Wadersloh (mw/bb). Zum Abschluss der ersten großen Protestwochen haben die heimischen Landwirte, die Landjugenden aus Wadersloh und Liesborn, sowie der Landfrauenverband Wadersloh am Freitagmittag auf dem Rathausplatz eine Resolution an Bürgermeister Christian Thegelkamp und die Delegationen der Ratsfraktionen übergeben. Bereits am Montag demonstrierten mehr als einhundert Landwirtinnen und Landwirte aus der Großgemeinde mit ihren Traktoren unter dem bundesweiten Protest-Motto „Zuviel ist zuviel!“ gegen die jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung, die mehrere Agrarsubventionen kürzen möchte.
Nach eigener Aussage gibt es viel Verständnis und Zuspruch für die Anliegen der Landwirtschaft. In Wadersloh machte der landwirtschaftliche Ortsverein in den letzten Tagen mobil. Franz Lütke Holling-Henkelmann, Vorsitzender des Ortsvereins, und Ortslandwirt Theo Berlinghoff freuten sich über die unerwartet große Resonanz. Schon am Montag zeigte die via Whatsapp organisierte Schlepperfahrt nach Beckum, gemeinsam mit dem dortigen Landw. Ortsverein und weiteren Teilnehmenden aus Oelde, dass die Bauern ihren geschlossenen Protest gegen die aktuellen politischen Entscheidungen fortführen werden.
Die Organisatoren untermauerten noch einmal deutlich, dass es schon seit Jahren Missstände gebe, und die nun geplante Abschaffung des vergünstigten Agrardiesels und den Wegfall der Kfz-Steuer nicht hinnehmen werden. Trotz erster Zugeständnisse wird es weitere Bauernproteste geben. Bereits in der kommenden Woche steht eine Groß-Demo in Berlin auf dem Plan. Von den landw. Ortsvereinen im Kreis Warendorf werden sich rund 170 Personen in zwei Bussen zur Unterstützung auf den Weg machen.
In vielen Orten im Münsterland wurden zum Wochenende Resolutionen an die Entscheidungsträger der Kommunalpolitik überreicht. In Wadersloh nahmen Bürgermeister Christian Thegelkamp, sowie die Vertreterinnen und Vertreter der Ratsfraktionen das Positionspapier der Landwirte entgegen. Stellvertretend für die heimische Landwirtschaft und die landwirtschaftlichen Vereine zeichnete Franz Lütke Holling-Henkelmann den bisherigen Planungsverlauf der Bauernproteste in Wadersloh nach. Die Landwirte haben sich nach seiner Aussage Mitte Dezember „kalt erwischt gefühlt“ über die Sparpläne der Bundesregierung.
Die überproportionale Belastung war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. „Wenn es sein muss, sind wir schnell“, verdeutlichte der Vorsitzende des landw. Ortsvereins in Wadersloh. „Bisher sehen wir keine Gesprächsbereitschaft für unsere Anliegen“, so Lütke Holling-Henkelmann. Deswegen werde man den Druck hochhalten. Das Anliegen, den Druck zu erhöhen käme direkt aus der Mitgliederbasis, deswegen laute die Devise nun „Demo, Demo, Demo“.
Franz Lütke Holling-Henkelmann stellte heraus, dass man sich in Wadersloh auf die Gemeinde verlassen könne. Dennoch überreichte man – umgeben von Traktoren – eine Resolution als Argumentationshilfe, verbunden mit dem Wunsch, diese an die nachfolgenden Stellen auf Kreis-, Bezirks,- Landes- und Bundesebene weiterzutragen. Die Resolution stellte dabei heraus, dass die geplanten Kürzungen von Bundesmitteln eine existenzielle Bedrohung von landwirtschaftlichen Betrieben darstellt. Thematisiert werden aber auch die gesetzlichen Bestimmungen im Bereich Pflanzenschutz und im Tierwohl. Die Landwirte äußern den klaren Wunsch nach Planungssicherheit und Verlässlichkeit, um eine Zukunftsperspektive zu haben.
Bürgermeister Christian Thegelkamp sagte, dass er es zu schätzen wisse, dass die Bauern nicht ausschließlich plakative agieren, sondern auch Inhalte liefern. Er äußerte zudem seinen Respekt für die Organisation und Umsetzung der Demo in Wadersloh, die ohne Zwischenfälle verlaufen sei.
SPD, FDP, CDU und FWG machten deutlich, dass sie die Landwirtschaft vor Ort unterstützen werden. Olaf M. Werner (FDP) sagte: „Der ländliche Raum mit der Landwirtschaft als sein Herz ist wichtig. Das wird in den Metropolen gerne vergessen. Schön, dass die Landwirte im ländlichen Raum diese Bedeutung wieder in Erinnerung ruft!“ Dr. Ulrike Keitlinghaus (CDU) empfand den Protest bisher als „starke Aktion“ und äußerte die Hoffnung, dass die „Signale von unten nach oben ankommen“. Heino Teckentrup (FWG) begrüßte, dass die Bauern ein wichtiges Unterstützungssignal an ihre Verbandsvorstände senden. „Die Gremien müssen nun Tacheles reden. Ein besseres Signal hätte man nicht senden können“, so Teckentrup zu den Bauern-Demos vor Ort.
Fotos/Text: mw/bb.