Wadersloh (mw/bb). Die Mitglieder des Heimatvereins Wadersloh versammelten sich am Mittwochabend im Pfarrheim zu ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung. Unter den Ehrengästen befanden sich nicht nur Bürgermeister Christian Thegelkamp, die beiden Ehrenmitglieder Josef Duffe und Clemens Böckmann, sondern auch Pfarrerin Mandy Liebetrau, Diakon Michael Bernzen, Günter Wachsmann sowie Delegationen der Heimatvereine aus Diestedde und Liesborn. Zur Freude des Vorstands waren zudem viele weitere Vereinsmitglieder gekommen, um sich über die aktuellen Vereinsgeschehnisse zu informieren. Nicht nur im vergangenen Vereinsjahr, sondern auch in dem nun anstehenden möchte der Heimatverein Wadersloh wieder Vieles bewegen.
Der 1. Vorsitzende Winfried Schlieper eröffnete die Versammlung mit einer herzlichen Begrüßung. Nach dem Totengedenken übernahm seine Stellvertreterin Jessica Jemella das Wort und trug den Bericht des Vorstands vor, der die Vielfalt und den Erfolg der Vereinsaktivitäten eindrucksvoll und umfassend bebildert darstellte. Trotz gelegentlich unbeständiger Wetterbedingungen zeugten die Veranstaltungen von der Lebendigkeit und dem Engagement des Heimatvereins. Vom „kleinen“ Kreuzweg, der kurzfristig in die Kirche verlegt werden musste, über das fröhliche Maibaumfest inklusive Premiere des Maibaumkletterns (ein besonderer Dank ging an das Maibaumkomitee für die sorgfältige Planung) und dem Martinsumzug bis hin zur lehrreichen Fledermausexkursion und der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen – die Aktivitäten stärkten das Gemeinschaftsgefühl und das Bewusstsein für die lokale Geschichte, Kulturpflege, Nachhaltigkeit, Traditionswahrung und Erinnerungskultur.
Kassierer Clemens Holtmann präsentierte einen detaillierten Kassenbericht, der die finanziellen Herausforderungen und Erfolge des 255 Mitglieder starken Vereins transparent machte. Trotz eines Fehlbetrags im Kalenderjahr 2022 aufgrund erheblicher Veranstaltungskosten und der Pflege des jüdischen Friedhofs wurde die gute Arbeit des Vorstands durch die Kassenprüfer bestätigt, die eine einwandfreie Buchführung bescheinigten und den Antrag auf Entlastung stellten.
Erfreuliche Neuerungen gibt es im Vorstandsteam: Jacqueline Ottensmann wurde zur neuen stellvertretenden Schriftführerin gewählt. Die 26-Jährige möchte das Dorfleben aktiv mitzugestalten und wurde von den Anwesenden einstimmig in ihr neues Amt gewählt. Die Versammlung wurde durch einen liebevoll vorbereiteten Imbiss mit Schnittchen von Ulrike Steiling und Anette Schlieper abgerundet.
Auch 2024 stehen vielfältige Aktionen im Jahresprogramm
Der Ausblick auf das kommende Vereinsjahr verspricht eine Fortsetzung der lebendigen Traditionen, aber auch die Einführung neuer Projekte, die das soziale Miteinander in Wadersloh weiter stärken werden. Eine besondere Veranstaltung folgt bereits am kommenden Samstag, 24. Februar. Ab 15 Uhr setzt sich der „Wadersloher Friedenszug“ ab dem Kirchplatz in Bewegung. Unter Federführung des Heimatvereins haben sich mehrere Vereine, Gruppen und Initiativen aus allen Ortsteilen zu einem Aktionsbündnis formiert, um ein Zeichen für Demokratie und gegen Extremismus zu setzen. Der Protestmarsch führt von der Kirche über die Wilhelmstraße und Bahnhofstraße zum Festplatz (Schützenwiese), wo Musik- und Wortbeiträge den Abschluss der Kundgebung bilden werden.
Ansonsten plant der Heimatverein auch in diesem Jahr wieder seine gewohnten kleinen und großen Veranstaltungen. An Karfreitag findet der „kleine Kreuzweg“ mit Maria und Brigitte Bouschery statt. Im Frühjahr ist eine Stolpersteinputzaktion in Kooperation mit den weiterführenden Schulen geplant. Am 13. April ist eine Delegation Deutsche Internationale Wasserturm Gesellschaft anlässlich einer Exkursion in Wadersloh. Thomas Holzer wird der Gruppe und weiteren Interessierten den Wasserturm in Wadersloh vorstellen.
Am 28. April darf man sich auf die Neuauflage des Maibaumsfestes mit Maibaumklettern freuen. Im Juni begleitet der Heimatverein wieder die Jubilarkompanie der 50-Jährigen zum Schützenfest. Neu im Kalender ist eine Denkmaltour durch den Ortskern von Wadersloh. Diese soll am 25. August stattfinden. Geplant ist auch wieder die Apfelsaftaktion mit Floreana, Familie Schulze-Bonsel und der Grundschule. Ebenfalls gesetzt sind die Ausrichtung des Martinsumzugs (10.11.) und eine erneute Beteiligung beim Dampflok-Weihnachtsmarkt (21.12.).
Vielfältige Einblicke aus dem Gemeindeleben
Gleich vier informative Vorträge standen am Versammlungsabend auf der Tagesordnung. Günter Wachsmann sprach über die Delegationsreise nach Riga und schilderte seine bewegenden Eindrücke vor Ort. Für 2025 ist eine weitere Reise geplant.
Die Vorstellungen von Pfarrerin Mandy Liebetrau und Diakon Michael Bernzen gaben interessante Einblicke in das kirchliche Leben in Wadersloh. Mandy Liebetrau ist seit rund einem Jahr in Wadersloh und teilt sich mit Melanie Erben die Pfarrstelle für Wadersloh und Oelde. In der Gemeinde Wadersloh hat die evg. Kirche aktuell rund 1.700 Gemeindemitglieder. Man versuche aktuell durch vielfältige Aktivitäten das Gemeindeleben zu bewegen. Ein besonderer Schwerpunkt hat dabei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Pfarrerin sprach eine herzliche Einladung zum Besuch der Veranstaltungen und Gottesdienste aus.
Parallel dazu steht Diakon Michael Bernzen, der nach einer vierjährigen intensiven Ausbildung, seinen Dienst in der Kath. Pfarrei St. Margareta angetreten hat. Seine Weihe im Herbst markiert den Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn, die er auf Anregung von Pfarrer Klüsener begann. Michael Bernzen ist nun als Diakon mit Zivilberuf Teil eines 13-köpfigen Seelsorgeteams. Seine Rolle im diakonischen Dienst umfasst wesentliche sakramentale Aufgaben wie Taufen, Beerdigungen und Trauerassistenz. Diese Aufgaben geben ihm die Möglichkeit, die spirituellen Bedürfnisse der Gemeindemitglieder in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu begleiten und zu unterstützen.
Bürgermeister wirbt um Verständnis nach Abriss mehrerer historischer Gebäude
Bürgermeister Christian Thegelkamp lobte in seinen Worten die unverzichtbare Arbeit des Heimatvereins für die Gemeinde. Seine Ausführungen zu den Herausforderungen im Ortsbild, die Umwandlung des Grundschulverbundes und dem aktuellen Stand zur „Rosenhöhe“ zeigten die Komplexität der lokalen Entwicklung in Wadersloh auf. Sehr ausführlich nahm er Stellung zu den abgerissenen historischen Gebäuden im Ortskern. Der Abriss von „Weimann“ und „Hagedorn“ wurde zum Teil sehr kritisch gesehen. „Wir haben es uns gewiss nicht leicht gemacht, diese Entscheidungen zu treffen„, so Thegelkamp. Die Häuser seien ortsteilprägend gewesen und aufgrund ihrer historischen Bedeutung auch Häuser der Erinnerung an die Ortsgeschichte.
Der Abriss der im Privatbesitz befindlichen Immobilien sei unumgänglich gewesen, da die Bausubstanz außerordentlich schlecht war. „Die Immobilien waren nicht zu retten“, stellte Thegelkamp heraus. Für das Obergeschoss der Immobilie Weimann habe es sogar seitens des Kreises ein Betretungsverbot gegeben. Auch das Haus Hagedorn an der Wenkerstraße war „unrettbar“. An dieser Stelle entsteht ein Neubau, bei dem sich zumindest die Erker wiederfinden sollen, um an das vorherige Gebäude zu erinnern. „Wir leben auf dem Fundament, was uns unsere Vorfahren mitgegeben haben, aber müssen auch in die Zukunft blicken. Ortsbilder ändern sich“, so der Bürgermeister und weiter: „Es gibt immer einen gewissen Wandel. Das hat mit Leben zu tun, nicht mit Bewegungslosigkeit.“
Einen kurzen Bezug nahm Thegelkamp zur geplanten Umwandlung des Grundschulverbunds. Man habe vor zwei Jahren einen aussichtsreichen Kandidaten für die Schulleitung gefunden. Aufgrund dessen Konfession konnte er jedoch nicht eingestellt werden. Durch die Umwandlung von der Bekenntnisschule zum Gemeinschaftsschulverbund erhoffe man sich, die vakante Stelle besetzen zu können. Dabei werde der Glauben auch weiterhin eine große Rolle spielen.
Bei der „Rosenhöhe“ erläuterte Thegekamp, dass die aktuelle Bauverzögerung der BWG-Gebäude durch das Wetter bedingt sei. Zu den weiteren Verzögerungen der weiteren Bauten hatte sich der Bürgermeister bei öffentlichen Versammlungen bereits mehrfach dazu geäußert, dass „Heckmann“ sich nicht zurückgezogen habe, sondern man dort abwarte. Durch Inflation, Bau- und Lohnkosten müsse man weiter in Wartestellung bleiben.
Zum Abschluss seines Grußwortes dankte er dem Heimatverein für die tolle Arbeit, die nicht nur für Bewahrung von Tradition und Kulturgut stehe, sondern mit guten Projektideen glänze, die weit über den Vereinsauftrag hinaus gehen.
Kommentar: Der Heimatverein hält das Dorf zusammen
Die Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Wadersloh war nicht nur ein Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr, sondern auch ein lebendiges Zeichen für Engagement und Gemeinschaftsförderung. In Wadersloh ist der Heimatverein weiterhin eine tragende Säule des Dorflebens etabliert, wie die Vielzahl an Aktivitäten belegt. Das kulturelle Erbe wird lebendig gehalten und gleichzeitig werden zukunftsorientierte Projekte umgesetzt. Mit seinem tiefen Verständnis für die Bedeutung von Gemeinschaft, Dorfgeschichte und Nachhaltigkeit spielt der Heimatverein Wadersloh eine unverzichtbare Rolle in der Gestaltung eines lebendigen und inklusiven Dorflebens. Ohne ehrenamtliches Engagement wäre das alles nicht möglich. Hut ab vor der Leistung des Vorstands und der engagierten Mitglieder.
Fotos/Text: mw/bb.