Liesborn (mw/bb). Das 53. Kammermusik-Festival wirft seinen musikalischen Schatten voraus und ist wie gewohnt geprägt von einer bunten, künstlerischen Vielfalt. Das traditionsreiche Festival wird auch in diesem Jahr mit dem Streichquartett, der Königsgattung der Kammermusik, eröffnet. Erstmals in Liesborn begrüßt wird das Signum Quartett. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 überzeugt das Ensemble durch eine außergewöhnliche Intensität, fein abgestufte Differenzierungen und eine kraftvolle Expressivität, verbunden mit Innigkeit und Vitalität.
Zu den mit großer Spannung erwarteten Konzerten gestellt sich ein weiteres Novum im Konzertablauf. Mit einem großen „Kinderkonzert“ am 2. Juni geht die Festivalleitung einmal mehr neue Wege, um junge Menschen an klassische Musik heranzuführen. Konzipiert wurde das neue Format von Clara Hütterott und Amelie Lopper, die auch die Moderation übernehmen. Der Titel „Den Klängen auf der Spur“ verspricht ein einzigartiges Konzerterlebnis für die ganze Familie. Das musikalische Abenteuer gestalten die drei Musiker*innen Noa Wildschut, Pablo Barragen und Frank Dupree aus.
„Im Vorfeld haben wir uns Gedanken gemacht, welche Familienmitglieder vielleicht gerne mit einem Kind zu einem Konzert gehen würden und kamen zu dem Entschluss, dass es die Großeltern sind. So möchte wir vor allem die Zielgruppe der jungen und älteren Menschen ansprechen“, sagt Musikvermittlerin Clara Hütterott, die seit Kurzem das Organisations-Team der „Liesborner Museumskonzerte“ verstärkt. Konzertneulinge dürfen sich mit „Den Klängen auf der Spur“ auf eine einzigartige Reise voller kleiner Geschichten begeben und Musik für sich entdecken. Das Bühnenprogramm vermittelt auf unterhaltsame Weise Musikstücke und die zum Einsatz kommenden Instrumente. Mithilfe des Publikums geht es auf eine Entdeckungsreise nach Tönen und Klängen. Doch zuviel soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Eine weitere Neuerung bei der 2024er-Auflage ist die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen, die sich in den vergangenen zwei Jahren fest etabliert und bewährt hat. „Aus organisatorischen Gründen gehen die Grundschulkinder in diesem Jahr aber nicht zum Orgelkonzert in die Kirche, sondern die Orgel kommt in die Grundschule“, kündigte Festivalleiter Jörg Lopper an. „Warum sehen die Pfeifen so aus? Wann enstehen die Töne? – Am 16. Mai findet dazu eine geschlossen Veranstaltung als Zusatzangebot für junge Leute in der Grundschule Liesborn statt. Gemeinsam mit „Orgelbauer Fröhlich“ (Friedhelm Bruns) haben die Kinder die Möglichkeit, aus einem Orgelbausatzkasten eine eigene Orgel zu bauen. Inspiriert wurde das Zusatzangebot von dem niederländischen Bildungsprojekt „Orgelkids“, das auch die Baupläne zur Verfügung stellte. Mit dem Aktionstag haben die Grundschulkinder die Möglichkeit, die „Königin der Instrumente“ anderes und im Klassenzimmer kennenzulernen.
„Klassische Musik findet man zu wenig in den sozialen Netzwerken. Bei TikTok müsste man viel mehr Beiträge dazu finden“, wünscht sich Friedhelm Bruns. Als „Dauergast“ ist er auch in diesem Jahr Teil der „Liesborner Museumskonzerte“, um Kindern die Magie der Orgel näherzubringen. „Die Besuche in den Ortsteilen von Wadersloh zählen für mich immer zu den Highlights in der ersten Jahreshälfte, da sie top organisiert sind und die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort viel Spaß macht.“
Eine weitere Kooperation wird mit der „Schule für Musik im Kreis Warendorf“ vertieft. Dazu hat das Team der „Liesborner Museumskonzerte“ ein weiteres Workshop-Format geschaffen. Im Museum Abtei Liesborn wird es am 25.Mai Workshops für junge Pianist*innen geben. Der Pianist Lukas Sternath (Jahrgang 2001) wird vor seinem eigenen Konzert am gleichen Tag („RECITAL – HELDEN, GEISTER UND POETEN, ab 19 Uhr) den jungen Musikerinnen und Musikern Tipps geben.
„Nicht jeder hört Kammermusik. Die neuen Formate sollen dazu beitragen, diese Hemmschwelle zu überwinden“, so Jörg Lopper. „Wir möchten dazu Brücken bauen und dazu einladen, sich neu mit Musik auseinanderzusetzen“, ergänzt Clara Hütterott. „Der gemeinsame Konzertbesuch mit den Großeltern oder das Kennenlernen von Instrumenten in der Grundschule sollen das Interesse wecken und führt im besten Fall dazu, dass mehr Musik gehört wird“, freut sich Amelie Lopper im Vorfeld auf die Zusatzangebote für junge Menschen.
Kammermusik ist kraftvoll, einzigartig und nah. In kleinen Formationen bietet sie ideale Voraussetzungen, um einen Einstieg in diese Kunstform zu bekommen. Neben den Formaten für junge Leute reiht sich auch 2024 vom 11. Mai bis zum 16. Juni ein Musikhöhepunkt an den nächsten. Das Organisationsteam kann es kaum erwarten, wieder vor Ort zu sein. Denn der Ort und das Kammermusikfestival – übrigens das ältestes in Westfalen – sind besonders. „Wir fragen uns jedes Jahr wenn es vorbei ist, ob man das im kommenden Jahr eigentlich noch toppen kann und freuen uns auf die vielen positiven Rückmeldungen. Wir sind gespannt, wie das Publikum die 53. Auflage aufnehmen wird“, so Jörg Lopper. Unsere Einschätzung: Das wird wieder das beste Festival aller Zeiten!
Infos zu den Konzerten und dem Zusatzangebot gibt es auf der offiziellen Webseite der „Liesborner Museumskonzerte, ext. Link. Karten gibt es online über RESERVIX (ext. Link).
Archivfotos, Text: B. Brüggenthies