Wadersloh (mw/bb). Der Jugendtreff Villa Mauritz präsentiert in diesem Jahr wieder ein vielfältiges und buntes Sommerferienprogramm 2024 mit zahlreichen spannenden Aktivitäten und Ausflügen. Nach Minigolf im Gaßbachtal in der 1. Woche und einem Krimidinner in der 2. Woche, steht in der 3. Woche mit einem großen Graffiti-Projekt ein mehrtägiges Kreativprogramm auf der Agenda der „Villa Mauritz“.
Graffiti hat einen gemischten Ruf, der stark vom Kontext, Stil und Standort abhängt. Einerseits wird es als künstlerischer Ausdruck und legitime Kunstform gefeiert, insbesondere durch international anerkannte Künstler wie Banksy, deren Werke in Galerien hoch geschätzt werden. In vielen Städten ist Graffiti ein wichtiger Teil der lokalen Kultur und trägt zur Verschönerung und Revitalisierung urbaner Räume bei. Es dient oft als Mittel für soziale und politische Kommentare. Andererseits wird Graffiti häufig als Vandalismus betrachtet, insbesondere wenn es ohne Erlaubnis auf öffentlichen oder privaten Gebäuden angebracht wird. Die Kosten für die Reinigung sind erheblich. Der Ruf von Graffiti schwankt somit zwischen Kunst und Vandalismus. Die positiven Seiten des künstlerischen Ausdrucks mit bunter Farbe aus der Spraydose steht in dieser Woche im Jugendtreff Villa Mauritz im Mittelpunkt.
In Wadersloh hat Graffiti beim Jugendtreff Villa Mauritz eine nachhaltige Tradition. Hier wird Jugendlichen die positive Wirkung der Kunstform nähergebracht. Vor drei Jahren fand erstmalig ein Projekt rund um Kreativität und Spraydosen statt. Dabei wurde unter anderem der damalige Leerstand der Realschule genutzt, um kurz vor dem Abriss die Techniken in den ehemaligen Klassenräumen ausgiebig auszuprobieren. Daraus ist im Nachgang sogar eine Ausstellung entstanden.
Vorletztes Jahr gab es erneut Workshops und eine Verschönerungsaktion, unter anderem an der Turnhalle in Diestedde. In diesem Jahr hat man sich mit der Künstlerin und Kunstvermittlerin Varuna Hellmann zusätzliche Expertise für das Wochen-Projekt dazugeholt, um den Jugendlichen neue Techniken und Perspektiven zu vermitteln.
Die jungen Teilnehmenden sind gänzlich in ihrem Element. Es wird skizziert, gemalt, gesprayt. Auch genug Raum für Gespräche in geselliger Runde ist vorhanden. Die Woche ist gut gefüllt mit Input rund um Farbe, Kreativität und Hintergrundwissen rund um Graffiti-Kunst. Dabei ist der Wokshop bewusst offen gehalten, so dass die jungen Teilnehmenden selbst entscheiden, wie sie ihre Werke umsetzen.
Varuna Hellmann blickt den Jugendlichen immer wieder über die Schultern. Die Kunst- und Philosophiestudentin leitet den Workshop voller persönlicher Überzeugung, dass Graffiti eine besondere und vielfältige Möglichkeit, sich auszudrücken. Der Theorieteil zum Wochenbeginn hebt vor allem die Vorzüge der Kunstform hervor, die eng mit der Hip-Hop-Kultur verwoben ist. Sie kennt die Einrichtung vom „WaderSlam!“, bei dem sie als Wortakrobatin 2023 auftrat. Die vorhandene Graffiti-Kunst in der „Villa Mauritz“ machte Eindruck, so dass sie mit Jugendtreff-Leiterin Anna Marras ins Gespräch kam und man gemeinsam einen neuen Workshop entwickelte. „Für uns ist das einfach ein ‚perfect match‘. Varuna bringt viel Expertise mit für die Kunst und ihre Vermittlung an Jugendliche“, sagt Anna Marras. Hilfreich war es, dass es nicht sofort an die Dose ging, sondern auch Hintergrundwissen Teil des Projekts ist.
„Graffiti ist inzwischen im Mainstream angekommen und ist eine Kunstform, die in der Öffentlichkeit stattfindet. Junge Menschen haben einen direkten Zugang dazu“, so Varuna Hellmann. Beim Graffiti gibt es unterschiedliche Stile. Über „style writing“, „throw-ups, die aufwendigen „pieces“ und „character“ hat jeder Stil seine eigene Ästhetik und Techniken, und viele Graffiti-Künstler kombinieren Elemente aus verschiedenen Stilen, um ihre individuellen Werke zu schaffen. „Bei dem Workshop ging es aber auch darum, Farben sparsam zu verwenden, die richtige (Schutz-) Kleidung zu tragen und die Farbdosen richtig zu halten, um bestimmte Effekte zu erzielen“, so die Künstlerin.
Das künstlerische Ausleben bei der Ideenfindung, Skizzieren und Ausprobieren sorgte für viel Motivation. Aufregend ist dann vor allem der Moment, wenn das eigene Werk in Farben auf dem Holz, dem Mauerwerk oder einer Leinwand zum Leben erweckt wird. Sowohl eine Holzwand im Jugendtreff, als auch der Jugendverweilraum am Bauhof wurden mit Farbe und Motiven verschönert. So entstanden nicht nur einzelne Kunstwerke, sondern aktuell wird an einem gemeinsamen Werk gearbeitet, in dem sich die Arbeiten der beteiligten Jugendlichen wiederfinden sollen.
Fotos/Text: B. Brüggenthies