Liesborn (mw/bb). Die Landwirtinnen und Landwirte in der Gemeinde Wadersloh kamen am vergangenen Montag (20. Januar) zur diesjährigen Winter-Jahreshauptversammlung des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Wadersloh im Klosterhof Liesborn zusammen. Auf der umfangreichen Tagesordnung standen die Jahresberichte in der Rückschau, aber auch der Ausblick auf das noch junge Jahr 2025.
Neuwahlen standen am Versammlungsabend nicht auf der Agenda, sehr wohl aber viele Informationen rund um die aktuelle Lage in der Landwirtschaft. Der Vorstand rund um Franz Lütke Holling-Henkelmann konnte sich auf viele interessierte Mitglieder freuen. Darüber hinaus folgten auch Ehrengäste u.a. der Vereine und die Fraktionsspitzen im Gemeinderat der Einladung.
In seiner Begrüßung beschrieb Franz Lütke Holling-Henkelmann die wechselhafte Stimmung innerhalb des Ortsverbands der Wadersloher Landwirte im Verlauf des vergangenen Jahres anhand einer Wettermetapher: Ein frostiger, sonniger Morgen symbolisiert den hoffnungsvollen Start in das Jahr mit großen Aktionen und einem „Wir-Gefühl“. Zu den Höhepunkten zählten die Aktionswoche im Januar 2024, ein Schlepperkorso im Südkreis sowie eine Großdemonstration in Berlin mit 30.000 bis 40.000 Teilnehmenden. Zudem wurde der Tag der Landwirtschaft in Telgte bei bestem Wetter und rund 25.000 Besuchern als Erfolg genannt.
Im Verlauf des Jahres zog jedoch, wie bei einem trüben Wintertag, Ernüchterung ein. „Unsere Forderungen an die Politik wurden nur sehr zäh oder gar nicht umgesetzt“, bedauerte der Ortsverbands-Vorsitzende. Die anfängliche Aufbruchsstimmung zum Jahresbeginn wich zunehmend einer gedrückten Atmosphäre unter den Landwirten. Dennoch betonte Holling-Henkelmann in seinen Ausführungen die Beharrlichkeit: „Ein Sprichwort lautet, steter Tropfen höhlt den Stein.“ Obwohl vielen der Fortschritt zu langsam erscheint, gab es auch Momente, in denen Dinge unerwartet schnell vorangingen, was neue Fragen aufwarf: „Warum ist die Ampelregierung auseinandergebrochen? Wurde die Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu groß? Und waren wir Landwirte es, die dieser Unzufriedenheit ein Gesicht gegeben haben?“, hieß es in der Rückbetrachtung.
Diesen differenzierten Überlegungen schloss sich der allgemeine Jahresbericht an, den Georg Suermann vortrug. Nach der Teilnahme an den Aktionswochen des Deutschen Bauernverbands und des WLV im Kreis Warendorf folgte Anfang 2024 auch die Übergabe einer Resolution an die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunalpolitik. Im weiteren Jahresverlauf organisierte der Ortsverband verschiedene Veranstaltungen, darunter einen gemeinsamen Kreuzweg mit der KLB Wadersloh und den Landfrauen sowie einen Feldbegang in Liesborn. Auch an Projekten wie der Blühstreifenaktion der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft beteiligte sich der Ortsverband wieder tatkräftig. Der Verband unterstützte zudem Veranstaltungen wie das Maibaumaufstellen in Wadersloh, das 75-jährige Jubiläum der KLJB Wadersloh und den Tag der Landwirtschaft in Telgte. „Unsere Mitglieder haben sich engagiert und zu einem gelungenen Ablauf beigetragen“, betonte Suermann. Im September war der Ortsverband zusammen mit den Landfrauen auf dem Kartoffelsonntag in Wadersloh präsent.
Ein Höhepunkt des Jahres war das Liesborner Erntedankfest, das auf dem Hof Schulze Fröhlich stattfand und mit einer Messe sowie einer anschließenden Feier begangen wurde. In Wadersloh richtete die Landjugend die Erntedankmesse aus und organisierte eine Erntekönigermittlung. Auch in Diestedde beteiligte man sich gemeinsam mit den Landfrauen an den Erntedankfeierlichkeiten in der Nikolauskirche.
Zum Jahresende traf sich der Ortsverband am 5. Dezember mit Bürgermeister Christian Tegelkamp, um aktuelle Themen zu diskutieren. Außerdem waren die Delegierten des Ortsverbands das ganze Jahr über bei drei Kreisverbandsausschusssitzungen vertreten, um die Interessen der Landwirte weiterzugeben.
Kopfzerbrechen war bundesweit in der Tierhaltung angesagt. Einblicke dazu gab es von Hanna Hermbusch von der Landwirtschaftskammer NRW. Das Hauptthema 2024 war die Blauzungenkrankheit, die bis heute starke Auswirkungen auf Milchviehbetriebe hat. Ein MKS-Ausbruch östlich von Berlin hatte ebenfalls massive Auswirkungen und führte zu einem weitestgehenden Stillstand. Die Herkunft des hochinfektiösen Virus konnte nicht ermittelt werden. Die Übertragung von Tier zu Tier, Gerät und über den Wind sorgte für sinkende Preise durch den fehlenden Absatz. Hermbusch wies auf den anstehenden Termin der Pflanzenschutzschulung (u.a. am 3. Februar in Liesborn) hin und stellte die Beratungsangebote der Kammer vor.
Bürgermeister Christian Thegelkamp betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit der Landwirtschaft als Säule der Lebensmittelproduktion. Infos zu den kommunalen Entscheidungen und Haushaltsplanungen zu den Wirtschaftswegen und Banketten sowie Grundsteuer und Löschwasserkonzepte fanden ebenfalls Erwähnung. Einen Dank sprach der Bürgermeister den Landwirten für die Unterstützung beim Schneeräumen aus.
Mit einem abschließenden Gastvortrag zu aktuellen Themen in der Landwirtschaft bildeten Johannes Bühlmeyer und Anja Engelke vom Kreisverband den Abschluss des Versammlungsabends.
2024 war somit voller Herausforderungen, aber auch voller Zusammenhalt und Engagement. Das spiegelt auch der Blick auf die landwirtschaftlichen Erträge wider. Im Gespräch mit MW zeigte sich Franz Lütke Holling-Henkelmann eher enttäuscht von der Ernte im Vorjahr. Besonders das Getreide blieb rund 20–25 Prozent unter dem Durchschnitt: „Eine Erklärung dafür haben wir aktuell nicht. Immerhin waren Mais und Grünland überproportional gut“, so der Ortsverbandsvorsitzende.
Fotos/Text: B. Brüggenthies
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