Wadersloh/Diestedde/Liesborn (mw/bb). Alle Jahre wieder, wenn Kommunal- oder Europawahlen anstehen, gehören sie zum Dorfbild in verschiedenen Größen dazu: Wahlkampfplakate. Die Parteien bringen darauf ihre aktuelle politische Agenda möglichst kurz und knapp zur Geltung. Ein Porträt des oder der Kandidat*in, ein Schlagwort (z.B. „Freiheit“), oder eine kurze Aufzählung. Hintergrund ist immer, Aufmerksamkeit zu erzeugen, zentrale Botschaften und Slogans zu verbreiten.
Wenige Wochen vor der Europawahl müssen sich die politischen Parteien aber auch mit Vandalismus beschäftigen. Gerade die SPD-Plakate werden beschädigt, beschmiert oder verschwinden einfach.
„Jede Partei hat das Recht, Wahlwerbung zu machen. Die Straßenplakate kosten viel Geld und das Aufhängen macht viel Arbeit. Beim Aufhängen darf man sich neuerdings aus fahrenden Autos heraus beschimpfen lassen. Es macht gerade echt keinen Spaß“, sagt Anne Claßen, SPD Gemeindeverbandsvorsitzende in Wadersloh und Mitglied des Kreistages in Warendorf, im Gespräch mit MW.
Eine WhatsApp-Nachricht kommt an: „Es fehlt wieder ein Gilbert-Plakat“, so Claßen. Der wohl traurige Höhepunkt: Im Nordkreis wurde ein Plakat mit dem Porträt des SPD-Kandidaten Gilbert Wamba mit einem rassistischen Begriff beschmiert.
In allen drei Wadersloher Ortsteilen kam es zu Zerstörungen von Plakaten. Aufgehängt wurden sie schon vor einigen Wochen und schon kurz danach waren die ersten Plakate verschwunden. Nach dem Pfingstwochenende finden sich einige in Mülltonnen wieder. „Das ist eine klare Sachbeschädigung und hier wird auch das Ehrenamt mit Füßen getreten. Wir haben feste Teams, die ihre Zeit opfern und sich um das Aufhängen kümmern. Ein Teil der Kosten müssen wir auch aus unserem eigenen Budget stemmen. Bei größeren Beschädigungen erstattet der Kreisverband auch Anzeige. Leider lassen sich die Täter aber nur schwer ermitteln, wenn die Personen nicht bei der Tat beobachtet werden“, sagt Claßen.
Entmutigen lassen möchte man sich aber nicht: „Es ist ein ungutes Gefühl und wir haben auch aktuell noch keine Wahlkampfaktion gemacht. Man muss schon gut überlegen, was man macht. Unser Appell lautet: Sprecht unsere politischen Vertreter einfach direkt an und diskutiert mit ihnen“, wünscht sich Anne Claßen.
Kommentar
Das Zerstören von Wahlkampfplakaten ist nicht nur eine strafbare Handlung, sondern auch ein Angriff auf die demokratische Meinungsfreiheit und das ehrenamtliche Engagement derjenigen, die diese Plakate aufhängen. Solche Taten behindern einen fairen und respektvollen Wahlkampf und sollten nicht toleriert werden. Hass gegen Plakate ist auch Hass gegen die Demokratie. Wie wäre es stattdessen mit einem respektvollen Meinungsaustausch? Am 9. Juni (oder vorher per Briefwahl oder persönlich im Rathaus) kann jeder seine Stimme für eine demokratische Zukunft abgeben. Jede Stimme zählt!
Kommentar, Text, Fotos: B. Brüggenthies