Wadersloh (mw/bb). In der Gemeinde Wadersloh bleibt beim Thema Restmüllentsorgung alles beim Alten: Die Einführung einer 60-Liter-Restmülltonne wird nicht umgesetzt. Der Hauptausschuss hat sich am 5. Dezember einstimmig gegen die Einführung dieser kleineren Mülltonne ausgesprochen, wodurch Wadersloh neben Ostbevern die einzige Kommune im Kreis Warendorf bleibt, die ihren Bürgern keine kleineren Restmüllgefäße anbietet.
Die Diskussion entstand vor dem Hintergrund, dass der aktuelle Vertrag über die Abfuhr von Rest- und Biomüll zum 31. Dezember 2025 ausläuft. Eine Neuausschreibung hätte die Möglichkeit geboten, die 60-Liter-Tonne einzuführen. Doch die Politiker äußerten Bedenken. Kämmerer Norbert Morfeld präsentierte Zahlen, die darauf hindeuteten, dass rund 1400 Haushalte von der neuen Tonnengröße profitieren könnten, wobei diese Tonne etwa 40 Euro günstiger wäre. Allerdings könnten die Gebühren für die größeren Tonnen steigen.
Anne Claßen (SPD), Jens Gregor (FDP) und Heino Teckentrup (FWG) äußerten Bedenken gegen die Einführung der neuen Tonnengröße. Sie befürchteten, dass dies besonders Familien mit Kindern finanziell belasten könnte. „Wir lehnen die Einführung ab. Es ist vermessen, anzunehmen, dass sich der Müllverbrauch reduziert“, so Teckentrup. „Wir sehen keinen Anlass für eine Einführung. Das wird nicht dazu führen, dass weniger Müll produziert wird. Familien mit Kindern müssten außerdem mehr zahlen. Wir sehen weiterhin die Gefahr von wilden Müllkippen“, ergänzte Anne Claßen die Gegenargumente gegen die Beschlussvorlage der Gemeindeverwaltung. Rudi Luster-Haggeney (CDU) betonte die Solidarität innerhalb der Gemeinde und die Beibehaltung einheitlicher Abfallgebühren im Innen- und Außenbereich.
Die Gemeinde Wadersloh plant künftig, die Bürgerinnen und Bürger über Möglichkeiten der Müllvermeidung zu informieren, um so den Abfall zu reduzieren.
Leserbrief: „Solidarität ist keine Einbahnstraße“
Die Ablehnung der Einführung einer 60-Liter Restmülltonne in Wadersloh trifft nicht überall auf Befürworter. Die Gruppe „ZIN19“ hat einen Leserbrief veröffentlicht. Obwohl die Verwaltung ursprünglich eine 80-Liter Tonne vorgeschlagen hatte, wurde über die Einführung einer 60 Liter-Tonne debattiert. Die Gruppe kritisiert diese Änderung und hinterfragt die Annahme, dass Familien keinen Müll reduzieren möchten. ZIN19 weist auf Inkonsistenzen in der Kostenberechnung hin und bemängelt, dass keine detaillierte Kalkulation vorgelegt wurde. Der Brief kritisiert auch die Haltung der Ratsmitglieder, die die finanziellen Auswirkungen auf Familien und Geringverdiener nicht ausreichend berücksichtigen. Die Gruppe zeigt sich enttäuscht darüber, dass die Vorteile einer Müllreduzierung für finanzielle Einsparungen von den Ratsmitgliedern nicht erkannt wurden.
Der Leserbrief im Wortlaut:
60-Liter-Tonne wird in Wadersloh nicht eingeführt
Der Hauptausschuss der Gemeinde Wadersloh hat in seiner Sitzung am 5.12.2023 einstimmig die Einführung einer 60-L Restmülltonne abgelehnt!
Wie bereits in unserer Stellungnahme/Leserbrief erwähnt, wundert es uns, dass die Verwaltung einseitig den Antrag auf Einführung einer 80-L Restmülltonne auf 60-L abgeändert hat. Gründe hierfür wurden in der Ratsvorlage nicht genannt. Die Vorteile liegen eindeutig bei der 80-L-Tonne.
Ein Argument dafür war, dass die Gemeinde weiterhin familienfreundlich aufgestellt sein will und durch die Veränderung der Restmüllgefäße nicht die Familien – als potentielle Nutzer von den größeren Tonnen – finanziell zusätzlich belasten möchte.
Wir fragen uns, warum wird unterstellt, dass Familien mit ein oder zwei Kindern keine Müllvermeidung bzw. Reduzierung vornehmen wollen? Gibt es entsprechende Feststellungen?
In der Diskussion wurden folgende Zahlen genannt:
- ca. 3.900 Restmüllgefäße werden in der Gemeinde abgefahren (diese Zahl setzt sich zusammen aus den Ausführungen des Kämmerers Norbert Morfeld: ca. 1300 Haushalte könnten die 60-ltr-Tonne in Anspruch nehmen und ca. 2600 Haushalte würden dann die größeren Tonnen behalten)
- die Kosten für die 60-ltr.-Tonne würden um ca. 40 € sinken
- dadurch würden die Kosten für die großen Tonnen um ca. 40-50 €steigen.
Mathematisch ist diese Rechnung falsch!
Wenn für 1/3 der Haushalte die Kosten um ca. €40 fallen, dann müssen die Kosten für die restlichen Haushalte (2/3) nur um €20 im Jahr steigen, wenn der Kommune keine Ertragsoptimierung unterstellt wird! Warum wird mit falschen Zahlen operiert? Eine schriftliche Kalkulationsgrundlage wurde nicht vorgelegt, obwohl von Ratsmitgliedern gefordert.
Warum akzeptierten unsere Ratsmitglieder diese Missstände und warum wird nicht hinterfragt?
Wir wundern uns, dass die Preisreduzierung von 40,00€, die für Familien mit Kindern, aber auch für 1 bis 2- Personenhaushalte, die ein geringes Einkommen oder Rente erhalten, keine Berücksichtigung und Würdigung finden. Ein Gang weniger zur „Tafel“ erhöht das Selbstwertgefühl der Menschen.
Ist das die neue „Familienfreundlichkeit“ unserer Ratsmitglieder und der Verwaltung?
Eine Müllreduzierung sorgt für eine Preisreduzierung beim Verbraucher. Eine bessere finanzielle Anreizfunktion gibt es nicht! Nur schade, dass dieses von unseren Ratsmitgliedern nicht erkannt wurde.
Ein weiteres Argument dafür: „Im Außenbereich zahlt man wie im Innenbereich von Wadersloh den gleichen Preis an Abfallgebühren“ und das soll auch so bleiben. Dieses Thema stand gar nicht zur Diskussion. „Wir sind solidarisch!“ – diese Aussage zählt nicht.
„Solidarität ist keine Einbahnstraße“ – auch gegenüber Geringverdienern und Familien mit Kindern sollte diese geübt werden.
LESERBRIEF ENDE