Wadersloh (mw/bb). Mit einem weiteren Veranstaltungs-Höhepunkt anlässlich des 75. Gründungstag des Heimatvereins Wadersloh wurde am Samstagabend der Jubiläums-Festakt in der Aula des Johanneums gefeiert. Eine Zeitreise durch die bewegte Geschichte des Vereins und die musikalische Begleitung durch Henrik Streffer und Daniel Pottgüter sorgten für einen bunten Abend im Zeichen des dörflichen Miteinanders. Vor allem war es aber auch ein Abend, der deutlich machte, wie wertvoll Ehrenamt und vereinsübergreifende Zusammenarbeit in Wadersloh sind.
„Gestern – heute – morgen: Drei einfache Worte, die aber genau das beschreiben, wofür der Heimatverein steht“, leitete Laudator Stefan Wapelhorst von der Kolpingsfamilie seine Festrede für den Traditionsverein ein, der auf 75 Jahre Heimatliebe zurückblickt. Der Tradition verbunden, mit großem Einsatz für die Erinnerungskultur. Im Hier und Jetzt verwurzelt, dank zahlloser Veranstaltungen und Aktionen, wie dem Martinsumzug oder die Apfelsaftaktionen für die Grundschule und dabei immer auch die Zukunft im Blick durch die lebendige Ausgestaltung der Dorfgeschichte. Der Heimatverein Wadersloh hat sich immer dafür eingesetzt, die Geschichte des Dorfes mit all seinen Facetten sichtbar zu machen und dabei auch die dunkleren Kapitel zu beleuchten: Durch die Arbeit von Hans-Josef Kellner (gest. 2017), Herbert Fortmann und Winfried Schlieper und ihren Vorstandsteams war das Gedenken an die einstigen, jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Opfer des Holocausts waren, immer eines der wichtigsten Themen. Mit dem Beitritt zum Riga-Komitee, der Sanierung des jüdischen Friedhofs und dem jährlichen Pogrom-Gedenken am 9. November zeigt der Verein viel Engagement.
Immer im Fokus ist aber auch die Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen in der Gemeinde: Grußworte der stellvertretenden Bürgermeisterin Maria Eilhard-Adams, Stefan Wapelhorst (Kolpingsfamilie), Friedrich Streffer (Heimatverein Diestedde) und Ekkehard Schulze Waltrup (Heimatverein Liesborn) und Thomas Mühr (Heimatverein Faulungen, Thüringen) sowie die aktive Hilfe der DRK Bereitschaft Wadersloh und der Kolpingjugend zeigten eindrucksvoll, dass die Arbeit des Heimatvereins für eine lebendige Dorfgemeinschaft keine Einbahnstraße, sondern vielmehr ein bunter Boulevard des Ehrenamts ist, ein gesellschaftlicher Aktivposten in der Gemeinde.
Heimat definiert der Heimatverein als ein herausragendes Thema für alle Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und sozialem Status. Heimat bedeutet, an einem Ort angekommen zu sein. Eine wichtige zukünftige Aufgabe wird darin gesehen, Neu-Ankommenden ein Gefühl für die neue Heimat zu vermitteln und ihnen ein Heimatangebot zu machen. „Der Heimatverein Wadersloh stellt die drei Themen Mensch, Natur und Kultur in den Mittelpunkt. Der Heimatgedanke soll dabei an Solidarität, Gemeinwohl und demokratische Verständigungsformen erinnern“, erläuterte Winfried Schlieper, Vereinsvorsitzender seit 2019, in seiner Begrüßungsrede. Nach den Festreden stand auch am Abend der Heimatgedanke im Mittelpunkt. Mit einem gemeinsamen Abendessen und der musikalischen Unterstützung der beiden Lokalmatadoren Henrik Streffer und Daniel Pottgüter gab es angeregte Gespräche in der Aula des Johanneums.
Auch nach dem großen Jubiläums-Festakt geht es weiter mit dem vielfältigen Vereinsprogramm: Am 9. November 2022 wird ab 16 Uhr zu einer Gedenkfeier zum Andenken der Opfer der November-Pogrome 1938 eingeladen. Die Ansprache hält in diesem Jahr der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Wadersloh, Herbert Fortmann. Im Anschluss erfolgt die Übergabe des neugestalteten jüdischen Friedhofstors an den LWL. Am 10. November 2022 ab 17 Uhr findet der traditionelle Martinsumzug statt. Fest steht: Auch nach 75 Jahren liegt dem Heimatverein Wadersloh viel daran, mit großem Heimatherz das Dorfgefüge aktiv mitzugestalten: Durch eine bunte Willkommenskultur für alle Menschen in Wadersloh.
Hintergrund: Die Gründung des Heimatvereins in Wadersloh
Entstanden ist der Heimatverein nach dem Ende des 2. Weltkrieg. Nicht nur Gebäude, sondern auch Land und Zusammenleben mussten wieder aufgebaut werden. Der damalige Regierungspräsident Hacketal warb in einem Rundschreiben Ende 1945 für die Gründung von Heimatvereinen, um beim „geistigen Wiederaufbau“ zu helfen. Die nötigen Strukturen sahen die Schaffung einer Zentrale des Heimatbundes in Münster, von Kreisheimatpflegern sowie örtlicher Heimatvereine vor. In Wadersloh hatte Amtsbürgermeister Bornefeld-Ettmann die Aufgabe übernommen und die ersten Schritte zur Gründung in die Wege geleitet.
Der vorläufige Vorstand bestand nach politischer Beratung aus: Theodor Schrage (Vorsitzender), Josef Kottenbrock (stellv. Vorsitzender), Johannes Fasse (Schriftführer), Konrad Niehues (Beisitzer), Heinrich Tilly (Beisitzer) und Heinrich Rodeheger (Beisitzer). Am 14.12.1947 fand der erste große Heimatabend im damaligen Jugendheim statt, der dazu dienen sollte die eingesessenen Bürger und Ostvertriebenen näherzubringen. Dieser Abend war ein voller Erfolg: Damals traten dem Verein 525 Einwohner bei. Die erste Mitgliederversammlung des Heimatvereins fand am 22.02.1948 statt, bei der die Vereinssatzung vorgestellt und angenommen wurde. Den neu gewählten Vorstand bildeten: Josef Kottenbrock (1. Vorsitzender), Konrad Niehues (Stellv.), Willi Hansmeier (Geschäftsführer) und Paul Koke (stellv. Geschäftsführer).
Weitere Termine und Infos über die vielfältige Arbeit des Heimatvereins gibt es auf der Webseite www.heimatverein-wadersloh.de sowie auf Instagram (heimatverein_wadersloh_e.v).
Bildergalerie: Festakt zum 75.-jährigen Bestehen des Heimatvereins Wadersloh
Fotos/Text: Brüggenthies