Liesborn (mw/bb). Der Wolf hatte es in Deutschland nicht immer leicht. In Märchen, Legenden und Sagen kommt er meistens nicht so gut weg, hat er es doch unter anderem auf das Rotkäppchen, einem gewissen Peter oder die sieben Geißlein abgesehen. Für seine Imagepflege bietet sich eine PR-Kampagne bestens an, um auch seine anderen Seiten gekonnt in Szene zu setzen.
Welche Beziehung der Mensch jetzt und in Zukunft mit der Natur eingehen möchte, thematisiert die neue Ausstellung „Wald Wolf Wildnis“ im Museum Abtei Liesborn. Die Künstlerin Gisela Krohn hat dazu 63 Arbeiten von 27 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zusammengestellt, die ein faszinierender Einblick in die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Wolf und seiner Umgebung möglich machen.
Das Werk „My Brother is my Enemy“ von Shaarbek Amankul zeigt als Hauptplakatmotiv der Ausstellung in ambivalenter Weise, wie sehr das Raubtier zum Lebensumfeld gehört. Der kirgisische Künstler porträtiert sein Heimatland und die Lebensweise der Nomaden. Den wandernden Wolf als Jäger versteht er als Bruder, der Gefahr und Konkurrenz bedeutet und selbst zum Jagdziel wird. Eine menschliche Figur mit dem Kopf eines Wolfes sitzt vor einem erlegten Tier. Der vermeintliche Widerspruch zeigt hier die Ähnlichkeit des Menschen zu den Wölfen. Wie jedes der 63 Werke bleibt die Interpretation den Betrachtenden überlassen. Dabei überrascht die Ausstellung mit einer vielfältigen Auseinandersetzung der beteiligten Kunstschaffenden mit den spannenden Themen Wald, Wolf und Wildnis.
Der künstlerische Blick auf den Lebensraum der Wölfe manifestiert sich in einem Kunstraum auf zwei Ebenen im Museum Abtei Liesborn. Die Ausstellung soll zur Diskussion anregen und der Gesellschaftsdebatte um die Rückkehr der Wölfe geistige Nahrung geben.
Für Gisela Krohn ist es die vierte Station von „Wald Wolf Wildnis“. Wie bei den vorangegangenen Ausstellungen wurden einzelne Werke ausgetauscht und die Ausstellung an den örtlichen Begebenheiten angepasst. Die Intention blieb gleich: Den Wolf als Sinnbild für das Unbequeme in der Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt aufzuzeigen und ihn zugleich als Tier zu zeigen, dem ein Platz auf dieser Welt gebührt.
NABU-Wanderausstellung und umfangreiches Rahmenprogramm
Mit der Rückkehr der Wölfe, die eigentlich als ausgerottet galten, kehrt auch die Debatte über den Umgang mit den Raubtieren zurück. Immer wieder verunsichern Medienmeldungen über vermeintliche Einzelsichtungen. Hier bedarf es sicher Aufklärungsarbeit. Auch die liefert die Ausstellung gleich mit. Mit der ergänzenden NABU-Wander-Ausstellung „Wolfswissen zum Anfassen“ gibt es interaktive Möglichkeiten, brennende Fragen zum Thema Wolf näher zu ergründen.
Des Weiteren haben die beiden Kuratorinnen Dr. Jutta Desel und Saskia Timmas in Zusammenarbeit mit dem Naturhof Beerhues ein umfangreiches Rahmenprogramm konzipiert. Darunter zählt ein „Wildholzschnitzen“ (14. April), ein Wald-Erlebnis-Ausflug für Familien mit Natur-Scout Eduard Müller (7. Mai) und eine Wildpflanzenführung (4. Juni). Drei weitere Veranstaltungen beleuchten das Thema Wolf in Filmen. Am 17. Mai („Der Herr der Wölfe“), und 16. Juni („Die Rückkehr der Wölfe“) sind Filmabende mit den jeweiligen Filmemachern in Vorbereitung. Am 10./11. Juni gibt es einen Workshop mit Doro Seror („Joy of Waving – Märchen und Sagen“).
Die Ausstellung ist ab sofort (31. März 2023) bis zum 18. Juni in Liesborn zu sehen. Weitere Infos gibt es unter www.museum-abtei-liesborn.de.
Impressionen: „Wald Wolf Wildnis“ im Museum Abtei Liesborn
Fotos/Text: mw/bb.