Diestedde (mw/bb). Am 8. September lud das Stiftungszentrum Schloss Crassenstein zur siebten Veranstaltung der musikalischen Vorlesungsreihe „Sonntags um 5“ ins Wasserschloss Crassenstein ein. Im prachtvollen Ambiente des Diestedder Schlosses wurde erneut ein außergewöhnlicher Konzertnachmittag geboten, der die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine musikalische Reise in zwei Durchgängen durch das 20. Jahrhundert führte.
Der renommierte Konzertpianist, Musikschulleiter, Diplommusiker und Dirigent Holger Blüder präsentierte unter dem Titel „Das 20. Jahrhundert“ eine erlesene Auswahl an Werken, die die Vielfalt und den Wandel der Musik in dieser Epoche eindrucksvoll widerspiegelten. Das Programm spannte einen Bogen von der Spätromantik über den Impressionismus und Expressionismus bis hin zu Popularmusik und Modern Jazz.
Den Anfang des 1. Durchgangs machten die lyrischen Stücke von Edvard Grieg, darunter das „Wächterlied“ und der „Hochzeitstag auf Troldhaugen“, gefolgt von einer impressionistischen Phase mit den Préludes von Claude Debussy, wie etwa den „Danseuses de Delphes“ und „La fille aux cheveux de lin“. Im 1. expressiven Teil des Programms erklangen dramatische Stücke aus Sergej Prokofjews Ballett Romeo und Julia, darunter die berühmten „Montagues und Capulets“, die die Zuhörer in die stürmische Welt von Shakespeares tragischer Liebesgeschichte entführten.
Das Konzert erweiterte sich mit Ausflügen in die modernen Musikgefilde. Hier interpretierte Holger Blüder zuncähst die „Interludes“ des ehemaligen britischen Hofkomponisten und eines der bedeutendsten, zeitgenössischen Komponisten Großbritanniens, Peter Maxwell Davies (verst. 2016), namentlich das melancholische „Farewell to Stromness“. Im Modern Jazz spielte Blüder zum Abschluss des 1. Durchlaufs Clara Pontys meditative „Romance“ aus Into the Light, bevor sich zweite Musikreise anschloss.
Von den romantischen Stimmungsbildern von Richard Strauss, die das Publikum mit ihrer träumerischen und poetischen Atmosphäre verzauberten, ging es zu den feurigen Klängen von Manuel de Fallas „Danza Rituell del Fuego“ aus El Amor Brujo, die das Konzertpublikum mit rhythmischer Intensität begeisterten. Alberto Ginasteras „Danzas argentinas“ brachten die Folklore Argentiniens in das Kaminzimmer von Crassenstein.
Fast am Ziel der musikalischen Reise angekommen, erklang Lionel Richies weltbekanntes „We Are the World“, das in Blüders Version für Klavier eine bemerkenswerte Tiefe im kleinen Kaminzimmer des Wasserschlosses erhielt. Den Abschluss des Nachmittags im Zeichen der Musik bildete ein erneuter Ausflug in den Modern Jazz. Holger Blüder spannte mit dem energetischen und modernen „Alla turca“ (1999) von Fazil Say den Bogen zum Abschluss.
Der musikalische Nachmittag im Wasserschloss Crassenstein bot auch in seiner 7. Auflage den Zuhörern ein außergewöhnliches Programm, aber auch die Möglichkeit, die Vielfalt der musikalischen Ausdrucksformen des 20. Jahrhunderts in der historischen Kulisse von Crassenstein zu genießen. Holger Blüder überzeugte durch technische Brillanz und tiefes Verständnis der Werke, was das Publikum mit langanhaltendem Applaus würdigte.
Das Stiftungszentrum Schloss Crassenstein weist bereits auf die nächste Veranstaltung hin: Am 6. Oktober 2024 findet die 4. Veranstaltung der Reihe „Stiftungen des Stiftungszentrums Schloss Crassenstein stellen sich vor“ statt. Im Fokus steht die „Röschinger Stiftung“ (Beckum). Beginn ist um 17 Uhr.
Foto: privat, Text: B. Brüggenthies