Wadersloh (mw). Mit rund sechzig Frauen war der regelmäßig stattfindende „Morgentreff der Frauen“ der katholischen Kirchengemeinde St. Margareta zum internationalen Weltfrauentag gut besucht. Herzlich begrüßt wurde die aus Wadersloh stammende Bürgermeisterin von Oelde, Karin Rodeheger, als Gastreferentin.
In vielen Ländern der Welt, in Deutschland aber nur in Berlin, sei der Internationale Frauentag inzwischen ein gesetzlicher Feiertag, stellte Doris Adrian einleitend zum Weltfrauentag fest, der jährlich am 08. März begangen wird. Noch bis 1958 durfte eine Frau in Westdeutschland nur mit Erlaubnis des Ehegatten ein Konto eröffnen und bis 19777 auch nur dann berufstätig sein, wenn das “mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar” war. Im 21. Jahrhundert sollten Frauenrechte kein Problem mehr sein, der Blick in Länder wie Afghanistan und Iran zeige jedoch gegensätzliche Entwicklungen auf – und auch in Deutschland sei noch Luft nach oben.
Der Internationale Frauentag geht auf die Arbeiterinnenbewegung von Mitte des 19. bis zum 20. Jahrhundert zurück. Erste entscheidende Momente waren Demonstrationen und Streiks von Textilarbeiterinnen in den USA seit 1858. Die Idee zum Internationalen Frauentag stammt ursprünglich aus den USA. In Deutschland ist dieser bedeutende Tag auf Initiative der Frauenrechtlerin und Sozialistin Carin Zetkin zurückzuführen, die sich 1910 in Kopenhagen gemeinsam mit anderen Frauen aus Europa für den Frauentag einsetzte. Im März 1911 fand der erste „Internationale Tag der Frauen“, an dem weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht wurde, in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt.
Nach dem gemeinsamen Frühstück sprach Karin Rodeheger über ihre Arbeit als Bürgermeisterin von Oelde und zum Weltfrauentag. Aufgewachsen in der Bauernschaft Geist in Wadersloh, habe sie in Diestedde die Grundschule besucht und am Gymnasium Johanneum in Wadersloh das Abitur gemacht. Neben dem Studium zur Diplom-Betriebswirtin stellte sie den Zuhörerinnen ihren weiteren beruflichen Werdegang bis zur Wahl zur parteilosen Bürgermeisterin im September 2020 von Oelde vor. In ihrem Amt übernimmt sie nicht nur repräsentative Aufgaben, sondern sie steht auch an der Spitze einer Verwaltung von 350 Mitarbeiter*innen.
Nicht nur als Bürgermeisterin, sondern auch als Verwaltungschefin war es aus Sicht Rodehegers ein guter Anlass, zum „Morgentreff der Frauen“ eingeladen worden zu sein. Für viele Frauen stelle sich die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wobei oft die Lasten noch bei den Frauen lägen. Den Frauen machte die Bürgermeisterin Mut zum Umdenken, ihre eigenen Stärken zu sehen. Auch Frauen müssten nicht immer perfekt sein. Dinge entwickelten sich rasant und sie sollten den Anschluss nicht verpassen. Auch im kirchlichen Bereich sei die Rolle der Frau von großer Bedeutung.
Viele Herausforderungen in den Kommunen müssten von Bürgermeister / innen angefasst werden. Es gebe immer Themen, mit denen keiner rechne, Beispiel Corona. Das Land NRW habe eine gute soziale Abdeckung. Vor den Kommunen lägen große Aufgaben, die kreative Chancen beinhalteten und aus denen man gestärkt hervorginge. Frauen machten einen guten Job und würden wahrgenommen. Mütter seien gute Vorbilder und leisteten Erziehung ohne Bezahlung. Jeder Mensch sei wichtig in der Gesellschaft, mit allen Schwächen und Stärken. Frauen müssten verinnerlichen, was sie ihren Kindern mitgäben. Wadersloh sei schön, lebens- und liebenswert, biete alle Möglichkeiten und alle Schulen, die das Rüstzeug für das spätere, berufliche Leben vermittelten. In der Großgemeinde seien viele Arbeitsplätze vorhanden. Der Radweg zwischen Diestedde und Oelde habe vieles an Vernetzung geschaffen. Darüber hinaus komme man schnell in größere Städte.
Doris Adrian und Karin Rodeheger stimmten abschließend darin überein, dass das Ehrenamt in den Familien immer noch Frauensache sei. Frauen als Angehörige würden extrem gefordert und sie kämen an die Grenzen der Belastung. Sozialkontakte zur Koordinierung des Alltags seien unerlässlich. Das Ehrenamt habe einen hohen Stellenwert und sei der Kitt der Gesellschaft. Mit Applaus und einem Blumenstrauß dankte der Morgentreff Karin Rodeheger für ihren Besuch.
Fotos/Text: E. Schultz