Liesborn (mw/bb). Am heutigen Donnerstag (19. Oktober) fand eine Presse-Vorschau der bevorstehenden Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ im Museum Abtei Liesborn statt. Die Ausstellung wird vom 22.10. bis zum 19.11.2023 gezeigt und wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Anne Frank Zentrum Berlin und dem Anne Frank Haus in Amsterdam erstellt und tourt seit 2012 als Wanderausstellung durch Deutschland.
Anne Frank, geboren 1929 in Frankfurt am Main, ist weltweit als eines der bekanntesten Opfer des Holocaust bekannt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh ihre vierköpfige Familie nach Amsterdam, wo sie vorerst in Sicherheit waren. Als die Nazis im Jahr 1940 die Niederlande besetzten, musste die Familie Frank in einem Hinterhaus in Amsterdam untertauchen. Hier verfasste Anne ihr Tagebuch, das später als „Das Tagebuch der Anne Frank“ veröffentlicht wurde. Das intime Dokument gibt nicht nur einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle während dieser Zeit, sondern ist auch ein mahnendes Zeugnis der Grausamkeiten des Holocaust und der Bedeutung von Toleranz und Verständnis in unserer Welt.
Die Ausstellung im Museum Abtei Liesborn zeichnet Anne Franks Lebensweg detailliert nach: von ihrer Kindheit in Frankfurt über ihre Flucht nach Amsterdam, das Leben im Versteck, die tragische Entdeckung und schließlich ihre Deportation und den Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen – nur wenige Wochen vor der Befreiung des KZs im Frühjahr 1945. Die Präsentation verknüpft ihre persönliche Geschichte mit den Ereignissen des Nationalsozialismus, des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs.
Landrat Dr. Olaf Gericke betonte: „Angesichts der antisemitischen Ausschreitungen der vergangenen Tage müssen wir unserer Verantwortung heute mehr denn je gerecht werden und dem Hass gegen Juden in Deutschland entschieden entgegentreten. Dazu gehört neben dem Schutz jüdischer Einrichtungen ganz besonders die Bildungsarbeit. Daher bin ich ausgesprochen froh, dass wir diese hervorragende Ausstellung, die junge Menschen ganz besonders einbindet, in unserem Museum Abtei Liesborn zeigen können.“
Aus seinen eigenen Familienerfahrungen, die ihn nachhaltig prägten, berichtete Bürgermeister Christian Thegelkamp. Sein Großvater habe zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs verbotenerweise regelmäßig den Radiosender BBC gehört, um ein ungefiltertes Bild vom Kriegsverlauf zu bekommen. Sein Sohn stand „Schmiere“ und passte vor dem Haus auf. In der Nachbarschaft wurde dem Jungen gedroht, dass man seine Familie verraten werde. Thegelkamp zeichnete zudem die vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Erinnerungskultur in der Gemeinde Wadersloh nach.
Besonderes Konzept: Jugendliche begleiten Jugendliche
Ein zusätzlicher Abschnitt der Ausstellung richtet sich besonders an Jugendliche und konfrontiert sie mit Fragen zu Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung. Ziel ist es, die Besucher zur Reflexion und zum Engagement gegen Vorurteile und Hass zu motivieren. Eine Besonderheit ist das Konzept „Jugendliche begleiten Jugendliche“, bei dem Jugendliche ab 16 Jahren als sogenannte „Peer Guides“ fungieren und so einen altersgerechten Zugang zu den Inhalten gewährleisten. Zuvor wurden diese umfangreich geschult und auf die Aufgabe vorbereitet. Die 14 Schülerinnen und Schüler gehören der Q1 und Q2 des Gymnasiums Johanneum in Wadersloh an. Die Führung richtet sich an eine jüngere Zielgruppe und ist ab der 7. Schulklasse geeignet.
„Für Kinder und Jugendliche ist die NS-Zeit oftmals nur noch etwas, was sie aus Geschichtsbüchern kennen. Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, daher ist dieser Bereich aus meiner Sicht der wichtigste Teil der Ausstellung“, schlussfolgerte Landrat Dr. Gericke bei der Presse-Vorschau.
Parallel zeigt das Museum die Ausstellung „Antisemitismus früher und heute“, die das Kreisarchiv Warendorf 2022 ins Leben gerufen hat und sich mit der NS-Schreckensherrschaft und die Auswirkungen auf das jüdische Leben im Kreis Warendorf befasst. Ein begleitendes Rahmenprogramm sieht eine Lesung von jüdischen Geschichten (5. November, 15 Uhr) und eine Vortragsveranstaltung mit Prof. Dr. Marie-Theres Wacker am 19. November ab 15 Uhr vor. Die Umsetzung der Ausstellung in Liesborn wurde von der Sparkasse Beckum-Wadersloh und der Bürgerstiftung Wadersloh mit jeweils 2.000 Euro finanziell unterstützt.
Die Ausstellung eröffnet am Sonntag, 22. Oktober, um 15 Uhr mit einer Einführung von Veronika Nahm, Direktorin des Anne Frank Zentrums. Für weiterführende Informationen empfehlen wir die Webseiten www.museum-abtei-liesborn.de und www.annefrank.de. Schulklassen und Gruppen, die sich für eine Begleitung durch die jugendlichen Peer Guides interessieren, wenden sich bitte telefonisch an das Museum Abtei Liesborn (Tel. 02523-98240).
Fotos/Text: B. Brüggenthies