Wadersloh (mw/bb). Die Wadersloher Landfrauen feierten sich am Samstag selbst und dazu hatte der Verband auch allen Grund: 70 Jahre liegt die Gründung zurück. Seit sieben Dekaden bereichern die Landfrauen somit das Vereinsleben durch tatkräftiges Mitgestalten der Dorfgemeinschaft. Geprägt ist die Arbeit der Vereinsmitglieder aber auch durch eine gegenseitige Unterstützung untereinander. Auf der Tenne von Familie Sandknop an der Liesborner Straße feierten die Landfrauen den außergewöhnlichen Zusammenhalt.
„Gemeinschaft erleben, Talente entdecken, Neues lernen“ – Auf einem großen Transparent wird das Vereinscredo kurz und knapp zusammengefasst. Die Landfrauen sind in allen Ortsteilen mit eigenen Verbänden aktiv. In Wadersloh zeigt der Mitglieder-Trend in den letzten Jahren steil nach oben: 187 Frauen engagieren sich vor Ort. Knapp die Hälfte war bei der Feierstunde zum runden Jubiläum dabei und feierten gemeinsam das Wir-Gefühl. Ganz zur Freude des Vorstandsteams!
„Streng genommen war unser Jubiläum schon 2022. Irgendwie hatten wir es nicht auf dem Schirm, haben uns aber entschieden, das 70-Jährige dann eben in diesem Jahr als 70+1 zu feiern“, berichtet Wiltrud Hauptmeier mit einem Augenzwinkern. Bei der Vielfalt an Aktivitäten ist das sicher nachvollziehbar. Erst im vorigen Herbst veranstalten die Landfrauen einen sehr erfolgreichen Mehr-Generationen-Nachmittag und trafen damit einen besonderen Nerv, der vor allem junge Familienmütter überzeugte, sich bei den Landfrauen einzubringen. Ein echter Glücksgriff für den Verein und das Ehrenamt in Wadersloh.
Gelungenes Fest im Zeichen von 70 Jahren Landfrauen-Arbeit
Mit der gemütlichen Grill-Feierstunde auf dem Hof Sandknop schlossen die Landfrauen an die bereits 70 Jahre währende kontinuierlich qualitätvolle Vereinsarbeit an. Viel positive Resonanz wurde den Vorstandsdamen zugetragen, denn dem Vorstand gelang es, allen Altersgruppen gerecht zu werden. In der liebevoll hergerichteten Scheune erinnerten alte Jahrbücher und Foto-Galerien an die Landfrauengeschichte in Wadersloh. Auf eine musikalische Zeitreise entführte Johannes Brand, der die vorgetragenen wichtigsten Eckpunkte pro Dekade mit schwungvollen Hits ergänzte und zum Mitsingen animierte. „Mit unserer Zeitreise ab den fünfziger Jahren bis heute, mit entsprechenden Schlagern zum Mitsingen, haben wir genau den Geschmack aller getroffen. Von ‚Pack die Badehose ein‘, ‚Über den Wolken‘ bis hin zu ‚Atemlos‘ waren viele bekannte Lieder dabei. Nach unserer Einlage haben wir noch, bei leckeren kühlen Getränken, einige gesellige Stunden auf der schön geschmückten Tenne, sowie draußen auf dem Hof verbracht“, blickten die Organisatorinnen zurück.
„Der Wandel ist klar erkennbar. Wir sind nicht mehr die Frauen aus der Landwirtschaft, wie noch in den 1950er-Jahren. Wir sind die Frauen vom Land und der Verein kann Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Frauen vom Land sein“, resümierte das Vorstandsteam und dankte allen, die den Verband bis heute unterstützen und dazu beitragen, dass die Landfrauen auch weiterhin einen festen Platz im Wadersloher Vereinsleben haben.
Hintergrund: Die 70+1 Jahre Landfrauen-Geschichte in Wadersloh
Der Landfrauenverband Wadersloh wurde in der Zeit des Aufschwungs nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Der ersten Vorsitzenden Eleonore Hauptmeier gefiel die Vereinsarbeit so gut, dass sie gleich 20 Jahre lang an der Spitze blieb. In der Anfangszeit gab es keine eigene Mitgliederversammlung, stattdessen wurden wichtige Entscheidungen im Rahmen der Bauernversammlung der Männer getroffen. In den 1950er Jahren waren die Landfrauen schon sehr aktiv. Im Jahresprogramm fanden sich – anders als heutzutage – aber noch ausschließlich hauswirtschaftliche Themen. Neben Tagesfahrten prägte auch die Unterstützung von Kriegsgefangenen die Anfangsjahre der Landfrauen in Wadersloh.
Ab den 1960er-Jahren fand die erste Generalversammlung ohne die Männer statt. Erstmals wurden Bauernschaftsvertreterinnen gewählt, die für die Informationsverteilung zuständig waren. In den damaligen Jahresprogrammen finden sich Programmpunkte, wie Schnittkurse, Vorträge, Erziehungs- und Kosmetik-Tipps und Info-Events rund um gesunde Ernährung. Ein Ausflug führte zu Dr. Oetker nach Bielefeld. In den 1970ern gab Eleonore Hauptmeier ihr Amt an Thea Kettrup und Mathilde Große Wienker ab. Vorträge und Ausflüge gehörten weiterhin zum Vereinsprogramm. Dr. Cordula Joraschky referierte über Kindergesundheit und ab und zu ging es auch um Politik und Generationsprobleme. 1982 übernahm Christa Döinghaus den Vorsitz, 1986 folgte ihr Ursula Eusterschulte in diesem Amt. Zur Vereinsgaststätte wurde Berlinghoff auserkoren. Fortan tagten die Landfrauen dort. Tagesfahrten in den 80ern führten nach Herford und an den Rhein.
Bis heute gehören die Radtour im Mai, das Landfrauen-Frühstück im Sommer und das Nikolaus-Knobeln zu den Anker-Veranstaltungen im Jahresprogramm. Tagesfahrten in den letzten Jahren führten in die Herrenhäuser Gärten, zum Hindu-Tempel nach Hamm oder auch mal zur Eierlikör-Verköstigung zu Heitmann. Darüber hinaus haben die Landfrauen eine aktive Sportgruppe, beteiligen sich jedes Jahr am Kartoffelsonntag, Erntedank (zusammen mit dem Landw. Ortverein und der KLJB) und sind auch sonst an vielen Stellen im Dorf aktiv.
Fotos/Text: mw/bb.