Oelde-Stromberg (mw). Sonntag, der 12. Februar 2023, steht auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde ganz im Zeichen einer vermeintlich fremden Gedankenwelt jenseits der Norm. Im Rahmen des intermedialen Projekts „outside | inside | outside – Literatur und Psychiatrie“ der LWL-Literaturkommission zeigt das Nottbecker Gartenhaus-Kino um 16.00 Uhr den Film „Autistische Spiele“ des Konzept- und Filmkünstlers Tobias Yves Zintel. Anschließend bietet das Ensemble „theater en face“ um 18.00 Uhr mit ihrer Theater- und Tanzperformance „Im Strom“ eindrucksvolle – und auch unterhaltsame – Einblicke in menschliche Abgründe und Seelenzustände.
„Die zitternde Grenze zwischen dem normalen Leben und dem scheinbar gewöhnlichen Schrecken“ – nicht nur Franz Kafka tanzte auf dem gespannten Hochseil der Literatur über inneren Abgründen. „theater en face“ verbindet Texte verschiedener Autorinnen und Autoren zu einem Ritt durch Seelenlandschaften. In fünf Bildern geht es um manische Selbstbeobachtung, sich verrückende Räume, das Gleiten zwischen Wach- und Traumwelten, den autonomen Körper und das tief in uns Verborgene. Was da aus dem Unbewussten hochsteigt, kann erschrecken und erstaunen. Ein ernster Abend also? Mitnichten! Witz und Schärfe der Autorinnen und Autoren ziehen sich als roter Faden durch das feinnervige Textgewebe. Wie kann man Heiner Lauterbach vor Einbrechern retten? Was, wenn die innere Uhr uns dämonisch jagt, die äußere Uhr aber stockend ihren gewöhnlichen Gang geht? Das Stück bietet 70 Minuten gespielte und getanzte Szenen unter Strom!
In seiner filmischen Arbeit „Autistische Spiele“ erzählt der bildende Künstler und Regisseur Tobias Yves Zintel am Beispiel seines autistischen Bruders vom Einbruch des radikal Anderen und des Nicht-Benennbaren in den Schutzraum der Familie. Gemeinsam mit dem Psychiater und Autor Przemek Zybowski analysiert er jenes Spektrum, das sich zwischen den Polen „gesund“ und „krank“ auftut. Der Film findet in einer Mischung aus Performances und dokumentarischem Material sowie von Zintels Bruder gemalten Werken eine ganz eigene, eindrückliche Bildersprache. Im biografischen Detail, das Verhältnis eines „kranken“ Bruders zu seiner Familie, wird die Sozialfigur des Autisten bzw. der Autistin als Allegorie für die Verlautbarung des Unsagbaren im derzeitigen öffentlichen Diskurs sichtbar.
Tobias Yves Zintel ist künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter für Videokunst und Performance an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seine filmischen Arbeiten integrieren verschiedene Genres wie Performance, Dokumentation, Installation, Musik und Theater. In einer eigenwilligen Bildsprache kreiert er Filme, die uns groteske Szenarien, rätselhafte Aktionen und entrückte Universen vorstellen. Mit seinen Filmen ist Zintel in zahlreichen Ausstellungen und Museen sowie auf internationalen Festivals vertreten.
Die Theaterperformance „Im Strom“ und der Film „Autistische Spiele“ sind Beiträge zum Projekt „outside | inside | outside. Literatur und Psychiatrie“ der LWL-Literaturkommission für Westfalen. Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und von der LWL-Kulturstiftung. Das KulturCafé ist am 12.2.2023 ab 13 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen unter Tel.: 0 25 29 / 94 97 900 und www.kulturgut-nottbeck.de
Programm
SO 12.02.2023 | 16.00 Uhr
Filmpräsentation
„Autistische Spiele“ – Tobias Yves Zintel (Regie) / Przemek Zybowski (Autor)
Eintritt frei
SO 12.02.2023 | 18.00 Uhr
Theater
theater en face
Im Strom – Theater und Tanz zum Thema Psychiatrie und Literatur
Mit Frauke Barfues, Paula Berdrow, Marion Bertling, Lena Bodenstedt, Sarah Giese, Heiko Eilers, Uwe Rasch, Torsten Rother und Henning Seidel.
Regie: Xenia Multmeier
VVK: 12 €/10 €; AK: 14 €/12 €
Kartenvorverkauf
Tickets sind beim Kulturgut Haus Nottbeck unter der Tel.: 02529/9497900 oder im Internet auf www.kulturgut-nottbeck.de sowie unter www.reservix.de erhältlich.
Quelle: Kulturgut Haus Nottbeck,
Pressefoto: ohne Urheber-Angabe, zur Verfügung gestellt vom Veranstalter