Lippstadt-Cappel/Liesborn (mw/bb). Die anhaltenden Regenfälle beschäftigen kurz vor dem Fest die Rettungskräfte in der Stadt Lippstadt. Am frühen Nachmittag wurde aufgrund der Hochwassergefahr ein Bevölkerungsalarm via Cell Broadcast ausgelöst. Nur wenige Minuten später verschickten die Stadt Lippstadt und auch die GEmeinde Wadersloh amtliche Warnungen, um die Bevölkerung und insbesondere die Anwohner über die Gefahrt einer Deichüberflutung an der Glenne zu informieren. Bei einem Vorort-Termin an der Glenne-Brücke informierte Lippstadts Bürgermeister Arne Moritz, Feuerwehrleiter Christian Meyer und Joachim Elliger (Fachbereichsleiter Recht und Ordnung) über die aktuelle Situation.
Besorgt sind in diesen Stunden vor allem die Anwohner. Am Rande des offiziellen Pressetermins erkundigten sich mehrere Betroffene über die potenzielle Gefahr eines Deichbruchs. Die offiziellen Stellen möchten präventiv auf die Gefahren hinweisen und treffen auch angesichts der bevorstehenden Feiertage umfangreiche Schutzmaßnahmen für einen möglichen Ernstfall. Beim Pressetermin an der Glenne wurden die einzelnen Maßnahmen und Aktivitäten im Zusammenhang mit der Hochwassergefahr erläutert. Im Mittelpunkt stand dabei unter anderem das mobile Hochwasserschutzsystem, das angefordert wurde, um auf den erheblichen Anstieg der Niederschläge und den dadurch bedingten Pegelanstieg von 70 cm zu reagieren. Dieser Anstieg markiert das erste Mal seit 2006, dass eine solche Maßnahme notwendig ist.
Die Offiziellen erläuterten, dass die Deiche entlang der Glenne aufgrund ihrer nicht ausreichenden Sicherheit ein besonderes Risiko darstellen. Es besteht die Sorge, ob sie dem Wasserdruck standhalten können, insbesondere angesichts des Durchsickerns von Wasser, weshalb 100 Tonnen Sandsäcke zur Verstärkung eingesetzt wurden, die unter anderem am Lichtenplatz in Lippstadt-Cappel ausgegeben werden.
Vertreter von Kreis, Stadt und Regierungsbezirk trafen am Freitag bereits zu einem Krisengespräch in Lippstadt zusammen, um die Lage zu sondieren. Ein Hauptaugenmerk lag auf der frühzeitigen Warnung und Vorsorge für die Bevölkerung, um die Überflutungsgefahr, die als nicht lebensbedrohend eingestuft wird, zu minimieren. Hierzu wurde auch ein Bürgertelefon eingerichtet (s. unten). Die Installation des Schutzsystems, das eine enorme logistische Herausforderung darstellt und etwa 4,5 Stunden Aufbauzeit benötigt, ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Bemühungen. Weitere 1.200 Meter des mobilen Hochwasserschutzsystems wurden aus Hessen als überörtliche Hilfe bereitgestellt. Derzeit finden zudem regelmäßige Kontrollgänge entlang des Deichs statt.
Es wurde betont, wie wichtig Selbsthilfe in der Gemeinschaft ist, insbesondere bei der Benachrichtigung einzelner Höfe und der Durchführung von Schutzmaßnahmen gegen das Wasser. Lippstadts Bürgermeister Arne Moritz appellierte an die Bevölkerung, die Absperrungen ernst zu nehmen und den Einsatzkräften der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) Raum zur Arbeit zu geben. Besondere Vorsicht gilt auch der Gefahr von Astbrüchen. Autofahrer werden angehalten, Sperrverfügungen zu beachten. Moritz dankte darüberhinaus den rund 100 Einsatzkräften des THW und der Feuerwehr sowie weiteren überörtlichen Kräften aus dem Kreis Soest ihre Unterstützung und Koordination.
Auch im angrenzenden Gemeindegebiet von Wadersloh ist die Feuerwehr aktuell auf alle Gefahrenlagen vorbereitet. Bürgermeister Christian Thegelkamp erläuterte im Gespräch mit MW, dass die direkten Anwohner, insbesondere in 25 betroffenen Gehöften, persönlich über die steigenden Wasserstände informiert, die voraussichtlich über die Feiertage anhalten werden. Aufgrund des anhaltenden Regens der letzten Tage kann eine Überflutung oder ein Bruch der Glennedeiche derzeit nicht ausgeschlossen werden. Die Bevölkerung wird aufgefordert, entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Umweltbundesamtes unter dem Stichwort „Hochwasser“ (https://www.umweltbundesamt.de/themen/fragen-antworten-thema-hochwasser). Die Gemeindeverwaltung Wadersloh teilte am Freitagnachmittag mit, dass die Holzstraße gesperrt wird, um dort das Hochwasserschutzsystem in Betrieb nehmen zu können.
Unter 02941/ 980-539 bzw. -540 ist heute (Freitag) ab sofort und bis 18 Uhr und am Samstag (23.12.2023) von 12 bis 16 Uhr, ein Bürgertelefon von der Stadt Lippstadt geschaltet. Aktuelle Informationen werden über die offiziellen Webseiten der Stadt Lippstadt www.lippstadt.info und der Gemeinde Wadersloh www.wadersloh.de veröffentlicht.
Kreis Warendorf warnt vor Hochwasser: Gewässer meiden!
Der Kreis Warendorf weist in einer aktuellen Pressemitteilung darauf hin, dass die Pegelstände der Gewässer im Kreisgebiet aufgrund der ergiebigen Niederschläge der vergangenen Tage stark angestiegen sind. Weitere starke Niederschläge sind bis Weihnachten zu erwarten. Darum warnt der Kreis Warendorf davor, sich den Bächen und Flüssen zu nähern.
Der stv. Kreisbrandmeister Patrick Hillebrandt sagt: „Gehen Sie bei Ihren Spaziergängen in den kommenden Tagen bitte nicht in die Nähe der Hochwasser führenden Gewässer. Flutwellen können Sie überraschen oder das Ufer könnte abbrechen.“
Um auf mögliche Überschwemmungen vorbereitet zu sein, ist damit begonnen worden, vorsorglich Sandsäcke zu befüllen. Zudem hat die Leitstelle des Kreises Warendorf eine Warnung über die Warn-App NINA veröffentlicht und steht in engem Austausch mit den Feuerwehren und Verwaltungen in den Städten und Gemeinden im Kreis.
Fotos/Text: B. Brüggenthies, zus. Quelle: PM Kreis WAF, PM Gemeinde Wadersloh