Diestedde(mw/bb). Seit Wochen geistern die Meldungen durch die Wadersloher WhatsApp-Gruppen: „Das Schloss steht zum Verkauf“. Bereits seit Herbst 2023 gibt es aktive Bestrebungen, einen neuen Ankermieter oder einen Käufer für das Diestedder Wahrzeichen Schloss Crassenstein am nördlichen Ortsrand des Dorfes zu finden. Aus Sicht der Diestedder Dorfbevölkerung wohl am liebsten unter Beibehaltung des aktuellen „status quo“, denn das Schloss ist in den vergangenen Jahren zu einem Ausrichtungsort für Kulturveranstaltungen und vieles mehr geworden. Auf diversen Kleinanzeigen- und Immobilienplattformen bietet das Warendorfer Unternehmen „Von Poll Immobilien“ seit dem 24. Januar das Hauptgebäude der historischen Schlossanlage zu einem Kaufpreis von 2,3 Mio. Euro an (Anm. d. Red. Die Kaufsumme bezieht sich ausdrücklich nur auf das Hauptschloss, nicht die gesamte Anlage!). Die beiden Pavillons können optional auch erworben werden, heißt es in der Beschreibung des Immobilienanbieters.
Über die genauen Verkaufsgründe der Schlossanlage ist öffentlich bisher nichts bekannt. Die aktuellen Eigentümer, die Augenärzte Dres. Schwert und Röschinger, hatten die Immobilie Ende 2020 von dem damaligen Schulträger der Privatschule „Schloss Crassenstein GmbH“ erworben (Anm. d. Red. Die Schule bestand noch bis Mai 2023 an dem Standort). Seitdem fanden mehrere große Renovierungen an dem eindrucksvollen Bau (innen und außen), dessen Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, statt.
Besonders vorangetrieben wurde unter dem Dach des Schlosses in den letzten Jahren besonders die Netzwerkarbeit und Innovationsarbeit: Das Stiftungszentrum Westfalen, das Innovationszentrum Schloss Crassenstein und der Sitz des Rotary Satellitenclubs Schloss Crassenstein stehen für das Engagement der Eigentümerfamilien und vielen Kooperationspartnern. Immer häufiger sind das Kaminzimmer und der Spiegelsaal Ausrichtungsorte für Vereinsaktivitäten und Kulturveranstaltungen (darunter Diskussionsabende, Autorenlesungen, Konzertreihen, Kunstausstellungen u.v.m.).
Wohin wird die Reise mit der historischen Schlossanlage gehen? Das steht noch in den Sternen. Als vielfältiger Dreh- und Angelpunkt für Bildungsinitiativen, Kulturarbeit und Innovation hat Crassenstein in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Richtung für das gesellschaftliche Leben eingeschlagen.
Hintergrund: Schloss Crassenstein von 1999 bis heute
Das Schloss blickt in den vergangenen 10 Jahren auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Vor-Vorbesitzerin von Schloss Crassenstein war Marga Drews, deren Ehemann Prof.-Dr. Ing. Paul Drews das Schloss zur Jahrtausendwende kaufte, umfassend renovierte (unter anderem eine neue Dachkonstruktion und den ikonischen gelben Neu-Anstrich des damals rosafarbenen Schlosses in Auftrag gab) und den Plan verfolgte, eine „Denkfabrik“ im Nikolausdorf Diestedde einzurichten. Nach Prof. Drews Tod im Jahr 2012 stand das berühmte Wahrzeichen zunächst leer.
Ab Herbst 2016 (Verkauf) bis zum Frühjahr 2023 war mit der Privatschule Schloss Crassenstein eine seit dem Schuljahr 2018/2018 betriebene international ausgerichtete Schule samt Internat im Hauptschloss und einem der Pavillons untergebracht. Seit der Insolvenz der Schule im Sommer 2023 wird in mehreren Richtungen nach tragfähigen Nachfolgelösungen gesucht. Schon seit Jahren finden auf dem Außengelände und in den Innenräumen zahllose Kultur- und Bildungsveranstaltungen von Vereinen, Gruppen und Unternehmen statt.
Fotos/Text: B. Brüggenthies
zus. Quellen: Öffentliche Inserate (aufgerufen am 04. Februar 2025),
Gespräch mit dem Eigentümer vom 28. Januar 2025