Mein absolutes Herzensthema ist der Lokaljournalismus, oder genau gesagt: Der Hyper-Lokaljournalismus. Eine verlagsunabhängige, neutrale und umfassende Presse-Berichterstattung über die bunte Themenvielfalt, die in unseren drei Ortsteilen anliegt. Seit 25 Jahren bin ich als „rasender Reporter“ unterwegs und versuche dabei allen gerecht zu werden. Ein Großteil meines Engagements übe ich als Idealist aus. Nun fühle ich mich veranlasst, um weitere Unterstützung zu bitten, damit es in der Gemeinde Wadersloh auch künftig eine bunte Medienvielfalt gibt. Für diesen erneuten Aufruf gibt es natürlich Gründe, die ich nachfolgend erläutern möchte.
Allgemein spielt Lokaljournalismus eine entscheidende Rolle in der Gestaltung und Stärkung unserer Dorfgemeinschaft. Von Gemeinderatssitzungen bis hin zu Vereinsaktivitäten, Konzertkritiken, Baumpflanzaktionen, Jahreshauptversammlungen und Dorffesten: Wer als Lokaljournalist arbeitet, hat einen sehr abwechslungsreichen Alltag (auch an Sonn- und Feiertagen). Die Bürgerinnen und Bürger in Wadersloh, Diestedde und Liesborn zu informieren ist mir seit 25 Jahren wichtig, seit 11 Jahren mache ich das über meine Online-Tageszeitung „Mein-Wadersloh.de“. Anders als andere Zeitungen finanziere ich dieses Angebot dabei nicht über Werbeanzeigen, sondern hauptsächlich über Unterstützerbeiträge. Dieses Finanzierungsmodell nennt sich „Crowdfunding“ oder „Schwarmfinanzierung“. Jeder kann mit einem kleinen Beitrag zum großen Ganzen beitragen und mir so meine Arbeit ermöglichen.
Die Notwendigkeit der Leserunterstützung für den Erhalt der Medienvielfalt
Die Unterstützung durch die Leserschaft ist für den Fortbestand des Hyper-Lokaljournalismus unerlässlich. In einer Zeit, in der viele lokale Zeitungen und Medienhäuser mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, macht die direkte Unterstützung durch Abonnements, Spenden oder den Kauf von Werbeanzeigen einen bedeutenden Unterschied. Das gilt insbesondere für die sehr kleinen Nachrichtenanbieter. Diese finanzielle Unterstützung sichert nicht nur die Existenz der Medien, sondern ermöglicht mir als Freien Journalisten auch, tiefergehende Recherchen durchzuführen und qualitativ hochwertige Berichterstattung zu liefern. Bild, Text, Video: Das alles macht viel Arbeit. Auch wenn die Leserinnen und Leser am Ende „nur“ den fertigen Beitrag lesen, steckt dahinter ein enormer Aufwand.
Ein Blick hinter die Kulissen: Die tägliche Arbeit eines Hyper-Lokaljournalisten
Ein Beispiel: Eine Jahreshauptversammlung eines großen Vereins. Hier müssen Anreise und die Rüstzeit (Kamera startklar machen etc.) eingeplant werden. Die ersten 30 Minuten sind um. Die Versammlung selbst dauert mehrere Stunden. Im Schnitt sind es 2–3 Stunden. Es folgt der Rückweg. Zu diesem Zeitpunkt ist noch keine Zeile geschrieben und noch kein Bild bearbeitet. Je nach Umfang fallen hier dann noch einmal bis zu 2 Stunden Arbeit an. Anschließend muss der Text in das sog. Content Management System eingepflegt und formatiert werden. Zum Schluss werden Beiträge für social media erstellt. Für diesen einen Beitrag sind rund 5,5 Stunden Arbeit angefallen.
Die Zukunft des Hyper-Lokaljournalismus: Ein Aufruf zur Wertschätzung und Unterstützung
Bei vielen Vor-Ort-Terminen bin ich inzwischen als einzige Pressevertretung vor Ort. Vor allem seit der Corona-Zeit lassen sich größere Medienhäuser Presseberichte gerne von Vereinen und Gruppen zuschicken. Für die Medienvielfalt halte ich das für problematisch, denn so sind viele Texte komplett inhaltsgleich. Pressemitteilungen von Vereinen sind heute nicht unüblich, sorgen aber bei den Pressevertreterinnen und -vertretern für Frustration, die sich die Zeit genommen haben, um persönlich zu kommen. Ich sehe meine Arbeit auch als Wertschätzung für das Engagement der Vereine und für das Ehrenamt. Die Vereine, Unternehmen, Gruppen und Institutionen möchten natürlich möglichst viele Leserinnen und Leser erreichen. Dabei wird das Thema Wertschätzung oft vergessen, welches für den Fortbestand von Lokaljournalismus essenziell ist. Wie oft kommt die Presse noch persönlich vorbei, wenn man sich einfach alles zuschicken lassen kann? Das ist doch viel bequemer und verursacht kaum Kosten.
Ich möchte mit Mein-Wadersloh.de und meiner Arbeit für nachhaltigen, transparenten und unabhängigen Lokaljournalismus stehen. Ich liebe meinen Job, meine Berufung. Aber ich kann ihn nur ausführen, wenn er wertgeschätzt wird.
Ein weiteres Beispiel: Wenn Vereine reklamieren, dass ihr Beitrag nach mehreren Tagen noch nicht veröffentlicht wurde, gilt zu bedenken, dass es Redaktionspläne und viele andere Faktoren gibt, die eine Veröffentlichung beeinflussen. Gerade als „Einzelkämpfer“ ohne Verlag im Rücken, hängt die Reihenfolge redaktioneller Beiträge von Faktoren wie Zeit, Relevanz, Dringlichkeit, Abwechslung der Themen u.v.m. ab. Die Veröffentlichungspolitik ist dabei nicht von „persönlichen Vorlieben“ geprägt. Es können nicht alle Beiträge gleichzeitig erscheinen und manchmal lässt sich ein Beitrag schneller herunterschreiben als ein anderer oder er passt gerade zeitlich besser, da z.B. auf eine anstehende Veranstaltung hingewiesen wird oder für den anderen Beitrag noch weitere Recherchen erfolgen müssen. Als Lokaljournalist handele ich nach bestem Wissen und Gewissen.
Vertrauenswürdiger Lokaljournalismus ist heute wichtiger denn je. Im Münsterland fusionieren aber immer mehr Anbieter. Langfristig wird das dazu führen, dass die Medienlandschaft immer weniger bunt sein wird. Gerade dieser Facettenreichtum ist für die Demokratie allerdings lebensnotwendig. „Mein-Wadersloh.de“ wird laut Statistik von sehr vielen Menschen gelesen, allerdings ist nur ein Bruchteil auch bereit, dafür etwas zu zahlen. Die Investition in lokalen Journalismus ist eine Investition in die Zukunft unserer Dorfgemeinschaft. An dieser Stelle einmal mehr meinen herzlichen Dank an all die wunderbaren Unterstützerinnen und Unterstützer, die meine Arbeit wertschätzen – sowie an all jene, die sich künftig anschließen möchten. Für eine Stärkung der Region. Denn: Jedes Zeitungs-Abo trägt dazu bei, dass lokale Nachrichten entstehen können.
Besonders danken möchte ich auch den nachfolgenden Gruppen/Vereinen, die mich in den letzten Wochen ohne Gegenleistung supportet haben: Heimatverein Liesborn, Romo-Funken Liesborn, Landfrauen Liesborn. Herzlichen Dank! Mehr dazu auf der Unterstützerseite (LINK).
Benedikt Brüggenthies – Gründer und Chefredakteur von Mein-Wadersloh.de