Liesborn (mw). Die Freunde des Museums Abtei Liesborn e.V., der Liesborner Heimatverein und die CDU Seniorenunion Diestedde – Liesborn – Wadersloh hatten am vergangenen Mittwoch, dem 6. März 2024, zu einer gemeinsamen Veranstaltung in das Museum Abtei Liesborn eingeladen. Nach einem kurzen Besuch beim Liesborner Evangeliar entführte Museumsleiter Dr. Sebastian Steinbach die Anwesenden unter dem Titel „Münzen, Mönche und Museum – Der Liesborner Schatzfund von 1904“ in die mittelalterliche Vergangenheit des Klosters.
Mit einem Augenzwinkern erklärte der langjährige Experte für Münz- und Geldgeschichte zu Beginn, dass er noch nie so viele Besucherinnen und Besucher bei einem numismatischen (münzkundlichen) Vortrag begrüßen durfte. Mehr als 100 Personen waren der Einladung ins Refektorium des barocken Abteigebäudes gefolgt.
Was folgte, war eine einstündige spannende Zeitreise: 1904 wurde beim Bau einer Straße in der Bauerschaft Hentrup bei der „Hohen Linde“ ein Tontopf gefunden, der ca. 70 mittelalterliche Münzen enthielt. Dieser „Schatzfund von Liesborn“ wurde schon kurz nach seiner Auffindung zerstreut. Museumsleiter Dr. Steinbach verfolgte die Spuren der einzelnen Gepräge bis zu ihren heutigen Aufenthaltsorten in den Münzkabinetten von Berlin, Brüssel oder Paris und stellte für die Zuhörerinnen und Zuhörer den Münzfund damit zumindest virtuell wieder zusammen.
Der Schatzfund ist für die Geschichte Westfalens und des Klosters deshalb so bemerkenswert, weil er zahlreiche Unikate von Münztypen der Zeit um 1100 enthielt. Darunter einige außergewöhnlich schöne Prägungen der flandrischen Grafen Robert I. (1071-1093) und Robert II. (1093-1111) sowie des Bamberger Bischofs Otto (1102-1139). Besonders bemerkenswert fanden die Vortragsgäste eine Prägung Roberts II., der sich selbst auf der Münze als HIEROSOLIMITANI („der Jerusalemer“) bezeichnete und damit auf seine Teilnahme am Ersten Kreuzzug verwies.
Anschließend zog Dr. Steinbach eine Verbindung zum ersten Abt des Klosters, dessen Name Balduin ebenfalls nach Flandern verweist. Außerdem gab er interessante Einblicke in die Prägetechnik und den Wert der Münzen im Hochmittelalter. Für die interessierten Gäste war der Vortrag ein faszinierender Abstecher in die Münzkunde mit vielen neuen Erkenntnisse zur Geschichte des Ortes Liesborn und seines Klosters.
Der Vortrag fand im Rahmen der neuen Reihe „EinBlicke ins Museum“ des Freundeskreises statt. Am 9. Oktober 2024 wird die derzeitige wissenschaftliche Volontärin des Museums, Mara Woltering, beim zweiten Vortrag in diesem Jahr die Entwicklung von Frauenidealen und Geschlechterrollen anhand der umfangreichen Sammlung von Spruchtüchern des 19./20. Jahrhunderts aufzeigen. Auch dieser Einblick in die Museumsarbeit und die Museumssammlungen verspricht wieder spannend zu werden.
Quelle: Freunde des Museums Abtei Liesborn e.V.