Wadersloh (mw/bb). Im Rahmen der Bauausschusssitzung am 19. Februar 2024 wurde der aktuelle Sachstand zu den geplanten Windenergieanlagen in der Bauerschaft Basel („Wind am Eichelgarten“) und dem geplanten Bau von mehreren Anlagen in Liesborn-Göttingen durch die UEW e.G. erörtert. Beide Projekte waren erneut Thema im Hauptausschuss am Dienstagabend (05. März). Hier gab es seitens Dr. Ulrike Keitlinghaus (CDU) erheblichen Gegenwind in Sachen des weiteren Zubaus mit Windenergieanlagen. Man habe es zu lange versäumt, eine geeignete Infrastruktur zu schaffen.
Worum geht es aktuell in Sachen Windenergie?
In den politischen Gremien wird derzeit über zwei große Windenergie-Projekte im Gemeindegebiet diskutiert. Die Gemeinde Wadersloh plant Änderungen in ihrem Flächennutzungsplan, um den Ausbau der Windenergie voranzutreiben. Dies umfasst zwei separate Projekte.
Das erste Projekt „Wind am Eichelgarten“ beabsichtigt die Installation von zwei Windenergieanlagen nordwestlich der Ortslage von Wadersloh, südlich der Baseler Straße. Der Bau-, Planungs- und Strukturausschuss der Gemeinde hat am 19. Februar beschlossen, dieses Projekt im Rahmen der gemeindlichen Bauleitplanung weiterzuführen, wobei der Fokus auf einer frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden liegt. Für die Umsetzung wird § 249 BauGB für eine Positivplanung genutzt, welche lediglich eine Änderung des Flächennutzungsplans erfordert, ohne einen spezifischen Bebauungsplan zu erstellen. Diese Änderung soll später in den Regionalplan als Windenergiegebiete übernommen werden, um bauplanungsrechtliche Sicherheit zu gewährleisten.
Das zweite Projekt östlich von Liesborn-Göttingen zielt auf die Errichtung von drei Windenergieanlagen ab. Nach den nun fast abgeschlossenen Voruntersuchungen und eingeholter gutachterlicher Stellungnahmen könnte ein Bauantrag beim Kreis Warendorf kurz bevorstehen. Auch hier soll durch eine Änderung des Flächennutzungsplans im Rahmen der Positivplanung bauplanungsrechtliche Sicherheit für die Windenergiegebiete geschaffen werden.
Ludger Rembeck und Dr. Torsten Winkelnkemper von der UEW stellten das Projekt im Bauausschuss am 19. Februar ausführlich vor. Die Besonderheit an diesem Projekt: Es soll eine Beteiligungsmöglichkeit für Bürgerinnen und Bürger ermöglichen, wobei diese Option aktuell auf Einwohnerinnen und Einwohner von Wadersloh beschränkt ist. Das Finanzierungsvolumen beträgt zwischen 23-25 Millionen Euro, wobei der Eigenanteil bis zu 25 Prozent betragen kann. Geplant ist der Bau von drei Anlagen mit einer Kapazität von jeweils 6 MW und einer Nabenhöhe von 160 Metern. Ein Mindestabstand von 500 Metern zu Wohnbebauungen ist vorgesehen. Die Umsetzung der Projekte wird voraussichtlich erst für das Jahr 2026 erwartet.
Beide Projekte haben die einstimmige Zustimmung der zuständigen Ausschüsse erhalten, wobei betont wurde, dass die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in die Planungsprozesse ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Windenergievorhaben darstellt. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass ein Kriterienkatalog erstellt werden sollte, um klare Vorgaben für die Entwicklung der Windenergie in der Gemeinde zu schaffen.
Gegenwind für weiteren Zubau mit Windenergieanlagen aus Richtung der CDU
Beim Hauptausschuss gingen die Beratungen in die nächste Runde. Dr. Ulrike Keitlinghaus (CDU) äußerte sich kritisch zum weiteren Zubau von Windenergieanlagen in der Gemeinde Wadersloh und gab ein ausführliches Statement dazu ab. Trotz ihres beruflichen Engagements im Bereich der erneuerbaren Energien und der Überzeugung, dass diese einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung leisten sollten, hob sie hervor, dass Wadersloh bereits bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien versorgt werde. Sie warnte, dass der geplante Zubau mit Windenergieanlagen und weiterer Anlagen zu einer 16-fachen Überkapazität im Vergleich zum mittleren Verbrauch der Gemeinde führen würde. Ulrike Keitlinghaus betonte, dass ein solcher Überschuss an Erzeugungskapazitäten zu Schwierigkeiten im Stromnetz führen kann, die mit hohen Kosten verbunden sind, welche letztlich von der Allgemeinheit getragen werden. Sie verweist auf die Notwendigkeit, neben der Erzeugung auch den Netzausbau, Speicherung und weitere infrastrukturelle Maßnahmen zu fördern, um eine effiziente Nutzung der erzeugten Energie zu gewährleisten.
Darüber hinaus kritisiert sie, dass die aktuellen Anträge für den Bau neuer Windenergieanlagen in einem Zeitraum gestellt werden, der die Errichtung außerhalb der abgestimmten Konzentrationszonen ermöglicht, was dem Ziel entgegensteht, „Wildwuchs“ zu verhindern. Keitlinghaus argumentierte weiter, dass ein einseitiger Ausbau der Erzeugungskapazitäten ohne entsprechende infrastrukturelle Anpassungen nicht nur zu höheren Strompreisen führen, sondern auch negative wirtschaftliche und soziale Auswirkungen haben könnte. Sie sprach sich aus diesen Gründen gegen den weiteren Zubau in Wadersloh aus, um Schaden von den Bürgern abzuwenden und betonte die Wichtigkeit einer wettbewerbsfähigen Energiepreisgestaltung.
Kriterienkatalog Wind könnte mehr Planungssicherheit bringen
Im Anschluss an die Stellungnahme von Ulrike Keitlinghaus gab es mehrere Wortbeiträge. Bürgermeister Christian Thegelkamp dankte Ulrike Keitlinghaus für ihren informativen Wortbeitrag und merkte an, dass man die Dinge immer von beiden Seiten sehen könne. Rudi Luster-Haggeny (CDU) teilte die Bedenken hinsichtlich der Speicherung und des Transports von Energie und betonte, dass auf Bundesebene politische Entscheidungen ausstehen. Er hob hervor, dass die Speicherung essenziell ist, damit die Energie effizient genutzt werden kann. Trotz seiner Bedenken unterstütze er beide vorgeschlagenen Projekte, da sie bürgerlich orientiert sind, machte jedoch klar, dass weitere Projekte erst nach der Erstellung eines Kriterienkatalogs Unterstützung finden würden.
Auf diesen kam auch Heino Teckentrup (FWG) zu sprechen. Er forderte, dass der „Kriterienkatalog Wind“ weiterhin politisch begleitet werden müsse und betonte die Dringlichkeit von Handlungen in diesem Bereich, da jahrzehntelang Versäumnisse vorlägen. Teckentrup beklagte zudem die bereits in der Vergangenheit gemachten Fehler in der Energiepolitik.
Die abschließende Abstimmung über die Beschlussvorlage zeigte, dass die vorgeschlagenen Projekte breite Unterstützung fanden, wobei lediglich Dr. Ulrike Keitlinghaus (CDU) gegen die Beschlussvorlage der Flächennutzungsplanänderung stimmte.
Autor: B. Brüggenthies, Archivfotos: mw/bb.