Kreis WAF (mw). Vor genau einem Jahr (24. Februar 2022) begann Russland seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Auch nach 12 Monaten im Krieg ist derzeit kein Ende der Auseinandersetzung absehbar. Das Leid der Zivilbevölkerung lässt sich kaum in Worte fassen. Der Landrat des Kreises Warendorf, Dr. Olaf Gericke, hält Rückschau auf den Beginn des Krieges und die Reaktionen im Kreis WAF. Mehr als 4.000 Schutzsuchende aus der Ukraine haben seit dem 24. Februar 2022 eine sichere Unterkunft in unserem Landkreis gefunden. 3.500 sind bis heute unsere Gäste.
Das Statement von Landrat Dr. Gericke im Wortlaut:
„Mit Entsetzen und voller Abscheu mussten wir vor einem Jahr (Anm. d. Red.: 24.2.2022) sehen, was wir kaum noch für möglich gehalten hatten – den Beginn eines großen Krieges zweier Nationen in Europa mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Vor einem Jahr hat Russland die Ukraine mit einer gewaltigen Armee angegriffen und seitdem zahllose Kriegsverbrechen verübt. Es gab keinerlei Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, sondern es wurden und werden gezielt Wohngebäude oder Krankenhäuser angegriffen und zerstört wie die gesamte zivile Infrastruktur mit Energie- und Wasserversorgung oder Kultureinrichtungen.
In den von Russland besetzten Gebieten gehören Unterdrückung, Folter, Raub, Vergewaltigung, Verschleppung und Mord zum Alltag der Menschen in der Ukraine. Millionen sind aus der Ukraine in westliche Nachbarländer geflohen.
Im Kreis Warendorf haben seit dem 24. Februar vergangenen Jahres mehr als 4.000 Ukrainerinnen und Ukrainer eine sichere Unterkunft gefunden. 3.500 Vertriebe sind auch ein Jahr nach Kriegsbeginn noch bei uns – entweder, weil ihre Städte und Dörfer noch besetzt sind oder weil ihre Existenz in der Heimat vernichtet worden ist.
Ich möchte allen im Kreis Warendorf, die in dieser Ausnahmesituation geholfen haben und anhaltend helfen, von Herzen danken. Viele von Ihnen haben in Ihren Häusern und Wohnungen Ukrainern spontan Unterkunft gewährt. Viele von Ihnen haben sich ehrenamtlich bei der Integration der Menschen, bei Behördengängen oder in anderen Situationen hilfsbereit und solidarisch gezeigt.
Ich möchte auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltungen und der Hilfsorganisationen ausdrücklich danken, die bei der Unterbringung, Registrierung, Integration und Betreuung der Flüchtlinge erneut Außerordentliches geleistet haben. Auch für unsere Schulen und Kindergärten bedeutet die Aufnahme zusätzlicher Kinder eine weitere Herausforderung.
Bereits am 6. März vergangenen Jahren, also weniger Tage nach dem russischen Überfall, haben der Kreis Warendorf und die Stadt Ahlen praktisch über Nacht gemeinsam mit der Ahlener Feuerwehr, dem Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst die erste provisorische Unterkunft für Kriegsflüchtlinge in der ehemaligen Mammutschule eingerichtet.
Viele weitere Unterkünfte in allen Städten und Gemeinden sind hinzugekommen. Bedauerlicherweise mussten auch bereits wieder Sporthallen mit Schutzsuchenden belegt werden. Das wiederum hat negative Auswirkungen auf den Schul- und Vereinssport, der sich nach den Einschränkungen während der Pandemie gerade erst erholt.
Wir wollen den aus der Ukraine vertriebenen Menschen helfen – und das tun wir mit aller Kraft. Die Kommunen, aber auch die Ehrenamtlichen. Und dennoch sind unsere Mittel begrenzt. Wir brauchen mehr Unterstützung des Bundes und mehr Wohnungen.
Der barbarische Angriffskrieg von Putins Russland hat zu einer Zeitenwende in Europa geführt. In Politik und Öffentlichkeit werden Debatten über militärische Waffen geführt, die der Ukraine, aber der eigenen äußeren Sicherheit wegen zur Verfügung gestellt werden müssen. Das wäre vor einem Jahr noch unvorstellbar gewesen. Auch im Kreis Warendorf befassen wir uns intensiver als zuvor mit Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz und wappnen uns etwa gegen Stromausfälle oder andere außergewöhnliche Situationen.
Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass der Frieden verletzlich und nicht selbstverständlich ist. Wir alle hoffen, dass wieder Frieden in Europa einkehrt, aber wir müssen wachsam bleiben gegen die größten Feinde des Friedens, die Feinde der Humanität.“
Quelle: Kreis WAF, Fotos: Kreis WAF