Wadersloh (mw/bb). Am Mittwochabend wurden Jugendliche zu Kommunalpolitikern auf Zeit und bekamen vom Bürgermeister Christian Thegelkamp und den Ratsfraktionen einen umfassenden Einblick in die kommunalpolitischen Abläufe. Das Projekt „Beweg was!“, das vom 23. Mai bis zum 8. November lief, endete mit einer beeindruckenden Schülerratssitzung, in der die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Anträge einbrachten und diskutierten.
Die „Beweg was!“-Fraktion der CDU, vertreten durch Lia Dudde, Jule Brinkmann, Hanna Grahn und Henrika Miele, setzte sich mit Nachdruck für die Umsetzung der Bronzefiguren der „Bauernfamilie“ in Diestedde ein. Mit der Versetzung des Kunstwerks an einen würdevolleren Platz und der Reaktivierung der eingebauten Glockenspielfunktion versprechen sich die Jugendlichen eine Aufwertung des Ortsbildes und des Kunstwerks. „Wir fänden, sie steht auf der Ecke der großen Wiese, mit den vielen Walnussbäumen, zwischen Pastorat und St. Nikolauskirche, gegenüber des Backhauses und der Remise wesentlich schöner und würdevoller“, so die Schülerinnen. Bürgermeister Thegelkamp musste eingesehen, dass er das Glockenspiel selbst auch noch nicht gehört habe. Er schlug vor, den Antrag im Schulausschuss weiter zu beraten. Mit einer Gegenstimme wurde der Antrag angenommen.
Ein weiterer Antrag der CDU-Beweg was-Fraktion betraf die Errichtung einer Tartanbahn auf dem Sportplatz von Diestedde. Die Antragstellerinnen argumentierten überzeugend für die Notwendigkeit und kalkulierten die Kosten auf 170.000 Euro. Bürgermeister Thegelkamp zeigte sich einerseits beeindruckt von den Vorüberlegungen. Andererseits stellte er die Frage, ob jeder Ortsteil die gleichen Angebote haben müsse. Man solle individuell jeden Ortsteil stärken. Alle haben bestimmte Stärken. Auf dem Ascheplatz in Diestedde habe man andere Prioritäten gesetzt, wie den Bike-Park und die Bogensportanlage. „Eine dritte Tartanbahn vor dem Hintergrund des Haushalts kostet viel Geld. Das muss überdacht werden“. Bei vier Enthaltungen und zwei Zustimmungen ist der Antrag angenommen und soll im Ausschuss für Schule, Kultur und Sport weiter beraten werden.
Luca Lütke-Stratkötter von der „Beweg was“- Fraktion der FWG brachte den Antrag ein, weitere Haltestellen für die Schulbuslinien 482 und 380 in Liesborn zu errichten, um den Schulweg für viele Kinder sicherer und zugänglicher zu machen. Dezernent Elmar Ahlke sagte dazu: „Viele Schüler müssen mit Bussen anreisen. Das ist ein intensives Thema. Aber es ist zum ersten Mal aufgekommen, dass es in Liesborn zu wenig Haltestellen gibt.“ Der Antrag wurde dennoch einstimmig angenommen und wird im Ausschuss für Schule, Kultur und Sport weiter beraten.
Die „Beweg was“-Fraktion der FWG setzte sich ebenso für eine Umpflanzung der Bäume an der Liesborner Straße ein, um langfristige Schäden am Radweg zu vermeiden. Der Bürgermeister zeigte die Hintergründe auf: Es handele sich um eine Ausgleichspflanzung aufgrund einer Versorgungsleitung von Thyssen Gas. Am 15. November 2021 wurde dazu in den Ausschüssen beraten. „Der Abstand reicht, damit die Wege nicht zerstört werden. Irgendwann könnte es passieren. Aber nur bei uralten Bäumen. Zum Teil werden diese dann entsprechend durch eine Glättung des Wurzelwerks bearbeitet. Wir glauben nicht, dass die Bäume falsch stehen“, so Thegelkamp. Der Antrag wurde einstimmig bei einer Enthaltung abgelehnt.
Der letzte Antrag der Schülerratssitzung betraf den Vorschlag zur Errichtung einer „Dorfladenbox“ in Diestedde, um den Bewohnern den Zugang zu regionalen Lebensmitteln zu erleichtern. Ben Neumann von der SPD „Beweg was“-Fraktion zeigte die Vorteile anhand des in Ennigerloh bereits etablierten Konzepts auf: „Nach diesem Vorbild könnte in Diestedde eine ortsnahe Einkaufsmöglichkeit für den täglichen Bedarf geschaffen werden. Zum Beispiel an den Bahngleisen an der Münsterstraße oder am Schlosshof an der Langen Straße. Ein weiterer Vorteil: Es entstehen keine Kosten für die Gemeinde, da diese vom Anbieter getragen werden“, so der Schüler. Der Antrag wurde einstimmig angenommen und soll weiter beraten werden.
Die Jugendlichen reflektierten am Ende des Projektes ihre Erfahrungen und zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, politische Prozesse mitzugestalten. Bürgermeister Thegelkamp lobte wiederum das Engagement der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und betonte, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, in der Demokratie mitzuwirken. Kommunalpolitik erlaube es, das eigene Umfeld themennah mitzugestalten. Allgemein nehme man sich in der Kommunalpolitik viel Zeit, die Gemeinde zu strukturieren und neue Impulse zu geben. Dankesworte richtete er zum Abschluss der Schülerratssitzung und des Beweg was!-Projekts an die Leute im Hintergrund, den Ratsfraktionen sowie Anna Marras und Oliver Bokelmann von der „Mindful Jugendhilfe“.
Die Schülerratssitzung hat gezeigt, dass die Stimmen der Jugendlichen in Wadersloh, Diestedde und Liesborn gehört werden und dass sie eine wichtige Rolle bei der Gestaltung ihrer Gemeinde spielen. Das „Beweg was!“-Projekt hat nicht nur zur politischen Bildung beigetragen, sondern auch gezeigt, dass junge Menschen bereit sind, Zukunftsthemen in ihrer Gemeinde aktiv mitzugestalten.
Fotos/Text: B. Brüggenthies