Wadersloh (mw/bb). Im Jahr 2025 feiert das Gymnasium Johanneum sein 100-jähriges Bestehen und die Gemeinde Wadersloh wird 50 Jahre jung. Einen Moment für die Ewigkeit gab es schon in diesem Jahr: Mit fast einer Million Euro wird der geplante Neubau eines MINT-Campus auf dem Schulgelände unterstützt. Regierungspräsident Andreas Bothe überreichte den Förderbescheid über 984.440,25 Euro im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der Schulaula an Hermann Krumkamp, Vorsitzender des Schulvereins Gymnasium Johanneum Wadersloh e. V., Schulleiter Wolfram Wenner und Bürgermeister Christian Thegelkamp.
Über die Förderung des Landes NRW in Millionenhöhe freuen sich vor allem aber auch die Schülerinnen und Schüler: Nahezu die gesamte Schule wohnte dem historischen Schulmoment am Freitagmorgen bei. Für Regierungspräsident Andreas Bothe war der Empfang an der Liesborner Straße „bombastisch“: „Das habe ich wirklich noch nie erlebt“, so Bothe. Er wurde von der Schülerschaft und dem Kollegium im Chor und unter Beifall in der Aula des Johanneums begrüßt.
Hermann Krumkamp blickte in einer kurzen Ansprache dankbar auf die zurückliegende Entscheidungsfindung zurück. Es sei nicht alltäglich, dass ein Regierungspräsident zu Besuch sei. Die Antragstellung für Zuschüsse für Baumaßnahmen und Erstausstattung neuer Räume im Zuge der Rückkehr zu G9 wurde im Sommer gestellt. Die Räumlichkeiten werden dringend benötigt, ebenso die finanzielle Unterstützung. Seit knapp 100 Jahren praktiziere das Johanneum als privates Gymnasium die Lehrtätigkeit in mehreren Gebäuden. Eigentümerin der Liegenschaften ist die Gemeinde Wadersloh. Daher waren politische Beratungen im Vorfeld notwendig, um den zusätzlichen Investitionsbedarf zu decken. Seinen Dank richtete Krumkamp ausdrücklich an alle Fraktionen des Gemeinderats, Bürgermeister und Verwaltung sowie dem Architektenbüro Heitmann, dessen Entwurf die Grundlage für die Antragstellung bildete.
Gänzlich unumstritten waren die ehrgeizigen Pläne der Schule in der politischen Diskussion im Vorfeld allerdings nicht: Die SPD-Fraktion im Rat der Gemeinde Wadersloh stimmte bei der letzten Ratssitzung in Teilen gegen den Neubauwunsch, da man sich mehr Zeit für die Planung und mehr Auswahl bei den Entwürfen wünschte. Die Mehrheit votierte aber für die geplante Umsetzung. Einigkeit herrschte fraktionsübergreifend darin, dass der Schulstandort Wadersloh gestärkt und für die Zukunft fit gemacht werden muss. Am 6. Juli hatte der Schulverein den Förderantrag gestellt. Der Förderbescheid datiert auf den 17. Oktober: „Schneller geht’s wirklich nicht“, stellt Regierungspräsident Bothe fest. Nach der Übergabe der offiziellen Dokumente enthüllte Schulleiter Wolfram Wenner ein Schild mit einer Grafik des geplanten MINT-Campus als sichtbares Zeichen der Vorfreude aller Beteiligten auf den anstehenden Baubeginn für die Zukunft.
Bürgermeister Christian Thegelkamp fasste sich kurz. Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsplanberatungen und den Aussichten für die kommenden Jahre: „Trotz der schwierigen Voraussetzungen sind wir uns im Rat über die Parteigrenzen hinweg über einen Grundsatz einig: Bildung ist unser höchstes Gut. Dieses Gut werden wir bewahren und verteidigen, weil wir es wie die Luft zum Atmen, zum Leben brauchen. Unsere Schulen sind ein zentraler Dreh- und Angelpunkt. Mit unseren Investitionen in den Neubau der Sekundarschule und den Ausbau der OGS-Angebote gestalten wir die Zukunft unserer Gemeinde. Bildung ist die Zukunft unserer Gemeinde.“ Dem Grundsatz, nachfolgenden Generationen das Wissen im und für das Leben zu vermitteln, habe sich auch das Johanneum verschrieben, indem es seit fast 100 Jahren seine Traditionen bewahrt und seine Zukunft gestaltet. „Die Zukunftsfähigkeit des Johanneums hat einen großen Wert für uns alle. Für Kommunen unserer Größenordnung ist es eher eine Ausnahme, dass das örtliche Bildungsangebot von einer Privatschule bereichert wird“, dankte Thegelkamp der Bezirksregierung für die große Unterstützung. Und das Gymnasium Johanneum ist heute um einen weiteren historischen Meilenstein seiner Schulgeschichte reicher.
Hintergrund:
Das Land NRW hatte Ende 2022 ein Förderprogramm von Baumaßnahmen für die G9-Einführung aufgelegt, welches sich insbesondere an sogenannte „Ersatzschulen“ richtet und somit für das Gymnasium Johanneum grundsätzlich infrage kam. Voraussetzung war, dass bis Ende Juli 2023 ein Förderantrag seitens des Schulträgers gestellt werden musste. Da der Schulträgerverein selbst keine finanziellen Mittel für den benötigten Eigenanteil von 15 Prozent aufbringen kann, muss die Gemeinde Wadersloh als Eigentümerin diesen Anteil übernehmen. Umgesetzt werden müsste der Neubau bis zum Stichtag 1. August 2026.
Fotos/Text: B. Brüggenthies