Wadersloh (mw/bb). Dass die Gemeinde Wadersloh 2022 mit der Europaplakette ausgezeichnet wurde, hatte gute Gründe. Doch in Wadersloh wird der Europagedanke nicht nur mit den internationalen Gemeindepartnerschaften gelebt, sondern auch mit gänzlich unerwarteteten Veranstaltungen, wie das Treffen der „Internationalen Wasserturm Gesellschaft“ im Herzen des Dorfes. MW war exklusiv als Pressevertretung vor Ort.
Moment? Es gibt eine internationale Wasserturm-Gesellschaft? Ja! Während es Menschen gibt, die Modellautos oder Modelleisenbahnen, Briefmarken, Filme oder Likes auf Insta und TikTok sammeln, gibt es in ganz Europa auch Personen, die leidenschaftlich umherreisen, um die besondere Architektur von Wassertürmen zu erforschen, fotografisch festzuhalten und der Welt im vereinseigenen Magazin „Der Wasserturm“ von den Erlebnissen zu berichten.
Gegründet wurde der Verein im Jahr 2002 in Fürstenwalde und begeistert seitdem Wasserturm-Fans in Europa mit verschiedensten Maßnahmen zum Erhalt der besonderen Anlagen. „Wassertürme besichtigen, fotografieren, ihre Geschichte erforschen, fachsimpeln – und auch gut zusammen essen, trinken und auch einmal eine neue Stadt oder Region kennenlernen“ lautet das Motto des Vereins. Zwei Mal im Jahr trifft man sich dazu irgendwo in Deutschland, um in einer Region gleich mehrere Stationen zu erkunden. So führte der Weg auch ins Münsterland und nach OWL. Mit fachkundiger Unterstützung durch den Heimatverein Wadersloh konnte den Teilnehmenden der Busreise einiges an Wissenswertem rund um das Baudenkmal Wasserturm an der Bahnhofstraße mit auf die Reise gegeben werden.
Thomas Holzer und Jessica Jemella nahmen die Gäste mit auf eine spannende Zeitreise. Von besonderem Interesse war dabei die Holzschuh-Legende, die vor knapp 125 Jahren dafür sorgte, dass das aufstrebende Dorf Wadersloh am Güterverkehr auf Schienen angeschlossen wurde. Ohne die hölzernen Schuhe gäbe es weder den Bahnhof, noch den Wasserturm für die damaligen Dampfloks. Denn auch wenn seinerzeit viele Wadersloher Manufakturen die Holzschuhe herstellten (heute ist mit Karl Ottensmann noch ein letzter Vertreter des Handwerks aktiv), so war es nicht ganz die Wahrheit, dass Wadersloh 300 Doppelwaggons des heißbegehrten Schuhwerks ins Umland exportierte und folglich einen eigenen Bahnanschluss benötigte. Doch das ist eine andere Geschichte.
Der Wadersloher Wasserturm ist seit Jahren ein beliebtes Anschauungsobjekt, das allerdings nicht immer besichtigt werden kann, da er auf einem Privatgelände steht. Für den Heimatverein und der Wasserturm-Gesellschaft machte Familie Schröer gerne eine Ausnahme und so konnten sich die Vereinsmitglieder ausgiebig über die Besonderheiten des Baudenkmals informieren und zahlreiche Fotografien erstellen. Mit einer Bauzeichnung im Gebäck konnten die begeisterten Wasserturmfans nach rund 45 Minuten Aufenthalt in Wadersloh zufrieden die Weiterreise antreten.
Wer sich über die „Deutsch Internationale Wasserturm Gesellschaft 2002 e. V.“ informieren möchte: Der Verein hat eine informative Webseite (Externer Link).
Impressionen von der Wasserturm-Exkursion
Fotos/Text: B. Brüggenthies