Münster/Wadersloh (pbm/acl). Für viele der Schülerinnen und Schüler war es der erste Kontakt mit Menschen, die sich für ein Leben in einer Ordensgemeinschaft entschieden haben. Rund 90 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Johanneum in Wadersloh haben aus Anlass des ersten Klostertages der Schule verschiedene Ordensgemeinschaften in Münster besucht. In Kleingruppen machten sie sich am 4. Juli auf den Weg zu den Mauritzer und den Lüdinghausener Franziskanerinnen, den Klarissen, den Katharinenschwestern, den Hiltruper Missionsschwestern, den Kapuzinern, den Canisianern sowie der Gemeinschaft Verbum Dei – und erfuhren Erstaunliches.
Mal eben das Haus verlassen, eine Kurznachricht per Handy verschicken oder das essen, worauf man Lust hat: Für die Klarissen unmöglich. Die neun Schwestern, die im Schatten des St.-Paulus-Doms wohnen, leben in sogenannter Klausur – einem abgeschlossenen Bereich – und haben Armut geschworen. „Wir leben ausschließlich von Spenden“, berichtete Schwester Conrada, die die Schülerinnen und Schüler im Aufenthaltsraum empfing. Seit 40 Jahren gehört sie dem Orden an, Hunger mussten sie und ihre Mitschwestern noch nie leiden: „An unserer Pforte werden Lebensmittelspenden abgegeben. Und was wir nicht brauchen, geben wir an Bedürftige, die bei uns klingeln, weiter.“
„Wie oft dürfen Sie Ihre Familie sehen? Was bedeutet das Gebet für Sie? Und woher wussten Sie, dass das der Weg ist, den Gott für Sie bestimmt hat?“ Felicitas und Alina (beide 16 Jahre) und ihre Mitschüler nutzten die Gelegenheit und stellten Schwester Conrada ihre Fragen – und erfuhren, dass die Klarissen eine Woche im Jahr sogenannte Erholungszeit haben und ihnen eine weitere Woche für Exerzitien, eine besondere Form von Besinnungstagen, außerhalb des Klosters zur Verfügung steht. „Der normale Tagesablauf ist bei uns vom Gebet geprägt“, erzählt die Ordensschwester, die mit ihren Mitschwestern regelmäßig den Gottesdienst im benachbarten Dom mitgestaltet. Das ganze Leben in denselben vier Wänden zu verbringen, mit denselben Menschen: „Das ist schon eine ganz besondere Lebensform“, zog Alina ein Fazit und war dankbar für den Einblick.
Gegenseitig stellten sich die Schüler später ihre Erfahrungen von den Besuchen in der Martini-Kirche vor. Dabei wurde die Vielfalt des Ordenslebens deutlich: Während einige Gemeinschaften in großen Klöstern leben, bewohnen kleinere Gemeinschaften teils nur eine Wohnung in der Innenstadt. „Besonders hat uns beeindruckt, dass viele Ordensgemeinschaften international aufgestellt sind und viele Ordensleute dadurch schon weit gereist sind“, erklärte eine Schülerin bei der Präsentation.
Magdalena Fuest-Wenner von der bischöflichen Hildegardisschule, wo der Klostertag bereits eine lange Tradition hat, hatte für das Wadersloher Gymnasium den Kontakt zu den Ordensgemeinschaften in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Orden, Säkularinstitute und Geistliche Gemeinschaften im Bistum Münster vermittelt. Die Lehrerin findet es wichtig, dass junge Menschen Lebensmöglichkeiten kennenlernen, die ihnen meistens bis dahin fremd sind. Für die Mehrzahl der Schüler sei es der erste Kontakt zu Ordensleuten und auch die Schwestern und Brüder hätten sich auf den Besuch und die inspirierenden Fragen der jungen Menschen gefreut.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann