Wadersloh (mw/bb). Sie sind aus Wolle, nur wenige Zentimeter groß und machen glücklich: Die „Wadersloher Glückswürmchen“. Hinter dem Projekt steht die ehrenamtliche Initiative einer Interessengemeinschaft, die ein besonderes Ziel verfolgt: Menschen in schweren Stunden Mut zu machen und Trost zu spenden.
Der Auslöser für die Entstehung des allerersten „Glückswürmchens“ war eine Krebsdiagnose. Als Nicole Otto von ihrer Erkrankung erfuhr, schenkte ihr ein flauschiger Glückswurm ein Lächeln. Sonja Westermann verschenkte das erste „Wadersloher Glückswürmchen“ und schnell war beiden klar: Dieser kleine Wollwurm verfügt über eine einzigartige Fähigkeit: Er spendet Trost und macht Mut. Eine kleine Holzkugel, eine handvoll Wollreste und ein Paar Kulleraugen reichten aus, um für einen Moment Sorgen und Ängste vergessen zu machen. Nachhaltiger geht es nicht! „Auch anderen geht es so wie mir nach meiner Diagnose, daraus ist ganz schnell die Idee entstanden, anderen mit den Glückswürmchen ebenfalls eine Freude zu machen“, sagt Nicole Otto.
Seitdem wird im Akkord gebastelt, gehäkelt und dekoriert. YouTube-Tutorials waren perfekt für den Einstieg in die Welt der Glückswürmchen-Produktion (Anm. d. Red.: Pro Glückswürmchen benötigt man ca. 15 Minuten Zeit). Knapp 10 Frauen aus den Wadersloher Ortsteilen, den Nachbarorten aber auch von weiter weg, bilden aktuell die Interessengemeinschaft und immer mehr machen mit. In der Onkologie des Evangelischen Krankenhauses in Lippstadt werden regelmäßig „Glückswürmchen“ für die Patientinnen und Patienten hingestellt. „Die Nachfrage war von Anfang an so groß, dass wir sicher noch hunderte mehr produzieren könnten“, berichten die fleißigen Glückswürmchen-Herstellerinnen. Neben der Onkologie fanden sich die kleinen Talismane auch schnell in der Kinderstation des Krankenhauses wieder.
Glück, das sich verbreitet: Wie das Projekt weiter wächst
Immer öfter werden die Initiatorinnen auf die kleine Idee mit der großen Wirkung angesprochen. „Um das Projekt weiter zu koordinieren, haben wir uns als ehrenamtliche Interessengemeinschaft zu einer Facebook-Gruppe zusammengeschlossen, über die wir weitere Freiwillige zur Unterstützung gewinnen, aber dort auch nach Wollresten für die Produktion weiterer Glückswürmchen Ausschau halten“, sagt Sonja Westermann.
Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Neben den „Wadersloher Glückswürmchen“, die für Krankenhäuser und Arztpraxen gedacht sind und dort kostenlos zum Mitnehmen ausgelegt sind, gibt es inzwischen auch verschiedenste andere kleine Häkel-Figuren, die gegen eine kleine Spende u.a. bei der Sonnenapotheke in Wadersloh, dem Evg. Krankenhaus Lippstadt und im Hofladen bei Brüggenthies (Diestedde) mitgenommen werden können.
„Schön ist, dass unsere Freiwilligen manchmal tütenweise und ganze Kartons mit fertigen Glückswürmchen zu uns schicken. Da haben wir einfach mit einer spontanen Idee einen Nerv getroffen“, freuen sich die Initiatorinnen. „Abends auf der Couch, nebenbei beim Kaffeetrinken und selbst im Urlaub haben wir Material dabei und können gar nicht mehr aufhören, Nachschub zu produzieren“, lacht Gabi Marke aus Liesborn. Auch sie ist seit Langem Feuer und Flamme für das Herzensprojekt „Wadersloher Glückswürmchen“. „Von Zeit zu Zeit werden die Würmchen auch spontan „ausgewildert“. „Bei Spaziergängen verstecken wir bewusst auch mal das ein oder andere Exemplar und machen so den Menschen mit einem Zufallsfund eine kleine Freude nach erfolgreicher Schatzsuche“, berichtet Sheyleen Westermann. Sicher verpackt und mit einem erklärenden Text zum Hintergrund finden die kleinen Wollglücksbringer dann schnell einen neuen Besitzer oder eine Besitzerin und zaubern ein Lächeln in Gesichter.
Ein Dankeschön in Form von Lächeln: Die Motivation hinter dem Ehrenamt
„Ein herzliches Lächeln ist für uns alle das größte Dankeschön. Das motiviert zum Weitermachen. Auch weil wir wissen, welche Wirkung diese kleinen Mitbringsel für Menschen mit Erkrankungen und Sorgen entfalten kann. Wenn so ein kleiner Wurm an einem Rucksack eines Krebspatienten hängt oder den Rollator einer Seniorin im Pflegeheim schmückt, freut man sich einfach darüber, wie alle begeistert von dem Projekt sind“, beschreibt Sonja Westermann das erfüllende Ehrenamt. Die Beschenkten freuen sich, aber auch die Schenkenden fühlen sich offener und freundlicher.
Einem Schulkind wurde das Glückswürmchen stibitzt. Da gab es einfach zwei neue. Ein kleineres passt nun auf das andere auf. „Und auch Männer hängen sich stolz mal einen pinken Glückswurm an die Tasche. Sie fallen auf und sie machen glücklich. Somit haben wir unser Ziel erreicht. Wir machen weiter und freuen uns über jede helfende Hand, Wollspenden und noch viel mehr, dass unsere Glückswürmchen immer mehr Verbreitung finden“, sagt Nicole Otto.
Wer mehr über das Projekt und die Interessengemeinschaft „Wadersloher Glückswürmchen erfahren möchte. Die Facebook-Gruppe ist hier verlinkt (externer Link). Darüber hinaus sind die Damen mit einer großen Auswahl der Würmchen beim „Wadersloher Herbstreiben“ (Kartoffelsonntag) und bei den Nikolaustagen in Diestedde mit einem Stand vertreten.
Fotos/Text: B. Brüggenthies