Oelde-Stromberg (mw). Vom Manga im japanischen Stil bis zur Graphic Novel – viele von uns haben bereits Comics gelesen. Einige sind leidenschaftliche Fans. Doch ist das tatsächlich Literatur? Gehören Comics überhaupt in ein Literaturmuseum? Das Team des Museums für Westfälische Literatur im Kulturgut Nottbeck in Oelde-Stromberg sagt eindeutig ja. Vom 7. Juli bis zum 29. September 2024 werden unter dem Titel „Zok Roarr Wumm!“ Originalzeichnungen, Hefte, Bücher und vieles mehr präsentiert. Ein spannendes Begleitprogramm mit Lesungen und einem Manga-Workshop rundet die Ausstellung ab. Die Eröffnung findet am Sonntag, 7. Juli 2024, um 18:00 Uhr statt, mit einer Einführung des Kurators Stefan Höppner. Bis zum 29. September 2024 können Besucher die Comic-Ausstellung im Literaturmuseum und im Außenbereich des Kulturguts Haus Nottbeck erleben.
Es gibt zwar keine westfälische Zeichnerschule für Comics, aber viele talentierte Künstlerinnen und Künstler, die hier leben oder aufgewachsen sind. Wer weiß schon, dass der erste westdeutsche Nachkriegscomic aus dem Ruhrgebiet stammt? Dass in Bielefeld einer der größten deutschen Comicverlage ansässig ist und Dortmund eine eigene Comicgalerie betreibt? Dass Comics in der Nachkriegszeit auf Scheiterhaufen verbrannt wurden? Oder dass in Castrop-Rauxel japanische Mangas gezeichnet werden? Berühmte Comicschaffende wie Ralf König, Ralph Ruthe und Line Hoven haben ihre Jugend in Westfalen verbracht.
Stefan Höppner, der wissenschaftliche Leiter des Museums für Westfälische Literatur und selbst Comicforscher, hat für die Ausstellung eine beeindruckende Auswahl an Heften und Büchern zusammengestellt – von Perry Rhodan-Comics bis hin zu literarisch anspruchsvollen Graphic Novels. Diese zeigt, wie sich das Medium im Laufe der Jahre vom Schmuddelimage befreit hat. Heute werden Comics von der Kritik ernst genommen und finden sogar ihren Platz im Feuilleton. Die Ausstellung erzählt diese Geschichte mit Originalzeichnungen und Büchern von der Nachkriegszeit bis heute. Der Künstler Jeremias Vondrlik, der bereits mehrfach für das Museum gearbeitet hat, gestaltet die Ausstellung. Die Münsteraner Comiczeichnerin Maximiliane Spieß hat sogar eigene Figuren entworfen – zwei Kühe, die die Besucher durch die Ausstellung führen. Eine Medienstation zeigt Interviews mit Comicbegeisterten, die ihre Faszination für die bunten Bildergeschichten teilen. Zudem lädt ein Bücherregal mit ausgewählten Comics zum Schmökern und Stöbern ein.
Die Ausstellung wird durch Lesungen und einen Manga-Workshop ergänzt. Am 23. August spricht der Schriftsteller Marc Degens mit Museumsleiter Stefan Höppner über das Phänomen des Comicsammelns und liest aus seinem aktuellen Romanmanuskript, das an einer fiktiven Comic-Akademie im Ruhrgebiet spielt. Am 25. August bietet die Zeichnerin Martina Peters einen Manga-Workshop für Menschen ab zwölf Jahren an. Am 4. September stellt Nils Oskamp seine autobiographische Graphic Novel „Drei Steine“ vor, in der er seine Jugend im Dortmund der 1980er Jahre schildert, als er sich gegen eine Nazi-Clique zur Wehr setzen musste – ein nach wie vor aktuelles Thema. Begleitend zur Ausstellung wird ein kleiner Katalog im Bielefelder Aisthesis Verlag erscheinen, der ab Juli 2024 erhältlich sein wird.
Weitere Informationen unter Tel.: 0 25 29 / 94 97 900 und www.kulturgut-nottbeck.de.
Zus. Quelle: Museum für Westfälische Literatur im Kulturgut Haus Nottbeck