Liesborn (mw/bb). Hinter dem Team des Museums Abtei Liesborn liegen anstrengende Tage, Wochen, Monate, Jahre. Sechs Jahre nach Bekanntgabe des Rückkaufs des Evangeliars und drei Jahre nach dem Beginn des Großumbaus dürften sie am späten Sonntagabend nach dem Ende des Bürgerfestes allesamt erstmal tief durchgeatmet haben. Sie sind das eigentliche Herzstück des Museums, denn sie kümmern sich um die Abläufe vor Ort, planen Ausstellungen, weisen den Weg, nehmen sich Zeit, kuratieren Ausstellungen und tragen neben Verantwortung stets ein freundliches Lächeln im Gesicht. Somit sind sie neben dem „Liesborner Evangeliar“ sozusagen das kostbarste Gut des Museums, denn sie sorgen dafür, dass sich Museumsbesucherinnen und -besucher im Liesedorf wohlfühlen.
Ein Museum verband man früher mit alten Möbeln, Abbildungen längst verstorbener Menschen, Haushaltswaren hinter Vitrinenglas. Seit vielen Jahren tritt man am Abteiring den Gegenbeweis an: Kultur kann spannend sein. Nein! Sie ist spannend! Ein als Gebäude manifestiertes Netflix, bei dem Historisches, ein Krimi, Natur-Doku und Abenteuer mit allen Sinnen erlebt werden können. Ein buntes Programm ohne Altersbeschränkung und barrierefrei. Wer die Treppen am neuen Haupteingang zur neuen Infothek hochschreitet, der braucht kein Popcorn, bekommt aber auf Wunsch liebevoll erstelltes Merchandise, einen doppelten Espresso und Infos zum reichhaltigen Angebot.
Wer den Gang rechts herumgeht, darf sich auf die „Digitale Klosterbibliothek“ und die überwältigende Evangeliar-Ausstellung freuen. Beste Bildqualität, toller Kontrast, kraftvoller Sound und kaum in Worte zu fassen. Links geht es in den 2004 erstellten Neubau. Hier wartet aktuell die Ausstellung zu Wald, Wolf, Wildnis darauf entdeckt zu werden. Ein weiterer Blockbuster – gerne mit Überlänge, interaktiv und in 3D ohne Preisaufschlag!
Ein Museumsbesuch in Liesborn ist ein Kurzurlaub (besser noch ein Tagesausflug), der das eigene Wissen erweitert, neue Perspektiven aufzeigt, zum Nachdenken und Innehalten anregt. Ein kulturelles Erlebnis, das beeindruckt, verschiedene Kunstformen präsentiert, unterhaltsam und lebendig ist. Wenn der Alltagsstress groß ist, dann ist das Museum Abtei Liesborn der eine Ort in der Gemeinde Wadersloh im Münsterland, der einen zur Ruhe kommen lässt. Eine museale Auszeit, in der man sich in Kunst und Kultur vertiefen kann.
Es ist eine Inspiration zu sehen, wie mit viel Hingabe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedes Detail beachten. Wenn im Museums-Shop der kleine Holzständer für die limitierte Evangeliar-Miniaturseite aus echtem Kloster-Bohlen-Holz geschnitzt ist und die Museumspädagogin vor lauter Freude über das neue Material für die Schulklassen leuchtende Augen hat, weiß man: Die Menschen, die hier arbeiten, lieben Kunst, Kultur und deren Vermittlung. Von den Reinigungskräften und Besucherservice (Kathrin Grones), über die Museumstechniker (Burkhard Fischer, Guido Kaufmann), Museumspädagog*innen und der Verwaltiung (Antje Mengelkamp, Annette Herzog), wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen/Volontärinnen und Kuratorinnen (Saskia Timmas, Yvonne Püttmann, Mara Woltering), Pressesprecher*in (Kerstin Butz, Felix Höltmann) des Kreises bis hin zur Museumsleitung (Dr. Sebastian Steinbach, Dr. Jutta Desel).
Der Besuch vom Museum Abtei Liesborn ist für alle Altersklassen eine Bereicherung. Aber das Angebot vor Ort wird vor allem dadurch lebendig, wenn ein Team im Hintergrund funktioniert und das Erbe des einstigen Frauenstifts und Benediktinerklosters auch 1000 Jahre nach der Gründung am Leben erhält und ein ganzes Dorf namens Liesborn, das stolz auf sein Wahrzeichen ist.
Ein paar kleine Tipps zum Schluss (sozusagen als Bonusmaterial):
- Vorzugsweise mit dem Rad anreisen und auf dem Weg nach Liesborn den „Kunst- und Kulturpfad“ entlangfahren und die frische Waldluft vom „Liesborner Holz“ einatmen.
- Ein Kaffee-Heißgetränk im kleinen Museums-Café samt Aussicht genießen.
- Mindestens 10 Minuten im Evangeliar-Raum den Klängen im Hintergrund (eingesungen vom Musikverein in Diestedde) lauschen und dazu die Bilder vor Ort wirken lassen.
- die aktuelle Ausstellung „Wald. Wolf. Wildnis“ im Anbau besuchen (auf zwei Ebenen, einmalig abwechslungsreich).
- die begleitende NABU-Ausstellung erkunden (keine Angst, der Wolf dort ist nicht echt und hinter Glas)
- Mindestens ein Kapitel des Evangeliars in der „Digitalen Klosterbibliothek“ nachlesen (auch ohne Latinum machbar!)
- Zwei, drei Sätze mit den Mitarbeiter*innen des Museums sprechen und dabei die Wertschätzung für die sehenswerten Präsentationen ausdrücken!
- Gerne häufiger nach Liesborn kommen und auch die kommenden Ausstellungen besuchen, an den Führungen teilnehmen und Karten für die kommenden Konzerte des ältesten Kammermusikfestivals Westfalens („Liesborner Museumskonzerte“) kaufen!
- Allen Freunden und Bekannten erzählen, wie erlebnisreich ein Museumsbesuch ist!
- Weniger Netflix schauen und stattdessen Kulturveranstaltungen besuchen und mehr Bücher lesen (es muss ja nicht zwingend immer ein Evangeliar sein).
Fotos/Text: B. Brüggenthies