Wadersloh (mw/bb). In einem emotionalen Festakt verabschiedete das Gymnasium Johanneum Wadersloh am Samstagmorgen seinen Schulleiter Hans-Jürgen Lang in den Ruhestand. Nach 37 Jahren im Schuldienst und 20 Jahre in Wadersloh geht der Oberstudiendirektor in Pension. An Herausforderungen mangelte es in den vergangenen zwei Dekaden nicht: Die G8/G9-Umstellung, die mehrjährige Corona-Pandemie, die Digitalisierung. Am Ende macht Lang es kurz und dankte allen Wegbegleiterinnen und -begleitern für die gemeinsame Zeit.
Umrahmt von der Bronzestatue des Heiligen Franziskus auf der einen und dem bunten Glaskreuz auf der anderen Seite des Bühnenbildes in der Aula standen passenderweise gleich zwei wichtige Fundamente in Hans-Jürgen Langs Schulleiterleben in unmittelbarer Nähe. Das Schild mit großen Lettern „Wir als Teil einer bunten Gemeinschaft“ hätte vielleicht noch die Ergänzung „im franziskanischen Geiste“ bekommen können.
„Der liebe Gott hat mich immer wieder mal in die passende Richtung geschubst“, blickte Hans-Jürgen Lang zurück auf die beruflichen Entscheidungen in seinem Leben. Nach mehr als 300 Jahren brach er mit der Familientradition, dass man Postbeamter wird und strebte zunächst eine Laufbahn bei der Bundeswehr an. Stattdessen wurde er aufgrund der Verkettung mehrere Zufälle Lehrer.
Mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler hat Schulleiter Lang seit seinem Amtsantritt im Sommer 2003 an der Liesborner Straße begrüßen können. Für ihn sei die Schülerschaft immer wie eine Familie gewesen und deswegen habe er sich mit Leidenschaft dafür eingesetzt, dass niemand die Schule ohne Abschluss verlassen muss. „Ich hoffe, dass ich der Schule gutgetan habe. Ich habe mich bemüht, allen Wertschätzung entgegenzubringen“, so der Pädagoge zu seinem Abschied. Die Koordinierung zwischen Schulträgerverein, Gemeindeverwaltung, Bezirksregierung, Franziskanerorden und Bistum lässt erahnen, wie herausfordernd der Posten des Schulleiters ist. Letztendlich ging es immer um einen guten Zusammenhalt.
Seinen größten Dank richtete er an seine Ehefrau und die drei Kinder. Sie hatten den damaligen Umzug nach Herzfeld mitgetragen. Im benachbarten Wadersloh wurde er seinerzeit herzlich empfangen. Der Anblick der Pfarrkirche und nette Begegnungen gaben den finalen Ausschlag für die Entscheidung pro Johanneum. Posthum dankte er den damaligen Kollegen Kellner, Schmidtmann und Hein für die Einarbeitung zu Beginn der 2000er-Jahre. „Das Johanneum ist nicht nur eine Schule, sie ist ein Stück Leben“, bilanzierte Lang und gab zu Protokoll, dass er die Schülerinnen und Schüler, die Atmosphäre der Aula und Franziskus vermissen werde. Besondere Dankesworte gab es auch an Schulsekretärin Yvonne Panreck und das Zitat „das Kollegium ist ein Schatz“ dürfte für sich selbst sprechen.
Das Ende einer ereignisreichen Ära, die 2003 ihren Anfang nahm
Der designierte Schulleiter Wolfram Wenner moderierte durch den abwechslungsreichen Vormittag. Zahllose Festrednerinnen und -redner nutzen die Gelegenheit für ein offizielles Abschiedswort. Knapp drei Stunden lang verfolgten die Gäste den Ausführungen des Schulträgers (Hermann Krumkamp), Gemeindeverwaltung (Christian Thegelkamp), Pfarrgemeinde (Johanna Vering), Ehemaligen-Verein (Helmut Gellermann), Elternschaft (Thorsten Gövert), Schülervertretung und des Kollegiums. Der 15. Schulleiter der Einrichtung ist zugleich derjenige, mit der zweitlängsten Amtszeit nach Pater Heldemar.
In die Lang-Zeit fällt unter anderem die Grundsteinlegung für die neue Cafeteria (2004), die Einweihung des neuen Schulhofs (2005), die Einrichtung einer neuen Schülerbibliothek (2007), die große Jubiläumsfahrt der Schule nach Assisi (2015), aber auch die Digitalisierung und Corona. Lang habe immer darauf geachtet, dem Johanneum ein „eigenständiges Schulprofil“ zu geben und habe dabei pragmatisch und individuell gehandelt (Thegelkamp). So wurde die Schulstunde auf 67,5 Min. verlängert und der Samstagsunterricht abgeschafft. Die Lebensaufgabe habe Lang mit einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein, mit breitem Kreuz und Gottvertrauen erfüllt (Krumkamp).
Das Kollegium verabschiedete sich nicht nur mit musikalischen Einlagen durch die eigens formierte Band „Abschied“, sondern auch mit diversen Devotionalien aus dem Schulfundus. Eine alte Geige von Pater Meinhard, ein Schulglobus aus den 1980er-Jahren, Reise-Lektüre und Co. sollen dem scheidenden Schulleiter den Ruhestand versüßen. Geplant sind u.a. Reisen und viel Zeit für die Familie. Nach eigener Aussage umfasst die Privat-Bibliothek von Hans-Jürgen Lang mehr als 4.000 Buchexemplare. Langweilig dürfte es dem Oberstudienrat also auch in Zukunft nicht werden. Und Neuigkeiten zu „seiner“ alten Schule wird er sicher auch künftig mit großem Interesse verfolgen.