten Besucherinnen und Besucher einen digitalen Zugang zur Handschrift und können in der „Digitalen Liesborner Klosterbibliothek“ virtuell blättern. Ein museumspädagogisches Rahmenprogramm rundet die Ausstellung ab.
„Ob Westfalen wirklich in Liesborn erfunden wurde, können wir natürlich nicht belegen. Was wir aber wissen, ist, dass das frühere Kloster in Liesborn eine wichtige und entscheidende Rolle für die Geschichtsschreibung der Region gespielt hat“, sagte Dr. Olaf Gericke, Landrat des Kreises Warendorf vorfreudig auf das kulturelle Highlight ab Ende April.
zus. Quelle: Museum Abtei Liesborn, Fotos: Heiko Marcher (weitblick medien)