Liesborn (mw). Die Geschichtswerkstatt des Liesborner Heimatvereins legt mit dem neuen „Liesborner Geschichtsheft“ die 39. Ausgabe dieser Reihe vor. Auf einen Vorschlag aus der Leserschaft hin hat sich die Geschichtswerkstatt des Heimatvereins in diesem Jahr den dunklen Seiten der Dorfgeschichte zugewendet. Es wird über unterschiedliche Kriminaldelikte aus verschiedenen Jahrhunderten berichtet. Manche Leser mögen sich noch an einige Fälle erinnern, von anderen vielleicht nie etwas gehört haben.
Schon aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind Fälle dokumentiert, über die Bernd-Peter Kerkemeyer in seinen Berichten über Hinrichtungen, Hexenwahn und Urkundenfälschung schreibt. Aber auch im vergangenen Jahrhundert geschahen immer wieder Verbrechen, die das Dorf erschütterten. Die grausamen Morde an zwei sieben- und neunjährigen Mädchen, die seinerzeit für große Empörung in der Bevölkerung gesorgt hatten und vielen Bürgern noch heute im Gedächtnis geblieben sind, haben Wilhelm Plümpe und Bernd-Peter Kerkemeyer aufgearbeitet.
Mit einem verschwundenen Jungen, der bis heute nicht gefunden werden konnte, hat sich Martin Rasche beschäftigt, der sich auch mit den Liesborner Polizeibeamten befasst hat. Ein düsteres Kapitel sind die Verbrechen unmittelbar nach dem Kriege, wobei es nicht nur bei Plünderungen und Schiebereien blieb, wie Wilhelm Plümpe in einem Bericht erfasst hat. Selbstverständlich gehören auch der klassische Banküberfall, Brandstiftungen und Wilderei zu den Kriminaldelikten aus vergangenen Tagen, denen sich der Gastautor Richard Streffing, Ekkehard Schulze Waltrup und Wilhelm Plümpe angenommen haben.
Auch vor Drogenhandel ist Liesborn nicht verschont geblieben, was von Bernd-Peter Kerkemeyer ebenso recherchiert wurde wie zwei Schießereien in den siebziger Jahren. Dagegen waren einige Delikte schon harmloser, wurden in anderen Zeiten aber auch anders bestraft. Jürgen Rühl, neues Mitglied der Geschichtswerkstatt, hat sich sachkundig diesem Thema angenommen.
Man darf aber auch ein wenig schmunzeln, wenn man in das Schulstrafverzeichnis der Volksschule Suderlage schaut, wie es Klaus Luig getan hat, der zudem über den Tatort Suderlage schreibt. Auch die Androhung von einem Tag Haft im Jahre 1896 wird man heute nicht mehr ernst nehmen, genauso wie kleinere Diebstähle und Streiche einiger Spitzbuben und Rabauken, die Bernd-Peter Kerkemeyer ans Licht bringt. Ein weiterer Gastautor, Clemens August Grothues, schreibt über einen Wegestreit, der wie ein Märchen aus uralten Zeiten klingt. Der ehemalige Knast im Klosterkeller wird von Ekkehard Schulze Waltrup und Bernd-Peter Kerkemeyer in Erinnerung gebracht.
Dr. Andrea Brockmann und ihr Ehemann, der Künstler Ulrich Möckel, so wie auch der Lehrer Friedrich Gehlhaus haben deutliche Spuren in Liesborn hinterlassen, was im neuen Heft von Wilhelm Plümpe mit Nachrufen gewürdigt wird.
Die spannenden, teilweise amüsanten Artikel, deren Bebilderung manch eine Erinnerung oder Neugier hervorzurufen vermag, bieten eine lesenswerte Lektüre und eignen sich zudem sehr gut als kleines Geschenk zum Weihnachtsfest. Das Heft ist ab sofort im Schreibwarengeschäft Nienaber in Liesborn erhältlich.
Quelle: Heimatverein Liesborn