Diestedde (mw/bb). Ein Palmstock aus Weidenholz, drei große Äpfel, drei Backringe, rotes Schleifenband, etwas Buchsbaum und ein gebackener Palmhahn: Die Palmhahntradition ist aus dem Nikolausdorf fast so legendär wie der Namenspatron selbst. In der Woche vor Ostern herrscht alljährlich emsiges Treiben im Backhaus im Schatten der Kirche. Für einen Tag wird das Fachwerkhaus zur großen Palmhahnwerkstatt und somit Inbegriff der Traditionspflege.
Seit mehr als hundert Jahren gibt es im Nikolausdorf Diestedde die einmalige Palmhahn-Tradition in der Vor-Osterzeit. Seit vielen Jahren sorgt der Heimatverein Diestedde für den Erhalt dieses besonderen Brauchtums und bietet vor dem Palmsonntag-Wochenende eine Palmhahnwerkstatt im Backhaus an. Die Zusammenarbeit zwischen Pfarrei und Heimatverein klappte auch in diesem Jahr wie am Schnürchen. Dank der Unterstützung von Annette Nienaber, Renate Lütkebomk-Siefers, Monika Gittner und Doris Hörster, die sich um die fachgerechte Hilfestellung beim Zusammenbau kümmerte, war die Palmhahnproduktion fast schon ein Kinderspiel. Zur Freude von Heimatverein und Pfarrei war die Resonanz auf das Angebot deutlich größer als in den Vorjahren: 27 Anmeldungen gab es im Vorfeld. Erst die Störche im Naturpark, nun die Palmhähne: Diestedde mausert sich anscheinend zum Mekka für Vogelkundler.
Wer die „Palmhähne“ in ihrer ganzen Pracht bewundern möchte: In der Vorabendmesse am Samstagabend, 23. März (17.30 Uhr), findet die Segnung statt.
Hintergrund: Der Diestedder Palmhahn
Was macht den Palmhahn made in Diestedde so besonders, dass er vor einigen Jahren sogar im LWL-Museum ausgestellt wurde? Beim hölzernen Weidenstock wird die äußere Rinde abgeschält und anschließend Späne abgezogen, so dass kleine „Krönchen“ entstehen. Der Buchsbaum soll an die Palmzweige beim Einzug Jesu in Jerusalem erinnern. Die roten Bänder und Äpfel symbolisieren das Blut Jesu. Die drei Backringe stehen für die Dreifaltigkeit Gottes. Der thronende Backhahn auf der Spitze des Palmstocks ist ein Symbol für die mehrfache Verleugnung durch Petrus und seine Läuterung, aber auch für die Ankündigung der Auferstehung des Herrn.
Fotos/Text/Video: mw/bb.