Liesborn (mw/bb). In Zeiten knapper Haushalte kann jedes Geld von außerhalb gut gebraucht werden. Vor allem, wenn es darum geht, gemeinschaftsstiftende Kulturprojekte auf den Weg zu bringen. Bereits vor einigen Monaten wurde im Liesedorf die Idee konkretisiert, der 1721 von Abt Gregor Waltmann erbauten Museumsscheune (nachfolgend: Remise) an „Pastors Garten“ am Museum Abtei Liesborn neues Leben einzuhauchen. Nun ist man dieser Vision ein entscheidendes Stück nähergekommen: Wie man der interaktiven Online-Förderkarte von Aller.Land (Förderprogramm für Kultur, Beteiligung und Demokratie) entnehmen kann, wird die Entwicklungsphase der Scheune zu einer Bildungs- und Begegnungsstätte finanziell unterstützt und gehört zu 95 ausgewählten Förderregionen bundesweit.
Diese Nachricht dürfte vor allem die Vereine in Liesborn erfreuen. In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Anläufe, die bisher als Lager und gelegentlich für Veranstaltungen genutzte Museumsscheune nutzbar zu machen. Auf Initiative des Kreises Warendorf, des Museums Abtei Liesborn und mehrerer Vereine und Interessengemeinschaften wurden Mitte November nach vorheriger Beratung über eine mögliche Zielrichtung Anträge an zwei Förderlinien eingereicht. Aus Sicht des Projekts Aller.Land war die Idee aus Liesborn überzeugend. Bundesweit werden 95 Regionen in einer ersten Entwicklungsphase gefördert.
Das Förderprogramm Aller.Land für Kultur, Beteiligung und Demokratie richtet sich explizit an ländliche, strukturschwächere Regionen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren sollen sich längerfristige und beteiligungsorientierte Kulturvorhaben entwickeln. Darüber hinaus sollen neue Brücken zwischen Kultur und Demokratiearbeit, politischer Bildung und Regionalentwicklung gebaut werden. Die gemeinschaftliche Gestaltung fußt dabei auf Ideen und Beteiligung. Und genau darum wird es in den nächsten Monaten auch in Liesborn gehen. Nach einem ersten Auftakttreffen werden sich die Akteure voraussichtlich im Frühjahr 2024 an die Ideenfindung für die „Remise“ begeben. Ziel wird sein, ein tragfähiges Konzept für ein Bildungs- und Begegnungszentrum für Vereine, Privatpersonen und Institutionen zu entwickeln.
So geht es mit dem Programm weiter
Von Anfang 2024 bis Mitte 2025 erhalten die 95 Regionen eine sogenannte Entwicklungsförderung. Die Regionen haben dann 1,5 Jahre Zeit und bekommen finanzielle und inhaltliche Unterstützung, um ein tragfähiges Konzept für ein „beteiligungsorientiertes Kulturvorhaben“ zu entwickeln. Den Regionen stehen dafür jeweils bis zu 40.000 Euro zur Verfügung. Aller.Land unterstützt in dieser 1. Förderphase durch Prozessbegleitungen und bietet Gelegenheiten für den Erfahrungsaustausch.
Im Jahr 2025 werden in einem Jury-Verfahren von den 95 Regionen der 1. Phase maximal 30 Regionen ausgewählt, damit diese ihre Konzepte erproben und umsetzen können. Den Regionen stehen dafür jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro zur Verfügung (10 Prozent müssten von den beteiligten Kommunen co-finanziert werden). Diese Phase läuft in einem Zeitraum von 2025 bis 2030).
Kommentar: Ein gemeinsamer Schritt in die richtige (Kultur-) Richtung
Dieses vorzeitige „Weihnachtsgeschenk“ ist der Knaller! Seit Jahren wird darüber nachgedacht, wie man die Museumsscheune (oder Wagenremise) nachhaltig und ganzjährig nutzbar machen kann. Zuletzt war die erweiterte Nutzung des Fachwerkgebäudes am Museum im Rahmen der „Dritten Orte“ vor einigen Jahren im Gespräch. Dort wurde das Projekt aber schnell ad acta gelegt. Wenige Jahre später gibt es neue Fördermöglichkeiten und neue, frische Ideen aus Warendorf und Liesborn, um dem „leicht angestaubten“ Gebäude ein frisches Makeover zu verpassen. Und das klingt mehr als vielversprechend!
Ein „Weihnachtsgeschenk“ ist die Förderzusage natürlich nicht, denn das Förderprogramm sieht ganz klar eine aktive Beteiligung der Dorfakteure vor. Förderung des Miteinanders, Förderung der Demokratie, Förderung von Gemeinschaft und Ehrenamt. Hier könnte etwas Wegweisendes entstehen. Wenn alle an einem Strang ziehen, könnte die Remise in einigen Jahren viele neue Akzente setzen. Wir wünschen allen Projektbeteiligten schon jetzt viele schöne Ideen, um Liesborn und die Gemeinde Wadersloh weiter nach vorne zu bringen. Und dass es mit kleinen Fachwerkhäusern in Sachen Gemütlichkeit und Gemeinschaftsförderung gut gelingen kann, beweist seit 30 Jahren schließlich ja auch das Backhaus des Heimatvereins in Diestedde.
Text/Kommentar/Archiv-Foto: B. Brüggenthies, Quelle: eigene Recherchen, sowie Förderkarte Aller.Land.