Diestedde (mw/bb). Um Punkt 18 Uhr öffneten sich nicht nur die Pforten des Wasserschlosses, sondern auch die des Himmels. Ein ordentlicher Regenschauer begleitete die Besucherinnen und Besucher des „Winzerfestes“ des Schützenvereins am Schloss Crassenstein. Wer aber nun denkt, dass das Wetter die Gäste abgeschreckt hat, liegt falsch: Die Neugier auf besonderen Wein und die besondere Schlosskulisse waren zu groß. Der ausrichtende Schützenverein verfolgte aufmerksam den Wetterbericht und traf rechtzeitig Vorkehrungen, sodass das Winzerfest nicht ins Wasser fiel, sondern ein rundum gelungenes Fest wurde.
Pavillionzelte, Holzhütten, ein großes Festzelt, Stehtische samt Schirm: Der Innenhof von Crassenstein wurde mehr als einladend vorbereitet. Durch von den Winzern keine Spur? Die hatten kurzfristig Quartier im Inneren des Schlosses bezogen und präsentierten dort ihre feinen Tropfen. Mittendrin: Luitgard Fröhlig von der Fröhlig Wein- und Getränke-Therme in Ennigerloh. In einem knallig-roten Regenmantel huschte die Weinexpertin von Stand zu Stand, kam mit Winzern und Gästen ins Gespräch und zeigte sich mehr als angetan von dem Ergebnis der monatelangen Planung des Winzerfestes am Schloss.
Bei Arne Steinbrink, Vorsitzender des Schützenvereins Diestedde, waren die Sorgenfalten auf der Stirn längst verflogen, denn der Plan des Vereins ging erneut auf. Nach der berauschenden Premiere mit dem Bierfest im Vorjahr kann auch das Winzerfest als volles Erfolg verbucht werden. Keine Selbstverständlichkeit, denn neben dem Wetter war auch die Vorbereitung eine Herausforderung. „Uns stecken drei arbeitsreiche Tage in den Knochen“, berichtet Patrick Schürmann am Einlass an der Brücke zum Schloss. Einen Katzensprung vom Eingang entfernt haben sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der DRK Bereitschaft Diestedde ein trockenes Plätzchen in ihrem Einsatz-Bulli gefunden. Nicht nur das Regenwasser strömte zum Schloss, sondern auch die Besucher, die mit Regenschirm und Schutzjacke zu Crassenstein eilten und sich einen trockenen Platz in den zahlreichen Zelten sicherten. Auch Markus Hölkemann von der Landbäckerei Hölkemann improvisierte und organisierte noch schnell einen Regenschutz, damit er ungestört den heißen duftenden Flammkuchen aus dem mobilen Holzofen holen konnte.
Wer die Treppenstufen des Schlosses erklommen hatte, wurde mit der Gastfreundlichkeit von 13 Winzern aus ganz Deutschland und Italien begrüßt. 18 Weingüter stellten ihre edlen Tropfen aus. Die Verköstigung wird sehr gut angenommen: „Wir sind sehr überrascht, dass auch viele junge Leute bis Mitte 30 die Weine probieren und bewusst trinken“, sagt Vertriebsleiter Alexander Ultes vom Weingut Julius Zotz aus Heitersheim. Das Weingut bietet auch eine alkoholfreie Variante an, die derzeit deutlich an Beliebtheit gewinnt.
Am Schloss weht nicht nur die Fahne des Schützenvereins, sondern auch die des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Ein Großteil der angereisten Winzer folgt den strengen Qualitätsregeln des Verbands, auch die übrigen bieten Weine in Bio-Qualität an. Man setzt auf Nachhaltigkeit und hohe Qualität und ein exzellentes Trinkerlebnis. Darauf legte Luitgard Fröhlig besonders viel Wert und das wissen die Weinfreunde in Diestedde und Umgebung zu schätzen: Zu Probieren gibt es eine große Auswahl. Aber auch Fragen zum Wein werden kompetent beantwortet. Viele der Gäste informieren sich umfänglich über den Anbau und die Besonderheiten der angebotenen Weinsorten. Rolf Alterauge von der gleichnamigen Weinfachagentur reiste aus Hamburg an. „Wir haben heute unseren Grande Cuvée 1531 mit dabei und sind schon gespannt, wie er ankommt“, sagt der Weinhändler. Dr. Frank Röschinger und Dr. Gregor Schwert nicht nur das Foyer des Schlosses, sondern zusätzlich auch einen weiteren Raum zur Verfügung gestellt, damit der Wein in vollen Zügen genossen werden kann.
Zwischen den Gebäuden am Schloss hat die Fa. Audio2 an den Tagen zuvor eine kleine Bühne errichtet. Neben Gaumenschmaus beim Essen und Trinken sorgen Massimo Grande und Anna Estera für stimmungsvolle Musik am Winzerfestabend. Der Schützenverein verfolgte den Plan, die Menschen zusammenzubringen und das Miteinander zu stärken. Das ist mehr als geglückt. Auch fernab des traditionellen Schützenfestes an Pfingsten zeigte der Verein, was mit Engagement für das Dorf auf die Beine gestellt werden kann. Und das schlechte Wetter? Das war spätestens nach dem zweiten Glas Wein längst vergessen. Beim nächsten Mal wird ganz bestimmt die Sonne scheinen.
Impressionen vom Winzerfest 2023
Fotos/Text: mw/bb.