Diestedde/Beckum (mw/bb). Das Diestedder Wahrzeichen Crassenstein als Denkfabrik? Dieser Plan ist längst Realität. Mit der Ansiedlung des Innovationszentrums Westfalen auf Schloss Crassenstein geht es seit rund zwei Jahren um die Erforschung neuer Baustoffe. Mit dem geplanten Bau des neuen Hauptquartiers des DRK Kreisverbands Warendorf-Beckum in Neubeckum steht das Innovationszentrum nun kurz vor seinem ersten gemeinsamen Großprojekt. Das ehrgeizige Baukonzept sieht die Verwendung nachhaltiger Baustoffe und Fassadenteile aus dem 3D-Drucker vor. Die innovativen Pläne stellten die Gesellschafter Georgios Staikos (STAIKOS 3D GmbH), Dr. Frank Röschinger und Dr. Karl-Uwe Strothmann sowie Detlef Weißenborn, hauptamtlicher Vorsitzender des DRK-Kreisverbands, am Mittwochabend in Diestedde vor.
Trotz ihrer gänzlich verschiedenen beruflichen Hintergründe haben die vier Gesellschafter (neben den oben genannten gehört auch Dr. Reinhold Festge dazu) der Innovationszentrum Westfalen GmbH ein großes gemeinsames Ziel: Die Region voranzubringen. Die Gründungsidee resultierte aus dem Projekt des deutschlandweit ersten gedruckten 3D-Hauses. Das Ziel für weitere Projekte ist die Vereinfachung wirtschaftlicher Prozesse.
Mit der Umsetzung des Neubaus des DRK-Verwaltungsgebäudes setzt man jetzt erneut auf Innovation. Auf einem 900 m² großen Grundstück in Nähe der Moschee in Neubeckum wird die dort bereits befindliche DRK-Fahrzeughalle um ein weiteres Gebäude ergänzt. In Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro „ars“ aus Münster wird bei dem neuen Verwaltungsgebäude ganz auf modernes Bauen gesetzt, gleichzeitig soll effizienteres Arbeiten und Reduzierung des benötigten Personals erreicht werden. Als besonderes Leuchtturmprojekt wird das Neubauprojekt im Rahmen des Programms „Digitalisierung der Bauwirtschaft und Innovatives Bauen“ vom Land NRW gefördert. Umgesetzt werden muss das Bauprojekt bis Ende 2024.
DRK Kreisverband verdoppelt die Fläche seines Hauptquartiers
Für den Kreisverband des DRK mit derzeit 8.500 Mitgliedern (rund 4.000 Aktive) ist der Neubau mit einer Verdopplung der zur Verfügung stehenden Fläche von 450 auf 900 m² verbunden. Platz, der dringend benötigt wird. Während der DRK Ortsverein Neubeckum im bisherigen Gebäude bleiben wird, entsteht im Baugebiet „Mark 1“ ein modernes Verwaltungsgebäude mit Schulungsräumen. Das Deutsche Rote Kreuz nimmt bundesweit viele Aufgaben wahr, darunter Blutspendeaktionen, Erste Hilfe und Katastrophenschutz. Aber auch im Bereich der Sozialen Arbeit und im Kreis Warendorf, insbesondere auch als Träger von KiTas und einer OGS ist das DRK aktiv. Durch das erhebliche Wachstum in diesen Bereichen geht ein höherer Personalbedarf einher. Das bisherige Bürogebäude am Rathaus in Neubeckum ist an der Kapazitätsgrenze.
In dem Neubau ermöglichen die Seminarbereiche Kurs- und Schulungsangebote für Erzieher*innen. Bewährt habe sich laut Detlef Weißenborn das Alltagshelfer-Programm in den KiTas. Durch Weiterschulungen können so Ergänzungskräfte für die KiTas gewonnen werden. Mit einem Pilot-Lehrgang in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband (LWL) können aus Ergänzungskräfte Fachkräfte werden. Angesichts des Fachkräftemangels eine Win-win-Situation. Neben den Schulungsräumen werden 20 Büros in dem neuen Verwaltungsgebäude untergebracht. Darüber hinaus die obligatorischen Sozial- und Sanitärräume.
Produktionsverfahren, Baustoffe und Ausstattung sind auf Nachhaltigkeit ausgerichtet
Mit einem Investitionsvolumen von 2,7 Mio. Euro soll das Projekt bis zum Jahresende 2024 verwirklicht werden. Ein durchaus ehrgeiziger Zeitplan. Rund die Hälfte der verwendeten Baustoffe soll aus neuartigen Materialien stammen. Darunter zählen ein Geo-Polymer-Zement, ein Holz-Zement-Stein, Schaum-Zement für die Isolierung und eine Carbon-Decke. Die Baustoffe sollen leichter und dünner sein und werden zum Teil in Zusammenarbeit mit Holcim hergestellt. Ziel der neuartigen Verfahren ist die Reduktion von CO₂. Für die Fassade werden Teile aus dem 3D-Beton-Drucker erstellt. Dabei wird unter anderem Bauschutt recycelt. Fenster und Rahmen können direkt mit dem Kran montiert werden, so dass der Bau schnell geschlossen werden kann. Mit Photovoltaik und Speicher soll das Gebäude möglichst energieautark werden. Da es sich bei dem DRK-Bau um ein Pilotprojekt handelt, werden Teile dieser besonderen Verfahren sichtbar gelassen. Eine wissenschaftliche Begleitung der Baumaßnahme ist fest vorgesehen.
Bei dem Bau spielen aber nicht nur die Optimierung von Verfahrensprozessen und Nachhaltigkeit eine große Rolle. Das Thema Gesundheit soll durch die Installation von Keimschleusen Einzug in dem innovativen Neubau finden. Damit sollen Infektionsrisiken minimiert werden.
Foto/Text: mw/bb.