Wadersloh (mw/bb). Im Beisein von Sharon Fehr, dem langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Münster, haben die Gemeindeverwaltung und der Heimatverein Wadersloh am Mittwochabend im Rahmen einer Gedenkveranstaltung das sanierte Eingangstor zum Jüdischen Friedhof an die Jüdische Gemeinde übergeben.
Es sind nur wenige Spuren der jüdischen Gemeinschaft in Wadersloh, die den Holocaust im letzten Jahrhundert überdauert haben: 26 Grabsteine, die seit rund 200 Jahren etwas abseits von Wadersloh in der Nähe der einstigen Paschen-Werke Zeugnis davon geben, dass der Ort Wadersloh das Zuhause von Menschen jüdischen Glaubens war und diese das Dorfleben bereicherten. Als Nachbarn, Freunde, Unternehmer. „In den Adressenlisten von Wadersloh finden wir nach der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten keine der Namen unserer jüdischen Mitbürger mehr. Ihre Namen finden wir an anderen Stellen: Auf den Stolpersteinen vor den Wohnhäusern, in denen sie einst gewohnt haben“, leitete Winfried Schlieper seien bewegende Eröffnungsrede anlässlich des gemeinsamen Gedenktages am Jüdischen Friedhof am Julius-Silberberg-Weg ein.
Tief ergriffen folgten die Besucherinnen und Besucher den Erinnerungen des Heimatvereins, der in den letzten Jahrzehnten viele Anstrengungen unternahm, um das Andenken an die jüdische Gemeinde in Wadersloh zu wahren. Das Vorstandsteam unter Winfried Schlieper setzt damit die Arbeit der vorangegangen Vorsitzenden Hans-Josef Kellner und Herbert Fortmann fort. Mit der Sanierung des Eingangsbereichs zum Jüdischen Friedhof setzte der Verein nun ein weiteres Zeichen der Verbundenheit mit den einstigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen Glaubens, die der NS-Herrschaft zum Opfer fielen.
„Uns ist es wichtig, dass der Charakter dieses Friedhofs erhalten bleibt. Das vorhandene Tor wurde so aufgearbeitet, dass der Davidsstern hier wieder ein Zuhause gefunden hat“, begründete Schlieper die Umgestaltung des neuen Eingangstores. Fachlich beraten hatte dazu im Vorfeld u. a. Dr. Bennie Priddy, die Jüdische Gemeinde und das Denkmalamt. Finanziell wurde die Umgestaltung möglich zur eine finanzielle Unterstützung der örtlichen Geldinstitute sowie der Bürgerstiftung sowie der Gemeinde Wadersloh. Der Rat der Gemeinde hatte der Umgestaltung nach politischer Beratung einstimmig zugestimmt.
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„Der jüdische Friedhof ist ein stummer Zeuge verlorenen jüdischen Lebens in unserer Gemeinde. Die Menschen, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, erinnern uns still, mahnend an alle jene, die nicht hier begraben wurden, weil die Jüdinnen und Juden aus Wadersloh zwischen 1938 und 1945 drangsaliert, gedemütigt, entrechtet, vertrieben und am Ende brutal ermordet wurden“, erinnerte Bürgermeister Christian Thegelkamp an das dunkelste Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte. „Persönliche Schuld haben die Nachgeborenen nicht, und dennoch tragen wir eine Verantwortung gegenüber der Geschichte. Die Erinnerung an die damaligen Gräuel darf niemals aufhören“, dankte Thegelkamp dem Heimatverein für den unermüdlichen Einsatz in der Erinnerungskultur, der sich im Verlegen der Stolpersteine, dem Beitritt zum Riga-Komitee und zuletzt nun in der Neugestaltung des Eingangsbereichs zum Jüdischen Friedhof.
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In seiner bewegenden Trauerrede schilderte der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins, Herbert Fortmann, die Schicksale der deportierten Jüdinnen und Juden aus Wadersloh. Er zeichnete dabei auch die Riga-Reisen des Heimatvereins nach, die letztendlich zum Beitritt zum Riga-Komitee führten, dem Städtebündnis für das Erinnern und Gedenken an die Deportation von Jüdinnen und Juden. Die drei Schülerinnen der Sekundarschule Alona Böckmann, Emily-Sophie Hnida und Ewelina Bragulla zeichneten die Schrecken der Pogromnacht in einer vorgetragenen Reportage nach.
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Sharon Fehr, Landesvorstandsmitglied des Landverbands der Jüdischen Gemeinde Westfalen, war als Ehrengast bei der Gedenkveranstaltung vor Ort. Der Münsteraner zeigte sich beeindruckend von dem Engagement in Wadersloh. „Ich freue mich in eine Stadt zu kommen, die sich nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten ihrer jüdischen Geschichte erinnert. Sie setzen damit Zeichen gegen das Vergessen der Ausgrenzung, ein Zeichen gegen die Verfolgung, Entrechtung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas während der Schreckensjahre 1933–1945. Es sind gleichzeitig auch überzeugende Zeichen gegen Antisemitismus, die sie hier in Wadersloh setzen“, stellte Fehr heraus.
Exklusiver Videomitschnitt
Bildergalerie: Gedenkveranstaltung am Jüdischen Friedhof
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Fotos/Video/Text: Brüggenthies