Liesborn (mw/bb). Die Plattdeutsch-Theatergruppe hat in Liesborn unter dem organisatorischen Dach des Heimatvereins ein neues, warmes Zuhause gefunden. Mit einem Plattdeutschen Nachmittag wagte die Gruppe, die seit Jahrzehnten für beste Laune „up Platt“ sorgt, am Sonntagnachmittag ihr großes Comeback auf die Showbühne. Im Refektorium des Museums überraschten und überzeugten die engagierten Mundart-Sprecherinnen und Sprecher mit Vertelekes, Anekdoten, Sketchen und kleinen Geschichten und bekamen dafür schallenden Applaus. Und das Beste: Es fühlte sich so an, als wäre die Plattdeutsch-Gruppe niemals weg gewesen.
Ein paar Jahre Pause liegen hinter der Theatergruppe, die Jahrzehnte Teil der mittlerweile aufgelösten Kolpingfamilie war. Die Liebe zum Plattdeutschen ist den Beteiligten aber zu, Teil seit frühester Kindheit mit auf den Weg gegeben. So gab es vor Jahren sogar noch Plattdeutsch als Schulfach – wenn auch nur als kleines Projekt, so hat das doch tiefe (Sprach-) Spuren hinterlassen und ganz viel Liebe für die einstmals weit verbreitete Mundart im Münsterland.
Besonders Monika Kampmann lag es zuletzt am Herzen, die durch Corona etwas „eingeschlafene“ Theatertruppe zu reaktivieren. Anstatt aber direkt wieder die großen Theaterbühnen des Umlands mit einem abendfüllenden Stück zu erfreuen, startete man etwas kleiner mit einem Plattdeutschen Nachmittag. Fünf Probentermine wurden anberaumt und bei jedem stand jede Menge Spaß im Vordergrund. Diese gute Laune und der Zusammenhalt zeigten sich eindrucksvoll am Veranstaltungstag: Im Museum Abtei Liesborn fand man den perfekten Austragungsort für das kleine, aber überaus leidenschaftliche Plattdeutsch-Experiment.
Nach kurzer und knackiger Begrüßung durch Monika Kampmann gab es zum Einstieg im gut besuchten Refektorium des historischen Hauses einen musikalischen Beitrag von Annette Hartwig (Gesang) und Andreas Hermeyer (Akkordeon). Dann nahm der Nachmittag so richtig Fahrt auf: Abwechselnd mal solo, mal als Duo gab es spannende, lustige und zum Teil sogar informative („Fraulüe uner sik“) Einblicke in den Alltag (natürlich durften Kulturremise, Kirche und Co. nicht im abwechslungsreichen Programm unter dem Punkt „Nigges aus Liesborn“ nicht fehlen!) und das Plattdeutsche. Selbst für weniger Sprachbewanderte ein echtes Kulturfest für alle Sinne im Liesedorf!
„Die größte Freude haben wir alle daran, dass wir altersmäßig so breit aufgestellt sind und wir die jungen Menschen begeistern konnten, wieder mitzumachen. Wir haben uns regelrecht gegenseitig gepusht bei den Proben und das war einfach toll“, fasst Monika Kampmann mit leuchtenden Augen die Vorbereitung auf den Sonntagnachmittag zusammen. Das gemeinsame Ziel, Plattdeutsch am Leben zu halten, wurde eindrucksvoll durch die Spielfreude der Akteure untermauert. „Es gibt so viele schöne Geschichten, die wir weiterhin erzählen möchten. Wir haben trotz viel Arbeit und Stress auf unser gemeinsames Ziel hingearbeitet und freuen und schon jetzt, auch künftig die Menschen in Liesborn und Umgebung mit dieser wunderbaren Sprache begeistern zu können! Das ist einfach ein schönes Miteinander“, strahlte Monika Kampmann stellvertretend für die Theatergruppe. Das Publikum war – wie könnte es auch anders sein – begeistert! In diesem Sinne: Guet goan!
Fotos/Kritik: B. Brüggenthies