Liesborn (mw/bb). Etwas mehr als 1 Jahr liegt die feierliche Eröffnung der neuen Dauerausstellung des Liesborner Evangeliars zurück. Im Mai 2023 wurde die dauerhafte Rückkehr des Exponats mit einem Festakt und Bürgerfest groß im Liesedorf gefeiert. Seit diesem historischen Momentum der Neuausrichtung des Museums fanden 205 Führungen statt. Insgesamt 43.270 Besucherinnen und Besucher passierten seitdem den Haupteingang des Museums und ließen sich von der Wirkung des neuen Evangeliarraums mitreißen. Begeisterung löste die besondere architektonische Ausgestaltung auch in der Fachwelt aus. Erstmalig in Deutschland wurde eine Ausstellung mit gleich drei renommierten Preisen ausgezeichnet. Um diese Anerkennung zu würdigen, lud Landrat Dr. Olaf Gericke am Freitag (23. August) zur Pressekonferenz ins Museum.
Der Landrat unterstrich, dass Kunst und Kultur für die Menschen interessant gestaltet sein müssen. Dies sei in Liesborn gelungen. Die Darstellung eines 1.000 Jahre alten Buchs, das 500 Jahre vor Erfindung des Buchdrucks entstand, sei interessant und spannend und wecke auch im 21. Jahrhundert die Neugierde der Betrachtenden. Für die Umsetzung der Ausstellung des wertvollsten Exponats des Museums Abtei Liesborn zeichneten die Büros DBCO und BOK+Gärtner verantwortlich. Landrat Gericke zeichnete den Entstehungsweg nach und freute sich über das Gelingen der Gemeinschaftsleistung. Die Fokussierung auf ein Objekt als Alleinstellungsmerkmal sei keine einfache, aber die wichtigste Entscheidung gewesen. Dabei sei es auch gelungen, die Kruzifixsammlung mit in das Gesamtkonzept einzubinden, indem zwei wertvolle Exponate auf der Rückseite der Stele in Szene gesetzt werden.
Mit diesen drei Auszeichnungen wurde der Evangeliarraum prämiert
Die Ausstellung des 1000 Jahre alten Liesborner Evangeliars im Museum Abtei Liesborn ist ein herausragendes Beispiel für die gelungene Verbindung von Kunst und Religion in einer modernen Präsentation. In einem eigens gestalteten Raum wird das Evangeliar, das nach einer 200-jährigen Reise in seine westfälische Heimat zurückgekehrt ist, seit Mai 2023 ausgestellt. Die Dauerausstellung hat nicht nur Besucherinnen und Besucher begeistert, sondern auch die Fachwelt beeindruckt. Mit diesen drei renommierten Designpreisen wurde das Konzept und die Ausführung ausgezeichnet: dem Red Dot Best of the Best, dem goldenen Nagel des Art Directors Club (ADC) und dem iF Design Award. Damit ist es das erste Ausstellungsprojekt in Deutschland, dem ein solches „Preis-Triple“ gelungen ist.
Die Jury des ADC zeigte sich besonders beeindruckt von der Szenografie, die es schafft, die Aura und Bedeutung des Evangeliars auch heutigen Besucherinnen und Besuchern erlebbar zu machen. Die künstlerische Qualität des mittelalterlichen Buches werde durch eine zeitgenössische Raumgestaltung von höchster Qualität in Szene gesetzt. David Bücker, Gründer der beteiligten Designbüros DBCO und BOK+, betonte die architektonischen Herausforderungen, die mit der Gestaltung dieses Raumes verbunden waren. Die Vitrine, in der das Evangeliar präsentiert wird, sei so konzipiert, dass sie Klimatisierung und Sicherheitstechnik unsichtbar integriert. Im Notfall kann die gesamte Vitrine mit einem Aufzug in einen geschützten „Klimatresor“ im Untergeschoss gefahren werden. Diese technischen Lösungen bleiben jedoch im Hintergrund, um den schlichten und eindrucksvollen Charakter des Raumes nicht zu beeinträchtigen.
Christian Koch, Geschäftsführer von BOK+Gärtner, hob hervor, dass der Evangeliarraum zu den erfolgreichsten Ausstellungsprojekten der vergangenen Jahre in Deutschland zählt. Der Raum sei immersiv gestaltet und spreche durch den subtilen Einsatz von Licht, Klang und Materialien alle Sinne an. Die Lichtstimmung im Raum verändere sich über den Tag, und leise gregorianische Gesänge (Anm. d. Red.: eingesungen vom Ensemble Musikus Diestedde) verstärke die sakrale Atmosphäre. Trotz des geringen Einsatzes digitaler Medien gelänge es, eine tiefe emotionale Verbindung zwischen den Besuchern und dem ausgestellten Kulturgut herzustellen.
Die Ausstellung, die Kunst und Religion auf eine faszinierende Weise vereint, hat es geschafft, die liturgische und künstlerische Bedeutung des Evangeliars auf besondere Weise zur Geltung zu bringen. Die beeindruckenden 8 Meter hohen Stahlwände, in die Schriftzüge und Buchschmuck gelasert wurden, tragen maßgeblich zur eindrucksvollen Atmosphäre bei.
Kommentar
Die nun mehrfach preisgekrönte Ausstellung, gestaltet von dem Büro BOK+Gärtner aus Münster, ist ein absolutes Muss für Kulturinteressierte und bietet ein einzigartiges Erlebnis, das Kunst, Geschichte und Spiritualität in einer beeindruckenden Inszenierung vereint. Besucher:innen haben dienstags bis sonntags die Gelegenheit, diese preisgekrönte Ausstellung zu erleben und die Geschichte und Bedeutung des Liesborner Evangeliars hautnah zu erfahren.
Fotos/Text: B. Brüggenthies