Diestedde (mw/bb). Da ziehen dunkle Wolken auf über dem ansonsten sonnigen Gemeindeleben in Wadersloh (und das liegt nicht am nahenden Winter). In dieser Woche ging es in der Ratssitzung um die Einbringung des Haushaltsplanentwurfs. Plötzlich steht man vor einem finanziellen Abgrund. Nicht etwa, weil man allzu verschwenderisch mit Geldern umgegangen wäre. Nein, das Land NRW und der Bund hatten sich offenbar dazu verschworen, uns in den Städten und Gemeinden den finanziellen Teppich unter den Füßen wegzuziehen. Und das sogar mit Ansage! Denn gewarnt wurde ja schon im letzten Jahr, dass das sehr gute Haushaltsergebnis mit den umstrittenen „außerordentlichen Erträgen“ der Corona-Pandemie etwas schöngerechnet wurde.
Manche würden jetzt sagen: „Prioritäten setzen und die Gürtel enger schnallen!“ – Und ja, die Gemeinde wird genau das tun (müssen). Aber als radelnder Reporter beunruhigt mich aber vor allem ein Nebensatz der Gemeindespitze: Geld für neue Radwege ist vorerst keines mehr da. Wumms! Das hat gesessen! Ausgerechnet jetzt, wo ich doch ein Redaktions-E-Bike habe. Jetzt muss ich das schlechte Wetter für das Schreiben einer kurzen Glosse nutzen.
Der radelnde Reporter auf holprigen Pfaden …
Während der beleuchtete Super-Radweg zwischen Wadersloh und Liesborn ein funkelndes Vorbild dafür ist, wie man Mobilität auf dem Land nach vorne bringt, ist der Weg per Rad von Diestedde in die anderen Ortsteile jedes Mal aufs Neue ein (beschwerliches) Abenteuer – oder sagen wir eine „rustikale“ Landpartie. Und dann wäre da ja auch noch der Bikepark in Diestedde. Eine sichere Anbindung über die Winkelstraße nach Wadersloh wäre nicht nur komfortabel, sondern auch ein echtes Sicherheitsplus für die jüngere Zielgruppe des Diestedder Zweirad-Erlebnis-Parks. Ein gutes Radwegenetz ist kein Luxus, sondern steht für Lebensqualität auf dem Land. Und es würde dazu beitragen, dass noch mehr Wadersloher Bürgerinnen und Bürger auf das Rad umsteigen. Das wäre auch ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und des NKN?
Ratlose Blicken im Gemeindeerat und bei der Verwaltung– und radwegelose Bürgerinnen und Bürger im Nikolausdorf. Der steinige, abenteuerliche Pfad nach Liesborn bringt mich bei meinen Presseterminen jedes Mal ins Schwitzen (auch ohne meine ikonische gelbe Regenjacke). Schon erstaunlich, dass man von Diestedde schneller in der Nachbarstadt Oelde ist als in den eigenen Ortsteilen. Eine Kuriosität, die zeigt, wie dringend notwendig eine vernünftige Radwegverbindung innerhalb der eigenen Gemeindegrenzen wäre (in Oelde und Rheda-Wiedenbrück gibt es übrigens extra ausgewiesene Fahrradstraßen). Vielleicht sollte ich künftig einfach einen größeren Umweg in Kauf nehmen und über Oelde nach Wadersloh und von dort aus ins Liesedorf radeln?
Aber vielleicht wird die Gemeinde ja jetzt kreativ. In der Ratssitzung am Mittwoch wurde ja auch weiter in Sachen Agri-PV geplant. Ein überdachter Photovoltaik-Radweg zwischen Diestedde und Liesborn wäre doch auch mal eine nachhaltige Idee. Dann kann künftig auch die Regen-Radler-Hose zuhause bleiben und der E-Bike-Akku direkt unterwegs aufgeladen werden. Man wird ja noch träumen dürfen…
Eine Glosse von B. Brüggenthies