Wadersloh/Diestedde (mw/bb). Im Mai kehrte das „Lieborner Evangeliar“ endgültig zurück nach Liesborn. 200 Jahre war das besondere Werk auf Weltreise. Mehr als angetan von dem nationalen Kulturschatz war Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der als Festredner den Wert der 1000 Jahre alten Schrift hervorhob. Nun war Prof. Parzinger nebst Ehefrau Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin) erneut in der Gemeinde Wadersloh zu Besuch. In Wadersloh und Diestedde stand am Sonntag ein umfangreiches Festprogramm auf der Agenda. Der Anlass: Die Eintragung in das „Goldene Buch“ der Gemeinde Wadersloh.
Informativ verlief das Tagesprogramm nicht nur für das Ehepaar Rüschoff-Parzinger, sondern auch für die Festgäste. Neben dem offiziellen Festakt im Ratssaal hatte das Team der Gemeindeverwaltung ein abwechslungsreiches Programm gestrickt, welches das bürgerliche Engagement in der Gemeinde aufzeigte. Mit Einblicken in die Arbeit der Bürgerstiftung und die Arbeit des Stiftungszentrums im Schloss Crassenstein wurde das vielfältige Miteinander aufgezeigt. Zuvor verewigten sich die beiden Ehrengäste im „Goldenen Buch“. In seiner Festansprache hob Bürgermeister Christian Thegelkamp die Arbeit beider Ehrengäste hervor. Barbara Rüschoff-Parzinger habe als Kulturdezernentin immer auch Kulturprojekte im ländlichen Raum im Blick und in ihrer beruflichen Funktion auch einen Beitrag an die Rückholung des Evangeliars nach Liesborn gehabt.
Angesichts der zu erwartenden angespannten Haushaltslage in den kommenden Jahren hob Waderslohs 1. Bürger die Wichtigkeit von Schwimmbädern und Museen hervor. Zwei Projekte, die in Liesborn zuletzt viel Aufmerksamkeiten erhielten.-Auch in Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen habe man in Wadersloh bereits frühzeitig die Weichen für die Unterstützung von Vereinen, Verbänden und Kultur gestellt und mit der Bürgerstiftung eine nachhaltige Finanzierung für gemeinnützige Förderungen geschaffen.
Einblicke in die Arbeit der Bürgerstiftung und des Stiftungszentrums auf Schloss Crassenstein
Die Bürgerstiftung Wadersloh hat seit ihrer Gründung im Jahr 2016 200.000 Euro an gemeinnützige Projekte ausgeschüttet. Elmar Ahlke, Mitglied des Vorstandes der Bürgerstiftung, stellte die besondere Konstellation der Bürgerstiftung vor, die ihre Mittel unter anderem aus den Pachteinnahmen der kommunalen Windkraftanlage, Spenden und Patenschaften gewinnt. Getreu dem Motto „Mit uns – für uns“ stellt sich die Bürgerstiftung bewusst breit auf und unterstützt u.a. Projekte im Bereich von Heimatpflege, Jugend-/Altenhilfe, Kunst, Kultur, Sport, Völkerverständigung und Bildung.
Per Bus-Transfer ging es im Anschluss an eine kleine Mittags-Stärkung im Rathaus weiter nach Diestedde. Hier stellten Schloss-Miteigentümer Dr. Frank Röschinger und Jörg Mußmann (Gründungs- und Vorstandsmitglied Stiftungszentrum Schloss Crassenstein) die Arbeit des Stiftungszentrums auf, welches 2021 seine Arbeit aufgenommen hat. Frank Röschinger stellte vorab die wechselhafte Geschichte des Schlosses von seiner ersten urkundlichen Erwähnung im 12. Jahrhundert bis zum heutigen Tage heraus. Neben dem Stiftungszentrum koordiniert auch das Innovationszentrum Westfalen von Diestedde aus seine Arbeit. Anfang des Jahres nahm zudem das „Zentrum für Philosophie“ seine Arbeit auf. Der Ankermieter, die „Privatschule Schloss Crassenstein“, stellte im Mai ihren Betrieb ein. Derzeit wird nach einer neuen Lösung gesucht. Es gäbe bereits mehrere Ideen für eine künftige Nutzung. „Wir möchten Stiftungen zusammenführen und gemeinsam Probleme lösen“, stellte Röschinger heraus.
Für Prof. Parzinger und Dr. Rüschoff-Parzinger war nicht nur die Wiederkehr des Evangeliars im Mai ergreifend, sondern auch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Wadersloh. „Ihre Arbeit hier vor Ort und das Zusammenwirken ist schon als modellhaft anzusehen“, zeigten sich beide begeistert nach den Einblicken in die Stiftungsarbeit. Als LWL-Kulturdezernentin zeigte sich Dr. Rüschoff-Parzinger tief beeindruckt und hob die Wichtigkeit bürgerlichen Engagements hervor. Es sei wichtig, Unterstützungsstrukturen zu schaffen. „Menschen brauchen Wurzeln“, stellte sie heraus und bezog sich dabei auch auf den Erhalt von historischen Bauwerken, wie Crassenstein.
Zusammenfassung: Am 16. Juli 2023 waren Prof. Dr. Hermann Parzinger (Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin) zugast in Wadersloh. Neben der Eintragung ins "Goldene Buch" der Gemeinde Wadersloh, informierten sie sich über die Arbeit der Bürgerstiftung Wadersloh und des Stiftungszentrums Schloss Crassenstein in Diestedde.