Liesborn (mw/bb). Das 8. Bildhauersymposium ist vorbei und somit Geschichte. Es schreibt ein weiteres Kapitel in das Bestreben der Gemeinde Wadersloh, Kunst im öffentlichen Raum erlebbar zu machen. Holger Küper, Carl Phillip Barg Isaak und Simon Mehling (alle Münster) sowie David Rauer aus Osnabrück nutzten das weitflächige Areal vor dem Museum Abtei Liesborn, um im Schatten der einstigen Benediktinerabtei und der Museumsremise und unter dem Dach der Kastanienbäume Werke zu schaffen, die zum Nachdenken anregen sollen.
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“. Mit einem Zitat, das Karl Valentin zugeschrieben wird, brachte Bürgermeister Christian Thegelkamp bei der Abschlussveranstaltung im Refektorium kurz und knapp auf den Punkt, was sich vom 10. bis zum 18. August rund um das Museum in Liesborn abspielte. Kunst und Kultur, die (fast) zum Greifen nah war.
Das Über-die-Schulter-Schauen“ erlaubte einen fast schon intimen Einblick in das handwerkliche und künstlerische Schaffen der vier beteiligten Künstler. Im Verlauf der Woche entstanden aus den Ideen der Künstler Werke, die bewusst zum Nachdenken anregen sollen. Vielmehr sollten sie darüber hinaus aber auch zur Kommunikation untereinander und mit den Besucherinnen und Besucher einladen. „Die Menschen sollten sich bewusst Zeit nehmen. Das Bildhauersymposium ist auch ein Kontrastpunkt zum Alltagsleben“, zeigte sich Christian Thegelkamp überzeugt von der Wirkung von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum, deren Vielfalt es zu „feiern und zu genießen“ galt. Als brückenbauendes und somit verbindendes Element mache Kunst das Menschsein aus.
Mit dem ehem. langjährigen Leiter des Museums Marta Herford, Roland Nachtigaller, gab es zum Symposiumsabschluss noch einen Impulsvortrag mit dem Thema „Warum Skulptur?“ In dem Kurzvortrag zeichnete Nachtigaller die Ursprünge von Bildhauersymposien und ihre Wirkung bis in die Gegenwart nach, in der neue Beteiligungsformate eine Erweiterung des Skulpturbegriffs möglich machen. Dazu formulierte er die drei Kernfragen: „Was soll es darstellen?“, „Wie ist es gemacht?“ und „Warum steht es hier?“. Die Vieldeutigkeit und Ambivalenz von Kunst sei dabei eine Chance für einen Einblick, während die geschaffenen Werke geheimnisvoll bleiben. Im Idealfall, so Nachtigaller, schaffe Kunst es, zu kommentieren, zu strukturieren und den sozialen Raum zu erweitern und trage somit dazu bei, Demokratie zu stärken.
Eine Interpretation ihrer Werke ließen die vier beteiligten Künstler des 8. Wadersloher Bildhauersymposiums daher weitestgehende offen, so dass sich Betrachtende ein eigenes Bild der vier gänzlich verschiedenen Formen machen können.
Beim Entstehen der Kunst trotzten Holger Küper, Carl Phillip Barg Isaak, Simon Mehling und David Rauer neben der zeitlichen Herausforderung bis zur Fertigstellung auch dem wechselhaften Wetter. Vom heißesten Tag des Jahres, Gewitter und Regen ließen sich die vier Bildhauer aber nicht abhalten. Aus Ton, Metall, Blech und Holz schufen sie vier gänzlich verschiedene Werke. Ungewohnte Arbeitszeiten, ungewohnte Gespräche und ein ungewohntes, großes Engagement (durch die Gemeinde Wadersloh) zog Simon Mehling sein Fazit. Überrascht zeigte sich David Rauer über die hohe Konzentration der Besuchenden, was eine fast „beruhigende Wirkung“ entfaltet hätte (trotz des Bohrens, Töpferns, Hämmerns und Schweißens). Eine meditative Ruhe, die auch Carl Phillip Barg Isaak vernahm. Im Künstlergespräch zeigte sich Roman Sunder, Vorsitzender der Jury, über die Vielfalt der Ideen und die „vielfältige und ausdrucksstarke“ Umsetzung.
Für die finalen Abschiedsworte trat Museumsleiter Dr. Sebastian Steinbach ans Rednerpult und blickte auf seinen Amtsantritt vor drei Jahren zurück, bei dem er unmittelbar ins kalte Wasser geworfen wurde und mit dem nachgeholten Bildhauersymposium 2021 schöne Erfahrungen sammelte. Dass der Raum vor der Abtei wieder zum Kunstraum und zugleich zum Kommunikationsraum wurde, erfreute den Museumsleiter sichtlich.
Einem großen Dank verpflichtet sah sich der Bürgermeister Christian Thegelkamp dem Hauptsponsor, der Sparkasse Münsterland Ost, Verwaltungsmitarbeitenden, der VHS Beckum Wadersloh als Kooperationspartner, der fachkundigen Jury sowie den vier Kunstschaffenden. Die Jury wählte bereits nach der Abschlussveranstaltung und dem gemeinsamen Rundgang in einer abschließenden Sitzung die Kunstwerke aus, die für einen Ankauf seitens der Gemeinde Wadersloh in den Fachausschüssen im November empfohlen werden. Wie die Entscheidung ausfiel, bleibt bis dahin noch unter Verschluss. Die Werke selbst verbleiben noch allesamt drei Monate auf dem Museumsgelände und können nach Lust und Laune besichtigt werden.
Bildergalerie: 8. Bildhauersymposium
Fotos/Text: B. Brüggenthies