Liesborn (mw/bb). Jeden Tag begegnen wir auf der Straße, auf der Arbeit, beim Spazierengehen oder beim Einkaufen anderen Menschen. Viele von ihnen sind Alltagshelden, den man es nicht ansieht, dass sie sich sozial engagieren. Stefan Freitag aus Liesborn ist einer von ihnen. Vor einigen Tagen hatte der Familienvater die Chance, ein Menschenleben zu retten. Nun möchte der 38-Jährige andere motivieren, sich für Stammzellenspenden zu registrieren.
Alles begann mit dem „Tag der offenen Tür“ bei der Feuerwehr in Liesborn: Stefan Freitag möchte gerne ein Interviewtermin mit Mein-Wadersloh.de vereinbaren. Das geflügelte Wort „Tue Gutes und rede darüber“ hat auch heute noch Bestand. Mit großer Begeisterung erzählt der aktive Feuerwehrmann, dass er nun auch fernab seiner Arbeit als Kamerad des Löschzugs in Liesborn, ein Menschenleben retten kann. „Ich wurde als möglicher Stammzellenspender kontaktiert und in wenigen Wochen kann ich damit vielleicht einem Menschen helfen, gesund zu werden!“, sagt der Liesborner aufgeregt.
Helfen kann so einfach sein: „Stäbchen rein – Spender sein!“
„DKMS“ oder „WSZE“ sind Abkürzungen, die viele von uns schon einmal gehört haben. DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) ist eine gemeinnützige GmbH, die sich um die Registrierung von Stammzellen kümmert. Sie zählt mit weltweit rund 11 Mio. Datensätzen potenzieller Spender*innen zur größten Datenbank für Knochenmark- und Stammzellen. Die „WSZE“ (Westdeutschen SpenderZentrale) kümmert sich ebenfalls um die Registrierung und Typisierung (dabei werden die persönlichen Gewebemerkmale für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei bestimmt) und ist vor allem im Westen Deutschlands aktiv. Das Ziel ist immer, dass ein „genetischer Zwilling“ gefunden wird. Im Falle einer Erkrankung, vor allem bei Blutkrebs, kann eine Stammzellenspende eine lebensrettende Therapie sein. Typisierungsaktionen finden u.a. in gewissen Abständen bei Blutspendeterminen statt. Für eine Aufnahme in die Spenderkartei reicht ein einfacher Wangenschleimhautabstrich. Ein Test-Kit man sich dazu auch einfach nachhause bestellen.
Die Motivation für Stefan Freitag, sich für die Stammzellen-Spenderkartei zu registrieren, war ein Gespräch auf der Arbeit. Der Liesborner recherchierte und ließ sich dann ein Test-Kit nachhause liefern. „Es ist genauso einfach, wie es beworben wird: Stäbchen rein – Spender sein“, berichtet der Familienvater. Am „Klingeldienstag“ haben dann zwei Menschen in Deutschland einen Anruf bekommen. „An diesem Tag erfuhr ich, dass ich als Spender infrage komme. Ich war glücklich und aufgeregt.“ Über die Identität eines Spenden-Empfängers erfährt man nichts. Für Stefan ging es mit einem weiteren Test weiter. Ein Blutentnahme-Kit wurde per Post zugestellt. Eine entsprechend geschulte Bekannte kümmerte sich um die Entnahme. Zwei Labore überprüften die Werte. Am 16. April kam dann die nächste Mitteilung. Ein Volltreffer!
Ende April reiste Stefan Freitag mit einer Begleitperson zu einem „DKMS Collection Center“ nach Dresden. Nach Bluttest, EKG und Ultraschall gab es tags darauf die Freigabe für die Stammzellenspende. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, dass man jemanden das Leben retten kann, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu begeben. Als Feuerwehrmann kenne ich das gute Gefühl, wenn man helfen kann. Aber bei einem Einsatz weißt du die, was passieren kann“, sagt der Liesborner.
Am 16. Mai ist der große Tag gekommen: Die Stammzellenentnahme findet statt. Nach einem reichhaltigen Frühstück wird man an eine Maschine angeschlossen. Eigentlich ist das ähnlich wie beim Blutspenden. Das entnommene Blut wird speziell aufbereitet. Rund 3,5 Stunden dauert der Vorgang im Fall von Stefan. Nach 3, 12 und 24 Monaten wird er über den Zustand der unbekannten Spendenempfängerin informiert. Nach zwei Jahren besteht dann die Möglichkeit einer persönlichen Kontaktaufnahme: „Ich würde die Person sehr gerne kennenlernen und hoffe, dass sie schnell gesund wird.“
Die nächste Mission: Andere begeistern, ebenfalls zu helfen!
„Als Feuerwehrmann in der Freiwilligen Feuerwehr weiß ich, wie wertvoll ein Menschenleben ist. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Ich möchte mit meiner Stammzellenspende andere Menschen motivieren, sich ebenfalls registrieren zu lassen. Jeder Eintrag in der Stammzellen-Kartei kann dazu beitragen, ein Menschenleben zu retten. Ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt Stefan Freitag. Über seine Erfahrungen erzählt er auch den Menschen in seinem Umfeld. Als Mitglied des aktuellen Schützenthrons im Liesedorf konnte er viele im Hofstaat überzeugen, sich ebenfalls zu registrieren. Als aktiver Fußballer bei den „Alten Herren“ des SV Westfalen 21 motiviert er seine Mitspieler für menschenlebenrettendes Teamplay außerhalb des Fußballplatzes.
„Meine Frau und meine Schwester gaben mir den nötigen Motivationsschub. Dafür bin ich beiden sehr dankbar. Jetzt möchte ich auch anderen von meiner Geschichte erzählen und sie begeistern, sich für Andere einzusetzen und damit vielleicht ein Leben zu retten! Der schönste Moment der Spendenaktion nach dem Anruf, dass meine Spende helfen kann, war die Reaktion meines Sohnes Luca. Er kam zu mir, umarmte mich und sagte, dass ich das unbedingt machen soll und dass er stolz auf mich sei. Papa, du bist mein Held, hat er gesagt. Helden sehen sicher anders aus, ich wollte nur helfen!“, so der Familienvater. Alltagshelden brauchen eben keinen Superheldenanzug. Nur die Bereitschaft, anderen zu helfen.
Informationen zu Stammzellenspenden gibt es unter anderem bei der DKMS (externer Link) und der WSZW (externer Link). Ansonsten helfen natürlich jederzeit auch „Normale“ Blutspenden. Infos dazu gibt es beim DRK Ortsverein Wadersloh (LINK). Dort kann man sich – wie auch in der Freiwilligen Feuerwehr Wadersloh (LINK) jederzeit ehrenamtlich engagieren.
Fotos/Text: B. Brüggenthies