Liesborn (mw). Sammeln, Forschen und Vermitteln sind drei der Kernaufgaben eines Museums. Seit einiger Zeit wird in Liesborn rund um das ehemalige Kloster und das heutige Museum rege recherchiert und geforscht. Stand zunächst vor allem das Liesborner Evangeliar im Mittelpunkt, beschäftigen sich inzwischen zwei Masterstudierende und drei Promovenden mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu Fragen der Liesborner Abteigeschichte und den Museumssammlungen. Die Museumsvolontärin Mara Woltering und der Masterstudent Amadeus Tkocz stellen im Oktober in zwei öffentlichen Vorträgen die ersten Zwischenergebnisse ihrer Forschungen vor.
„Arbeit ist der Frauen Zier“
Das Museum Abtei Liesborn besitzt mit über 600 Objekten eine große Sammlung bestickter Textilien aus der Zeit um 1900, die aktuell von Mara Woltering, der wissenschaftlichen Volontärin des Museums, genauer unter die Lupe genommen wird. Ein wesentlicher Aspekt bei der Erforschung der Textilien sind die Sprüche und Motive, die auf sie gestickt wurden. Sie zeigen typische Geschlechterrollen jener Zeit, bei denen die Hausarbeit noch keine Anerkennung fand und die einzige Aufgabe der Ehemänner das pünktliche Erscheinen zum Essen war – so scheint es jedenfalls, wenn man sich die gestickten Reime ansieht. Ihr Vortrag am Mittwoch, 9. Oktober um 15 Uhr, gibt Einblicke in die Textil-Sammlung des Museums Abtei Liesborn und zieht erste Schlüsse aus den gestickten Motiven sowie ihre Hinweise auf das Gesellschaftsbild um 1900 und die Erwartungen jener Zeit an die Hausfrau.
Alte und neue Forschungen zum Meister von Liesborn
Die Tafelmalereien des Meisters von Liesborn sind der Forschungsgegenstand von Amadeus Tkocz, der derzeit das Masterstudium in Kunstgeschichte an der Universität Freiburg absolviert. Obwohl der anonyme Künstler als herausragender Vertreter der spätgotischen Tafelmalerei Westfalens angesehen wird, blieb sein Werk, abgesehen von einigen größeren Forschungsanstrengungen in der Nachkriegszeit, bislang weitgehend unbeachtet. Durch neue Erkenntnisse zu anderen spätmittelalterlichen Tafeln rücken auch die Werke des Meisters von Liesborn wieder in den Fokus der Forschung. Tkocz präsentiert im Rahmen seines Vortrags am Mittwoch, 16. Oktober um 16 Uhr, unter anderem Erkenntnisse zu weiteren Werken, die dem Meister von Liesborn und seinem Umfeld zugeordnet werden können. Zudem stellt er Überlegungen zur Identität des bislang unbekannten westfälischen Künstlers an.
Die Vorträge finden im Festsaal des Museums statt. Die Teilnahme ist für Mitglieder der Freunde des Museums Abtei Liesborn e.V. kostenfrei, Nicht-Mitglieder zahlen 4,- €. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Quelle: Museum Abtei Liesborn