Wadersloh (mw/bb). In der Schulpolitik sorgt die Diskussion über die Schulzeitgestaltung an Gymnasien seit fast zwei Jahrzehnten für Gesprächsstoff. Die Auseinandersetzung um die Verkürzung der Schulzeit auf acht Jahre (G8) und die Rückkehr zu G9 hat im aktuellen Schuljahr erneut Debatten entfacht. Ein konkretes Beispiel findet sich am Gymnasium Johanneum in Wadersloh. Hier fühlt sich die Jahrgangsstufe 10 des Schuljahres 2023/2024 benachteiligt, da ihr – im Gegensatz zu früheren Zehntklässlern – das Verlassen des Schulgeländes während der Pausen und Freistunden untersagt ist. Nun traf sich die Schülervertretung mit dem Landtagsabgeordneten Markus Höner (CDU) zu einem Gespräch.
Die Schulleitung des Johanneums zeigte schon im Vorfeld des Treffens großes Verständnis für die Unzufriedenheit ihrer Schülerinnen und Schüler und unterstützt sie in dem Bestreben nach einer gerechteren Handhabung dieser Regelung. Jedoch sind die bestehenden Beschränkungen fest im Schulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen verankert, was die Situation kompliziert. Die Schülerschaft bemängelt, dass diese gesetzlichen Vorschriften zu starr seien, selbst wenn eine schriftliche Erlaubnis der Eltern vorliege, was ihre Unzufriedenheit weiter schürt.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatten die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Petition ins Leben gerufen und parallel dazu den Landtagsabgeordneten Markus Höner von der CDU eingeladen, um mit ihm direkt über ihre Anliegen zu sprechen. Mit dieser Initiative hoffen die Schüler darauf, dass das Land Nordrhein-Westfalen eine Lösung präsentiert, damit ihnen künftig erlaubt wird, das Schulgelände während unterrichtsfreien Zeiten zu verlassen.
Fast zwei Stunden nahm sich Markus Höner Zeit und hörte den Jugendlichen aufmerksam zu. „Zunächst muss ich sagen, dass ich wahnsinnig beeindruckt bin, dass die Schüler soviel Eigeninitiative zeigen und aus der Stufe heraus gemeinsam gehandelt wird. So funktioniert Demokratie, so sollte es sein. Den Unmut kann man nachvollziehen. Andere Rechte für Gleichaltrige? Das passt nicht gut zusammen. Wir haben gemeinsam über einen möglichen Lösungsweg gesprochen, wie ein Plan aussehen könnte, dass das Schulgelände in Zukunft verlassen werden kann“, so der heimische Landtagsabgeordnete. Möglicherweise könnte eine Regelung über einen Elternbrief erfolgen. Zunächst werde es aber eine Rücksprache mit dem zuständigen Ministerium geben, kündigte der Landtagsabgeordnete an. Nun heißt es abwarten, welche Lösung in Düsseldorf für die unterrichtsfreie Zeit gefunden werden kann.
Nicht nur das Verlassen des Schulgeländes war Thema des gemeinsamen Treffens. Auch über immer noch fehlende Schulbücher wurde diskutiert. Angesprochen wurde zudem die Situation Geflüchteter, die Schulträger ebenfalls vor Herausforderungen stelle. Markus Höner machte deutlich, dass bei Schulen nicht gespart werden solle. In diesem Zusammenhang besuchte er mit den Schülerinnen und Schülern auch den Ort des geplanten MINT-Neubaus auf dem Schulgelände. Zuvor gab es eine umfassende Schulführung.
Foto/Text: mw/bb.