Wadersloh (mw/bb). Das Deutsche Rote Kreuz ist in Wadersloh nicht nur für seine vielfältigen Einsätze im Katastrophenschutz, bei Blutspendeterminen, Unfallhilfe sowie Sanitäts- und Verkehrssicherung bei vielen Veranstaltungen bekannt, sondern seit mehr als einem halben Jahrhundert auch für seinen großherzigen Sozialdienst im Grenzdurchgangslager Friedland in Niedersachsen. Am vergangenen Wochenende machte sich eine Delegation der DRK Bereitschaft Wadersloh auf den Weg in den Landkreis Göttingen, um Spielzeugspenden für Kinder und Weihnachtsüberraschungen zu übergeben.
Seit 52 Jahren gehört die jährliche Reise im Zeichen der Freundschaft zu den liebgewonnenen Traditionen des DRK Ortsvereins. Begonnen hatte alles 1967 mit einem bundesweiten Spendenaufruf für das Lager Friedland. Der damalige Bereitschaftsleiter Heinz Panreck und Karl Lücke organisierten eine Kleidersammlung vor Ort in Wadersloh. „Für Karl Lücke war die Reise nach Friedland dabei besonders emotional, da er selbst Heimkehrer aus dem Krieg war und über Friedland zurück in die Heimat kam“, erinnerte sich Bernhard Schniederjohann, der die Tradition als Bereitschaftsleiter von 1984 bis 2014 ebenso wie sein Nachfolger Lothar Westkemper mit viel Herzblut und der Hilfe der gesamten Bereitschaft fortführte.
In der Adventszeit 1967 wurden in Niedersachsen tatkräftig die Vorbereitungen für eine Weihnachtsfeier getroffen. Das DRK Wadersloh versprach: „Nächstes Jahr kommen wir wieder und bringen Geschenke und mehr Weihnachtsdeko mit“. Der Rest ist Geschichte: Fortan machten sich jedes Jahr eine Gruppe des DRK Wadersloh auf den Weg nach Friedland. Mit an Bord war auch ein Nikolaus, der durch die damaligen Baracken – dort stehen heute richtige Häuser – zog und die Menschen mit kleinen Geschenken erfreute.
Mit Ausnahme der Corona-Jahre fand weiterhin jedes Jahr eine gemeinsame Weihnachtsfeier vor Ort statt, an der hunderte Gäste teilnehmen und an einem stimmungsvollen Programm teilhaben. Mehr als 30 Jahre lang war Standortleiter Heinrich Hörnschemeyer Ansprechpartner für das DRK. Im Frühjahr 2022 übernahm Klaus Siems die Leitung. Trotz der Auflösung der festen DRK-Betreuungsstelle in Friedland setzt das DRK Wadersloh die Tradition des Weihnachtsbesuchs weiter fort. Nur in diesem Jahr setzt die große Feier aufgrund von Umbauarbeiten noch ein mal aus. Das Überbringen der Geschenke und Nikolaustüten ließ sich die zehnköpfige Delegation aus Wadersloh aber nicht nehmen: Am 11. Dezember ging es auf die Autobahn Richtung Göttingen, um die Menschen in Friedland mit Süßem und Spielzeug zu erfreuen.
Menschlichkeit ist einer der wichtigen Grundsätze des Deutschen Roten Kreuzes. Hilfe leisten und Frieden unter den Völkern leben sorgt seit 52 Jahren für eine freundschaftliche Bande. Das gilt nicht nur für die Fahrt und den Aufenthalt in Friedland, sondern auch bei der gemeinsamen Spielzeugsammlung beim Martinsumzug des Heimatvereins Wadersloh. Nach einer Besichtigung des ehemaligen Bahnhofs und Kaffeepause machte sich die Gruppe am Sonntag auf den Rückweg nach Wadersloh. Im nächsten Jahr steht dann wieder eine große Weihnachtsfeier in Friedland auf dem Programm.
Hintergrund: Das Lager Friedland
Wer den Namen der Gemeinde „Friedland“ heutzutage hört, kann mit der niedersächsischen Ortschaft vielleicht zunächst nichts anfangen. Dabei hat der Ort im Landkreis Göttingen eine große historische Bedeutung. Das „Lager Friedland“ war in der Nachkriegszeit die erste Anlaufstelle für Heimatvertriebene, später für die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft und Kriegsflüchtlingen aus aller Welt. Seit 2011 ist Friedland die offizielle Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Niedersachsen.
Fotos/Text: mw/bb. |
Disclaimer: Diese Reportage entstand im Rahmen der Medienkooperation
zwischen MW und dem DRK Wadersloh