Kreis WAF / Liesborn-Göttingen (mw/bb). Es ist viel los an der Göttinger Straße zwischen Liesborn-Göttingen und Herzfeld, wenn der Berufsverkehr allmorgendlich über die Straße rollt. Die Anwohnerinnen und Anwohner haben sich über die Jahre an die Lautstärke gewöhnt. Nicht aber an die Geschwindigkeit, mit der die Pendler an den Häusern der Familien vorbeirasen und jedes Mal einen Windzug mit sich bringen. Eine Gefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner der Göttinger Straße, aber auch alle Passanten, die hier zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Das möchten die Anwohner ändern und haben Ende März 2022 ein Anschreiben an den Landrat gerichtet, mit der Bitte zur Prüfung, ob eine Geschwindigkeitsbeschränkung eingerichtet werden. Der Kreis Warendorf und die Kreispolizei sehen dazu jedoch keine Notwendigkeit. Das stößt bei den 18 betroffenen Haushalten auf Unverständnis.
Die Landesstraße L822 hat eine große regionale Verkehrsbedeutung. Die Straße verbindet die Oberzentren Hamm und Lippstadt. Allerdings verleitet die Strecke auch förmlich dazu, dass man aufs Gas tritt. Bei YouTube findet man bei Eingabe der Straßenbezeichnung ein Video, dass einen Motorradfahrer zeigt, der mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde auf dem Tacho über den Asphalt entlang der Lippeauen brettert. Bei einer Geschwindigkeitsmessung im Auftrag des Kreises konnte die Polizei kurz nach den Osterferien allerdings keine gröberen Verstöße feststellen. Nach Aussage des Kreises Warendorf sei die Verkehrsbelastung sogar zurückgegangen und läge deutlich unter dem Landesschnitt. So jedenfalls schrieb es Landrat Dr. Gericke an Anwohnerin Hildegard Nordberg und äußerte durchaus Verständnis für die Schilderungen.
Bei der Göttingerin und bei sämtlichen Nachbarn stößt die Antwort aus Warendorf eher auf Unverständnis. Man hatte sich mehr erhofft vom Kreis. Ende März waren die Anwohner an die Kreisverwaltung herangetreten mit der Bitte, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h im Teil-Bereich der Häuser am Ortsausgang zu prüfen. Rein rechtlich sieht der Kreis hier keine Möglichkeit, da die erforderlichen „besonderen Umstände“ nicht gegeben sein und somit Beschränkungen des fließenden Verkehrs nicht angeordnet werden können. Besondere Umstände wären eine besondere Gefahrenlage, eine hohe Lärmbelastung oder das Vorliegen eines Unfallschwerpunkts. „Was wir nicht nachvollziehen können, ist die Tatsache, dass es an anderer Stelle ja sehr wohl möglich ist. Denn in Richtung Cappel auf der anderen Seite gibt es eine Geschwindigkeitskeitslimitierung. Und das ist die gleiche Straße“, sagt Hildegard Nordberg. Auch in Richtung Herzfeld gibt es eine Tempo-Beschränkung. Nur eben nicht am Teilbereich an der Göttinger Straße.
Stark gemacht hatten sich die Anwohner bereits vor einigen Jahren dafür, als eine Schulbushaltestelle eingerichtet wurde. Vor allem, wenn der Mais im Sommer hochsteht, ist die Verkehrssituation in den Kurvenbereichen unübersichtlich und erschwert es Radfahrern und Fußgängern, die Straße sicher zu queren. Ende März 2022 kam es zu einem schweren Motorradunfall auf der Strecke. „Unsere Nachbarschaft sieht die aktuelle Situation als heikel an. Man sollte bei der Entscheidung nicht sich nur und Unfallstatistiken orientieren. Die Einschätzung des Kreises widerspricht unserem subjektiven Empfinden der tatsächlichen Verkehrssituation und wir hoffen, dass der Kreis, die Gemeindeverwaltung und die Kommunalpolitik sich vor Ort ein Bild machen“, so die Betroffenen. Erst kürzlich wurde einer der Nachbarn auf der Göttinger Straße von einem Auto ausgebremst. Immerhin: Der Landrat teilte auch mit, dass die Entwicklung der Verkehrssituation nun regelmäßig überprüft werden solle. Unter anderem durch regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen. Die Haushalte an der Göttinger Straße wollen weiter am Ball bleiben und sich für die Geschwindigkeitsbeschränkung einsetzen. Sie hoffen, dass der Kreis Warendorf ihrem Wunsch nach mehr Sicherheit doch noch entspricht und die Tempolimits einrichtet.
Foto/Text: mw/bb.